Kolumne: "Remigration"
"Remigration" ist es also geworden: das Unwort des Jahres 2023. Eine Jury hat es aus mehr als 2.000 Vorschlägen ausgewählt. Darunter Wörter wie "Sozialklimbim", "Heizungs-Stasi" oder "Abnutzungskrieg".
Mit dem Wort "Remigration" hat die Jury ein Wort gefunden, das so ziemlich alle Kriterien erfüllt, die ein Wort zu einem Unwort machen: Es verstößt gegen die Menschenwürde, ist diskriminierend, und es verschleiert, was eigentlich gemeint ist. Wir kennen Migration, also Wanderungsbewegungen von Einzelnen oder Gruppen, oder Immigration und Emigration, also Ein- und Auswanderung, aber "Remigration" … Was so harmlos nach einer Wanderung zurück nach Hause klingt, ist in Wahrheit ein Kampfbegriff von Rechtsextremisten. Es meint nichts anderes als zwangsweise Deportation und erinnert damit an die finstersten Zeiten der deutschen Geschichte.
"Remigration" - Rechtsextremisten planen Deportationen
Und obwohl die Jury "Remigration" als Unwort des vergangenen Jahres gekürt hat, könnte es gerade in diesen Tagen aktueller nicht sein. Denn nur wenige Tage vor der Bekanntgabe kam ans Licht, was Rechtsextremisten im Geheimen planen: Sollten sie jemals an die Macht kommen, wollen sie Millionen Menschen aus Deutschland deportieren. Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen oder deren Haut ihnen nicht weiß genug ist. Anstatt aber offen über Zwangsdeportationen zu sprechen, verwenden sie verharmlosend den Begriff, der zum Unwort wurde.
Für Christen zählen Menschenwürde und Nächstenliebe
Mit dem christlichen Menschenbild lässt sich das nicht vereinbaren. Jesus hat sich allen Menschen zugewandt. Ja, er war gerade bei denen, mit denen die, die sich für besser hielten, nichts zu tun haben wollten. Und für mich als Christen zählen Werte wie die Unantastbarkeit der Menschenwürde, Nächstenliebe und der Wert eines jeden menschlichen Lebens.
Wie gut, dass in den vergangenen Tagen so viele Menschen gegen solche Deportationspläne und gegen das dahinterstehende rassistische Menschenbild demonstriert haben. Und ich finde: Es dürfen gern noch mehr werden, damit das Unwort des Jahres 2023 für immer ein Unwort bleibt.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.