Kleiner Junge sitzt auf dem Schoß der Mutter und wird in den Arm genommen. ©  rosabrille / Photocase Foto:  rosabrille

Für Trost gibt es kein Patentrezept

Stand: 07.04.2025 08:45 Uhr

Kann man sich eigentlich selbst trösten - oder braucht es immer jemanden von außen? Antworten sucht Pastor Oliver Vorwald mit Madeleine Hofmann.

von Oliver Vorwald

Drei Mal pusten, Pflaster drauf - und alles ist wieder gut. Heißt es. Um herauszufinden, wie Trost gelingt, treffe ich mich mit Madeleine Hofmann für eine Folge unseres Podcasts Sinn:Suche. Sie hat gerade das Buch veröffentlicht: "Trost. Was wir alle brauchen." Anlass war ihre überstandene Krebserkrankung.

"Ich glaube, dass die meisten Menschen, die Trost spenden wollen, nämlich denken, dass sie mit einer Geste oder einem Wort oder was sie jetzt sagen, dass sie damit, etwas besser machen müssen für die Person, der es nicht gut geht. Und dadurch entsteht ja auch so n wahnsinniger Druck, dass man jetzt das Richtige sagen muss, weil du musst jetzt unbedingt diese Situation besser machen." Madeleine Hofmann über Trost

Musik kann trösten - Menschen auch

Madeleine Hofmann erzählt lebendig. So liest sich auch ihr Buch. Sie beschreibt Orte, Momente, Menschen, wo sie Trost gefunden hat. Manchmal unerwartet. In der Gruppentherapie, wenn jemand eine hei-ße Suppe bringt oder ein Windhauch durchs Zimmer streicht. Und ja, man muss auch selbst etwas tun, sagt sie. Zum Beispiel Musik auflegen.

Nick Cave zum Beispiel, der findet aus Hofmanns Sicht einfach auch tolle Worte für Trostthemen. Der spreche auch darüber, dass Musik schon fast wie Religion sei. Für sie habe Spiritualität auf jeden Fall immer wieder eine Rolle gespielt. Aber sie sei auch ganz viel auf der Suche gewesen.

Trost geschieht - Manchmal intuitiv

Für unser Gespräch habe ich natürlich in die Bibel geschaut. Trost kann vieles sein. Psalm 23 malt das aus. Die Nähe Gottes, ein gedeckter Tisch, die Stirn mit Öl gesalbt. Solcher Trost beseitigt nicht die Ursache des Leids, er stärkt Herz und Lebenskraft dagegen.

"Jemand ist da und jemand hört einem zu; und ich fühl mich jetzt gerade irgendwie nicht alleine - mit der Situation, wo ich das Gefühl hab, eigentlich: Ich hab mich nie so einsam gefühlt, weil es gerade alles ganz furchtbar ist. Und der Moment, in dem ich das nicht mehr stark fühle, das ist - glaub ich, das ist Trost." Madeleine Hofmann über Trost

Gesten, Nähe, Musik und vieles andere. Aber es gibt kein Patentrezept. Trost geschieht. Manchmal intuitiv. Ist Geschenk, die Bibel würde sagen: Gnade.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | 05.04.2017 | 09:15 Uhr

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