Bedrohung an Schulen: Lehrervertretung fordert Konsequenzen
Es ist niemand physisch verletzt worden, als am Mittwoch fünf verdächtige Jugendliche Lehrkräfte an zwei Hamburger Schulen mit Spielzeugwaffen bedroht haben sollen. Die Hamburger Lehrer*innenkammer fordert trotzdem, aus dem Fall Konsequenzen zu ziehen.
Gewalt an Schulen kommt vor - und zwar nicht nur unter Schülerinnen und Schülern, auch Beschäftigte der Schulen werden angegriffen. "Es gibt gegen unsere Mitglieder körperliche und seelische Gewalt", beklagt die Lehrer*innenkammer. Darum fordert sie: "Das Thema muss an den Schulen enttabuisiert werden." Es müsse also offen darüber gesprochen werden, die Gesellschaft und die Vorgesetzten dürften nicht so tun, als sei es nur Aufgabe der Lehrkräfte, hier zu handeln und pädagogisch gegenzusteuern.
Lehrer*innenkammer: "Fälle systematisch erfassen"
Außerdem fordert die Lehrervertretung, dass Gewaltvorfälle systematisch erfasst werden. Und an allen Schulen sollte es ihrer Ansicht nach Sozialarbeiter und -arbeiterinnen als Anlaufstelle geben. Die Schulbehörde verweist in dem Zusammenhang darauf, dass es zumindest an allen Hamburger Stadtteilschulen Sozialpädagogen und -pädagoginnen gibt, die Sozialarbeit leisten. Dazu kämen weitere einzelne Beratungsangebote - auch für Grundschulen und Gymnasien sowie für Eltern.
Gewerkschaften: "Angst vor Übergriffen ist präsent"
Auch die Gewerkschaften äußern ihre Bedenken zur Sicherheit von Lehrern und Lehrerinnen. Zwar seien solche Fälle wie die von Mittwoch kein Alltag an Hamburger Schulen, das betroffene Personal käme aber sowohl in der Prävention als auch der nachträglichen Betreuung zu kurz, sagte der Geschäftsführer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hamburg, Dirk Mescher. In Hamburg passiere für psychischen Arbeits- und Gesundheitsschutz noch zu wenig. Auch die Lehrergewerkschaften Hamburg sprachen davon, dass die Angst vor Übergriffen bei einigen Lehrkräften präsent ist. Wie stark die Sorge tatsächlich ist, sei laut Pressesprecher Helge Pepperling abhängig von Charakter und Schule. Die jüngsten Vorkommnisse würden aber zeigen, dass ja selbst von Schülern und Schülerinnen der Nachbarschulen Bedrohungen ausgehen könnten.
Lehrerin mit Spielzeugwaffe bedroht
Am Mittwoch war es in Schulen in den Stadtteilen Bahrenfeld und Blankenese zu Bedrohungen von zwei Lehrkräften gekommen. Zwei Jungen im Alter von 12 und 13 Jahren werden verdächtigt, eine Lehrerin der Stadtteilschule Blankenese am Vormittag mit einer Spielzeugwaffe bedroht zu haben. An der Schule Mendelssohnstraße in Bahrenfeld sei dann am Nachmittag eine weitere Lehrkraft bedroht worden. Die Polizei nahm im Zuge eines Großeinsatzes daraufhin die fünf Jungen vorläufig fest - neben den beiden, die die Lehrerin in Blankenese bedrohten, werden drei weitere Schüler im Alter von 11, 12 und 14 Jahren verdächtigt.
Stundenlanger Einsatz der Polizei in Blankenese
Die Bedrohungsaktion in Blankenese hatte einen Großeinsatz der Hamburger Polizei an der Stadtteilschule ausgelöst. Die bewaffneten Beamten und Beamtinnen durchkämmten Raum für Raum und begleiteten Schülerinnen und Schüler aus den Gebäuden. Insgesamt waren 400 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Über der Einsatzstelle kreiste stundenlang ein Polizeihubschrauber.
Kostenübernahme ist noch unklar
Unklar ist noch, ob die Eltern der Jugendlichen für den Großeinsatz finanziell aufkommen müssen. Verschiedene Faktoren müssten laut eines Polizeisprechers dazu noch geprüft werden. Als der Schulbetrieb in Blankenese am Donnerstag wieder aufgenommen wurde, betreute unter anderem ein Kriseninterventionsteam die Schüler und Schülerinnen, die den Vorfall am Vortag in ihren Klassenzimmern erleben mussten.