Das Gefallenen-Ehrenmal in Hiddestorf, einem Stadtteil von Hemmingen in der Region Hannover in Niedersachsen wurde zu Ehren der im Ersten und der im Zweiten Weltkrieg Gefallenen aus Hiddestorf und aus dem Nachbarort Ohlendorf errichtet. © Wikimedia Foto: Den man tau

Volkstrauertag erinnert an Opfer von Kriegen

Stand: 10.11.2024 08:10 Uhr

In Deutschland zeugen heute mehr als 100.000 Ehrenmale vom Leid der Soldaten in Welt- und Befreiungskriegen. Orte dieser Erinnerungskultur am Volkstrauertag sind überwiegend Kirchen.

von Oliver Vorwald

Das Jahr 1813. Kanonen lassen Europa erbeben, Trommeln und Pfeifen rufen zum Kampf gegen Napoleon. Die Befreiungskriege toben. In Deutschland macht Preußen mobil. Die Schlachten mit der Grande Armee werden viele Leben kosten. Friedrich Wilhelm III. weiß das. Also stiftet der preußische König einen allgemeinen Tapferkeitsorden, das Eiserne Kreuz. Außerdem verpflichtet er die Kirchengemeinden.

Für Alle, die auf dem Bette der Ehre starben, [soll] in jeder Kirche eine Tafel auf Kosten der Gemeinden errichtet werden, mit der Aufschrift: Aus diesem Kirchspiele starben für König und Vaterland; unter dieser Aufschrift werden die Namen aller zu dem Kirchspiel gehörig gewesenen Gefallenen eingeschrieben.

Leiden von Soldaten wird öffentlich

Was hier so verschnörkelt im Amtsdeutsch des 19. Jahrhunderts daherkommt, ist alles andere als selbstverständlich. Denn bis dahin sind Kriegerdenkmale fast ausschließlich für große Siege oder geniale Feldherren errichtet worden. Der König von Preußen ändert das. Mit seiner Order vom 5. Mai 1813 bekommt das Leiden der einfachen Soldaten einen öffentlichen Stellenwert. Und die Kirchen werden zu Orten dieses Gedenkens. Daraus entwickelt sich in Deutschland eine Erinnerungskultur, von der heute mehr als 100.000 Ehrenmale zeugen. Die meisten entstehen im Zuge der beiden Weltkriege. Dazu gehören realistische Skulpturen von trauernden Eltern, Natursteinmauern, Obelisken mit Adler oder Stahlhelm. Auf dem jeweiligen Ehrenmal und auf extra Tafeln finden sich die in Gold gefassten Namens-Kolonnen der gefallenen und vermissten Soldaten.

Hinrich Lengen (1). Musketier beim Infanterie-Regiment Nr. 78 eingezogen starb bei Saint Quentin am 28. August 1914. … Jann Bruns. Infanterie Regiment 79, fand … am 15. März 1915 den Heldentod im Argonnerwald. … Garrelt Frerichs (10), Reserve-Jäger Bataillon Nr. 22 , fand … am 25. Juli 1915 den Heldentod bei Krylow [Polen].

Volkstrauertag erinnert auch an zivile Opfer

Zivile Opfer fehlen auf den meisten Ehrenmahlen. Vielen Generationen gilt der Tod auf dem Schlachtfeld ehrenvoller als das Leiden der Frauen, Kinder und Greise zu Hause. Und dann wären da noch die Zwangsarbeiter, die Kriegsgefangenen, die ermordeten jüdischen Mitbürger. Ganz wichtig, dass bei den Feiern zum Volkstrauertag auch an diese Namen erinnert wird. "Selig sind die Frieden stiften. Sie werden Gottes Kinder heißen." (Mt 5,9)

Weitere Informationen
Grabsteine von Kriegsgräbern auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf © imago images/Hauke Hass

Volkstrauertag: Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt

Seit 1922 erinnert der "stille Feiertag" an die Opfer von Gewalt. Im Bundestag spricht der Bundespräsident traditionell das Totengedenken. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | 12.11.2022 | 09:15 Uhr

Info

Die Evangelische und Katholische "Kirche im NDR" ist verantwortlich für dieses Onlineangebot und für die kirchlichen Beiträge auf allen Wellen des NDR.