Kolumne: "Glücksfall Ostern"
In Finnland leben die glücklichsten Menschen. Das liegt nicht nur an der unberührten Natur, Saunagängen und dem Tango. Auch das soziale Vertrauen untereinander ist groß. Die Deutschen hadern eher mit dem Glück.
"Alle rennen nach dem Glück, das Glück rennt hinterher", dichtete schon Bertolt Brecht und trifft den Nagel auf den Kopf: Mit dem Glück ist es eine verzwickte Sache und was wirklich glücklich macht, ist manchmal gar nicht so genau zu beschreiben.
Glück hängt eng mit Gefühlen und Wünschen zusammen
"Bist Du glücklich?" Eine Frage, die oft so einfach daherkommt, und doch meist gar nicht so einfach zu beantworten ist. Aus dem Moment heraus vielleicht schon, aber aufs ganze Leben geschaut findet sich immer etwas, was zum vermeintlichen Glück fehlt. Laut Duden ist das Glück eine "angenehme und freudige Gemütsverfassung, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat." Demnach hängt das Glück eng mit unseren Gefühlen und Wünschen zusammen. Gefühle aber sind meist situativ und wer sich alle Wünsche erfüllen kann, ist noch längst nicht glücklich.
Der Glücksbegriff ist auf das Gemeinwesen ausgerichtet
Die UN fassen den Glücksbegriff größer. Da geht es um ein globales Wohlergehen, heißt: ein gutes oder zumindest ein menschenwürdiges Leben, für alle zu schaffen. Das ist schon mal mehr auf den Gemeinsinn gerichtet und nicht so flattrig, wie das persönliche Glück.
Den Glückseligen gehört das Himmelreich
Jesus dagegen zeichnet noch ein ganz anderes Bild vom Glücklichsein: Glücklich, ja sogar glückselig sind bei ihm die Trauernden, die Verfolgten, die Armen - weil sie einst Trost finden werden und ihnen das Himmelreich gehört. Nein, das alles sind sicherlich keine Attribute, die wir einem glücklichen Leben zuschreiben würden. Und nur auf den Himmel warten will ich auch nicht. Aber Jesu Blick relativiert unseren "Glückshype", bei dem es hauptsächlich um das persönliche, möglichst sofortige Glück geht. Er zeigt uns eine andere Art von Glück.
Der Kirchenlehrer Thomas von Aquin hat es als das Zur-Ruhe-Kommen des tiefsten menschlichen Sehnens bezeichnet. Dieses Glück ist nicht stimmungsabhängig. Es beginnt im Jubel am Palmsonntag, kennt die tiefste Verzweiflung an Karfreitag, um sich dann an Ostern in ein neues unfassbares Glück zu wandeln. Ein Glück, das tragfähig sein will, durch alles Leid hindurch.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.