Antibiotika sind auch in Hamburg gerade Mangelware
Allein durch eine Scharlach-Welle, die durch einige Kitas zog, brauchen aktuell viele Kinder in Hamburg ein Antibiotikum. In den Apotheken werden die Eltern mit ihrem Rezept aber oft abgewiesen, denn Antibiotika sind Mangelware.
Sie werden dringend benötigt, sind momentan aber rar: Antibiotika. Auch in Hamburg ist das der Fall. Rosario Adamo muss für seinen Sohn ein Antibiotikum besorgen, der es wegen einer Lungenentzündung einnehmen soll - und zwar noch drei Wochen. "Da reicht so eine Flasche ungefähr für zwei Tage und wir brauchen die bis zum 18. Mai. Ich hab jetzt die letzten drei genommen, aber wie das nächste Woche aussieht?", sagt der Vater. Er habe schon viel rumtelefoniert, sei bislang aber nicht erfolgreich gewesen.
Patienten fahren oft weit, auf der Suche nach Antibiotika
So wie ihm gehe es aktuell vielen, denen wegen einer bakteriellen Infektion ein Antibiotikum verschrieben wird, sagt Apothekerin Sabine Gnekow. "Wir haben hier Kunden aus Geesthacht, aus Zarrentin, aus Henstedt-Ulzburg und Pinneberg, die wirklich weite Wege fahren und teilweise die fünfte, sechste, siebte Apotheke abklappern, um ein Antibiotikum für ihr Kind zu ergattern." Das sei keine Seltenheit.
Viele Gründe für den Mangel an Antibiotika
Eine Liste zeigt Antibiotika, die hier aktuell nicht vorrätig sind. Das betrifft vor allem den Wirkstoff Penicillin. Die Gründe für die Engpässe sind komplex. Unter anderem haben einige Hersteller ihre Präparate vom Markt genommen. "Es hängt sicherlich ein bisschen mit der Sparpolitik zusammen. Davor haben viele die Beteiligten im Gesundheitswesen seit Jahren gewarnt", sagt Gnekow. Die Firmen würden an den Produkten zum Teil nichts verdienen, obwohl es teilweise lebenswichtige Medikamente seien, die nicht viel kosten würden.
Kostendruck verstärkt die Lieferengpässe
Ein Großteil der Medikamente wird in China hergestellt. Nach Deutschland zu liefern ist wegen der hier niedrigen Preise nicht sonderlich attraktiv. Zuletzt hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen Gesetzesentwurf vorgestellt. Dabei soll der Kostendruck bei der Produktion etwa von Antibiotika verringert werden. Dass auch wieder mehr in Europa produziert wird, wird aber wohl nicht so schnell passieren. Aktuell bleibt den Apotheken wenig anderes als ein pragmatischer Umgang.
Apotheker bilden Netzwerke
"Wir haben Netzwerke gebildet, wir helfen uns gegenseitig, wenn einer etwas hat. Gerade, wenn es noch um Notdienste oder Notfallversorgung geht", sagt Kai-Peter Siemsen von der Hamburger Apothekerkammer. Das seien aber alles Notlösungen. Nicht nur der Mangel an Antibtiotika, die Engpässe bei Medikamenten insgesamt machen deutlich: Die Politik muss dringend echte Lösungen finden.