Göttingen - ein Paradies für Abdo
Abdo (Nachname zum Schutz nicht veröffentlicht) lebt mit seiner Familie seit Ende des Sommers in Göttingen. Sie haben mehr als zwei Jahre gebraucht, um von Aleppo dorthin zu kommen. Die Familie ist vom Norden Syriens über die Türkei und Bulgarien nach Südniedersachsen gekommen. Nun lebt Abdo mit seiner Frau Ilham und den vier Kindern Amira, Rashid, Alan und Valentina in einer kleinen Wohnung in einer Flüchtlingsunterkunft.
Ausgegrenzt und verfolgt
Abdo und seine Familie sind Jesiden und Kurden. Damit waren sie in Syrien doppelt ausgegrenzt und diskriminiert. Dennoch hatte der Familienvater Arbeit. Der hagere Mann mit dunklen Augen und Schnauzbart war Fahrer, flog oft nach Südkorea, um Autos von dort nach Syrien zu überführen. Im März 2013 dann, nach einem Giftgasangriff auf Aleppo, beschloss er, mit seiner Familie zu fliehen und das Afrin-Tal bei Aleppo zu verlassen. Im Frühsommer kamen sie endlich in die Erstaufnahmestelle nach Bramsche, dann nach Göttingen. Eine Sozialarbeiterin betreut nun die traumatisierte Familie, die sehr wenig über die Flucht spricht, aber langsam zu Ruhe kommt. Die Erinnerungen an das Heimattal, in dem Zitronen und Oliven wachsen, beschränken sich auf die Zeit, in der noch alles in Ordnung war - in der noch kein Krieg herrschte.
Neubeginn in Göttingen
Für die Kinder beginnen jetzt Schule und Kindergarten. Alan zählt schon bis zehn, die 13-jährige Amira versteht vieles und Mutter Ilham und Vater Abdo wollen unbedingt die deutsche Sprache lernen. Für den schwer behinderten elf Jahre alten Rashid erhoffen sich Abdo und seine Frau Hilfe. Obwohl Abdo noch immer erschöpft wirkt, glänzen seine Augen. Er hat seit langer Zeit wieder Hoffnung geschöpft - auf ein besseres Leben ohne Gewalt und Krieg: "Bei uns in der Region sagen die Menschen, Mekka ist eine Pilgerstätte. Ich kann jetzt sagen, hier ist das Paradies für uns! Das Wichtigste, was wir hier vorgefunden haben, ist Sicherheit."