Kolumne: "Sei du selbst - auch auf TikTok"
Bundeskanzler Olaf Scholz ist jetzt auch auf TikTok - und verspricht "nicht zu tanzen". Warum auch? Wichtig ist, sich selbst treu zu bleiben, authentisch zu sein. Sowohl auf der Video-Plattform als auch privat.
Da geht jemand mit der Kamera auf ein Sofa zu. Und darauf liegt: eine Aktentasche. Schwenk nach links und man sieht Olaf Scholz am Schreibtisch. Der Bundeskanzler ist jetzt auch auf TikTok und startet mit diesem Zehn-Sekunden-Clip. Gerade wer junge Menschen erreichen will, kommt an dieser Videoplattform nicht mehr vorbei.
Worship oder Praise Music ist erfolgreich auf TikTok
Ich schaue auch gerne mal, wer sich so aus dem Bereich Kirche, Religion auf TikTok tummelt. Und da fallen mir Dinge auf, die auch anderswo gelten. Für die Institution Kirche interessiert sich erst einmal fast niemand. "Ich erkläre euch jetzt mal, was ein Generalvikar so macht", fängt ein Video an. Will niemand sehen. Besser gemeint, aber auch nicht wirklich gut angenommen wird das Pastorenpaar, das jeden TikTok Trend nachmacht. Was richtig erfolgreich sein kann: Musik. Worship oder Praise Music, die mit sehr viel Pathos vom Glauben und der Liebe zu Jesus erzählt.
Persönlich auf Augenhöhe über Glaube erzählen
Und: Man muss auf TikTok gar nicht krampfhaft cool sein wollen - wenn man cool ist. Odosa bekommt ernsthaft mehr als 40.000 Likes für ein Video, in dem er die Dreifaltigkeit Gottes mit einem Baum erklärt: Gott-Vater die Wurzeln, Jesus der Stamm und der Geist Blätter und Früchte. Naomi hat 35.000 Herzen für ein Video, in dem sie erzählt, warum sie als Christin ein Kopftuch trägt. Theofmueller findet es gut, für seine Freundin zu beten und nicht peinlich, die Bibel zu lesen. 220.000 folgen ihm - vielleicht auch, weil er Bodybuilding gestählt im Fitnessstudio von seinem Glauben erzählt. Alle drei sind jung und erzählen persönlich auf Augenhöhe. Wahrscheinlich sind sie vor allem deshalb erfolgreich.
"Sei du selbt" - Auf der Kanzel, bei TikTok oder privat
Und so ähnlich ist das doch überall, ob auf TikTok, bei Instagram, hier in der Radiokirche, sonntags auf der Kanzel oder ganz privat. Spiel kein Theater, gib dich nicht cooler, intellektueller, kulturell interessierter, als du bist. Sei du selbst. Das reicht. Du kannst ja darauf vertrauen: Du bist so wie du bist von Gott geliebt.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jede Woche vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.