Ein Mann schaut traurig zum Fenster hinaus. © Colourbox Foto: -

Kolumne: "Wie ein Astronaut"

Stand: 13.02.2025 05:00 Uhr

Vor fünf Jahren hat sich mit der Corona-Pandemie das Leben der Menschen verändert: Kontaktverbote, Maskenpflicht, Lockdowns. Bundespräsident Steinmeier fordert, diese herausfordernde Zeit aufzuarbeiten.

von Oliver Vorwald

Ich als Astronaut. Mit Overall, Helm, Moonboots. So fahre ich vor fünf Jahren zur Motto-Party nach Hamburg. Ich hätte damals nicht gedacht, dass es die letzte Feier für lange Zeit werden sollte. Wochen später, im März 2020, geht Deutschland in den ersten Corona-Lockdown. Spielplätze werden mit Flatterband abgesperrt, die Schulen geschlossen - Kinos, Theater, Altenheime und Intensivstationen schotten sich ab. Drei lange Jahre bestimmt Corona unser Leben, bis April 2023. Jetzt muss diese Zeit aufgearbeitet, fordert Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Corona: "Nicht wenige kamen sich eingesperrt vor"

Ich vertraue unserer Demokratie. Meine Familie und ich sind ohne Blessuren durch die Corona-Jahre gekommen. Die Wochen mit der Covid-Erkrankung waren heftig, beängstigend, aber keine Probleme mit den Impfungen. Ich weiß, viele andere haben diese Zeit anders erlebt. Nicht wenige kamen sich eingesperrt vor, geradezu "verloren im Weltraum". Fachleute sagen, Deutschland hat die Pandemie erfolgreich überstanden. Dennoch sind nicht alle Maßnahmen gut gelaufen, auch wenn sie wohlüberlegt waren.

Gesellschaftliche Spannungen als Folge der Pandemie

Menschen sind an Covid gestorben, andere tragen Folgeschäden. Und ich denke an die Debatte um das Impfen. Harsch geführt. Teils unversöhnlich. Nicht bloß in der Politik, auch in der Nachbarschaft, in der eigenen Familie. Manche lässt das nicht los. Es bleiben Narben. Bundespräsident Steinmeier vermutet, dass die gegenwärtigen gesellschaftlichen Spannungen auch etwas mit den Verwerfungen der Corona-Jahre zu tun haben. Deshalb: Aufarbeitung jetzt.

"Menschen dürfen nie wieder alleine sterben"

Mir ist wichtig: Nie wieder dürfen Menschen alleine sterben, wie das teilweise geschehen ist. Isoliert, hinter Glas - als wären sie Außerirdische. Menschen leben vom Miteinander, von Nähe. Und die Aufarbeitung sollte nicht nur in Ausschüssen oder Kommissionen geschehen. Es braucht einen Dialog durch die ganze Gesellschaft. Denn die Maßnahmen gegen Covid 19 haben uns alle betroffen. Für mich ist solch ein breit angelegter Prozess mit Hoffnung verbunden. Denn Jesus sagt: "Die Wahrheit wird euch frei machen (Joh 8,32)."

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Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastor:innen und Redakteur:innen ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.

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NDR 1 Radio MV | 16.02.2025 | 07:30 Uhr

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