Kolumne: "Sich selbst guttun"
Nora Tschirner hatte sie, Hazel Brugger und Torsten Sträter: Depressionen. "Aber das merkt man ja gar nicht!", sagen viele, und genau das zeichnet Depressionen aus: Sie sind unsichtbar.
Früher dachte ich, depressive Menschen sind einfach sehr oft traurig oder niedergeschlagen. Ein Standard-Vorurteil, wie ich inzwischen weiß. Denn seit meiner eigenen Diagnose hat sich meine Sicht auf diese Krankheit stark verändert. Bei mir gehören Erschöpfung, Müdigkeit und Antriebslosigkeit dazu - oft aus dem Nichts. Wie ein nasser Sandsack liegt die Depression an manchen Tagen auf mir, erst recht in diesem grauen November.
Depressionen - Mitgefühl mit sich selbst haben
Was also tun? Gut gemeinte Aufmunterungen helfen da nicht weiter. Ehrlich gemeintes Mitgefühl schon. Und ich lerne gerade, Mitgefühl mit mir selbst zu haben. Mir einzugestehen, wenn es kein guter Tag ist. Mir Pausen zu erlauben. Nachsichtig mit mir zu sein, wenn die Kopfschmerzen winken, die bei mir eine körperliche Begleiterscheinung der Depression sind.
"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Diesen Satz hat Jesus gesagt, und meist lesen wir daraus hauptsächlich die Aufforderung, uns um andere zu kümmern. Doch es ist wie im Flugzeug, wo wir uns im Notfall selbst die Sauerstoffmasken zuerst aufsetzen sollen, bevor wir anderen helfen: Die Liebe zu uns selbst, das Kümmern dürfen um uns - das stellen wir zu oft zurück.
"Wir haben das Recht darauf, glücklich zu sein"
Selbstmitgefühl nicht nur zu verstehen, sondern auch praktisch zu üben, ist ein langer Weg, ahne ich. Doch wir haben das Recht darauf, glücklich zu sein. Deshalb übe ich, auf mich zu schauen - und das, ohne in Selbstmitleid zu verfallen, aber auch ohne mich in mir selbst zu verlieren.
Bei mir sind die Depressionen mittelstark, und ich habe die Hoffnung und die Motivation, dass sich durch meine Übung etwas ändert. Ich gut für mich sorgen und mit der Krankheit leben kann, auch wenn es mal zäh ist.
Hilfsangebote bei Depressionen wahrnehmen
Aber, wenn Sie solche oder schlimmere Stimmungen kennen und nicht weiterwissen: Bitte holen Sie sich Hilfe! Fragen Sie Angehörige oder bitten Sie Freunde, melden Sie sich bei Ihrer Ärztin oder rufen Sie die Telefonseelsorge oder andere Hotlines an. Niemand soll leiden müssen, und Sie haben ein Recht auf Hilfe!
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.