Kolumne: "Der Tag danach"
"Nazi-Helfer", "unfähigster Minister jemals", "Mimosen", "28-jähriger Lümmel" - das sind nur vier Zitate aus dem aktuellen Wahlkampf. Gehört das zum Geschäft oder ist der Wahlkampf zu schmutzig?
Vielleicht müssen einige, die sich da angegangen sind, ab Montag zusammenarbeiten. Konstruktiv und möglichst vertrauensvoll. Ich hoffe, dass da der eine oder die andere, ohne Kameras und Mikrofone, den Mut hat zuzugeben, dass manches vielleicht doch zu scharf war, zu verletzend. Und der oder die andere dann die Hand ausstreckt für einen Neuanfang.
"Es gehört Mut dazu, zu Fehlern zu stehen"
Das gibt es doch auch am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Nachbarschaft oder auch in der Familie. Da ist jemand wütend, redet sich in Rage, die Worte können dann gar nicht scharf genug sein. Stunden oder Tage später ist der Streit vorbei, aber irgendwie schämt man sich doch über die eigenen Worte und die Verletzungen bleiben. Es gehört Mut dazu, zu Fehlern zu stehen und um Entschuldigung zu bitten. Ist ja ein Risiko. Der oder die andere könnte ja auch Nein sagen.
Unbegrenzte Vergebungsbereitschaft im christlichen Glauben
Im christlichen Glauben wird Vergebung wird ganz groß geschrieben. Ein Beispiel von dem, was Jesus gesagt hat: "Wenn dein nächster Mensch sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er umkehrt, vergib ihm! Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will umkehren, so sollst du ihm vergeben." Die sieben steht für sozusagen unbegrenzte Vergebungsbereitschaft.
Dem anderen die Hand reichen - auch in der Politik
Das ist schwer. Ich behaupte auch nicht, dass mir das immer gelingt. Aber ich glaube daran, dass Vergebung wichtig, heilsam und lebensförderlich ist. Die Bitte um Verzeihung, die ausgestreckte Hand, Vergebung tut gut. In der Familie, der Nachbarschaft, der Schule und am Arbeitsplatz - und sicher auch ab Montag in der Politik.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.
