Kinderhand berührt Seniorenhand. © photocase.de Foto: Brilliant Eye

Kolumne: "Opa-allein"

Stand: 17.04.2025 05:00 Uhr

Kinder finden für Gefühle manchmal Worte, die Erwachsene mitten ins Herz treffen. Pastorin Sarah Oltmanns beschreibt das Gefühl des Verlassenseins, das auch Jesus an Karfreitag erlebt hat.

von Pastorin Sarah Oltmanns

"Nicht mich alleine lassen, Opa", sagt Noel, als sich sein Großvater verabschiedet. "Ich lass dich doch nicht allein - Mama ist doch da", antwortet der. Doch Noel schüttelt den Kopf: "Aber ich bin dann Opa-allein."

Da fehlt genau dieser eine Mensch

Opa-allein. Wenn ein Dreijähriger das sagt, dann klingt das niedlich. Und doch spricht er damit etwas ganz Großes aus. Ein tiefes Gefühl, das viele kennen: Da fehlt eben genau dieser eine Mensch. Der sonst immer da ist. Der Halt gibt. Der einfach dazugehört. Und wenn der fehlt, hilft es wenig, wenn der Raum voller anderer lieber Menschen ist. Dann bleibt dieses Gefühl: Ich bin allein. Opa-allein.

Jesus fühlt sich von Gott verlassen

Sarah Oltmanns, Radiopastorin in Schwerin © Sarah Oltmanns
In manchen Momenten fehlt genau dieser eine Mensch, meint Radiopastorin Sarah Oltmanns.

An Karfreitag, da wird in vielen Kirchen, in den Gottesdiensten davon erzählt. Selbst Jesus kennt dieses Gefühl. Am Kreuz ruft er: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Jesus fühlt sich verlassen. Er ist Gott-allein.

Vielleicht kennst Du das. Vielleicht fühlst Du Dich selbst manchmal so: Opa-allein oder Gott-allein. Dann tut es gut, wenn an Karfreitag benannt wird, wie es ist, verlassen zu sein, wenn Trost nicht mehr tröstet und die Hoffnung schweigt.

An Ostern ist das Gefühl der Leere vorbei

Genau in dieser Leere beginnt Ostern. Mit einer Frau, die zum Grab geht: Maria Magdalena. Sie sucht Jesus - und findet ihn nicht. Bis sie eine Stimme hört, die ihren Namen sagt und sie anspricht: "Maria." Und sie begreift: Ich bin nicht allein. Da ist jemand. Da ist Leben. Nicht wie vorher, aber neu.

Ostern heißt: Du bist nicht allein. Die Leere ist vorbei. Du bist gesehen. Gerufen. Gehalten. Dafür braucht es nur eine Stimme, die dich anspricht, die deinen Namen sagt. Oder ein österliches Zeichen gibt: "Ich bin da".

Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastor:innen und Redakteur:innen ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | 20.04.2025 | 07:30 Uhr

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