Gedenkstein für Margot und Anne Frank auf dem Gelände der Gedenkstätte Bergen-Belsen in Lohheide. © picture alliance / KNA Foto: Michael Althaus

Anne Frank fand Kraft und Halt im Glauben

Stand: 24.02.2025 12:25 Uhr

Für Anne Frank und ihre Schwester Margot gibt es einen Grabstein in der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Darauf steht ein Bibelvers in Hebräisch. Was er bedeutet, erläutert Pastor Oliver Vorwald.

von Oliver Vorwald

Erloschenes Heidekraut, Wind, Kälte. Jetzt im März ist das Gelände des früheren Konzentrationslagers Bergen-Belsen eine weite, kahle Fläche. Hier und da zeichnen Mauern den Grundriss früherer Baracken nach. Am südlichen Rand des Geländes der heutigen Gedenkstätte steht zwischen vielen anderen Grabmalen der Stein für Margot und Anne Frank. Ein schlichter, schwarzer Gedenkstein. Er trägt die Jahreszahl 1945, den Davidsstern und einen hebräischen Vers aus den Sprüchen Salomos:

"Ner HaShem nischmat adam. Eine Leuchte des Herrn ist des Menschen Geist." Sprüche Salomos 20,27

Anne Frank: Flucht ins Exil nach Amsterdam

Anne Frank wird 1929 in Frankfurt am Main geboren. Ihr Vater ist Unternehmer, hat als deutscher Offizier im Ersten Weltkrieg gekämpft. Doch 1934 emigriert die Familie nach Amsterdam. Denn hier bei uns verändert sich das gesellschaftliche Klima. Jüdinnen und Juden schlägt Hass und Gewalt entgegen. In Amsterdam erleben Margot und Anne Frank zunächst eine sorglose Kindheit. Doch dann besetzen deutsche Truppen die Niederlande. 1942 flüchten die Franks in das Versteck im Hinterhaus der Amsterdamer Prinsengracht. Hier entsteht das berühmte Tagebuch mit dem rot-weiß-karierten Einband.

Margot und Anne Frank sterben im KZ Bergen-Belsen

Für Anne ist es Zeitvertreib, Tür in eine freie Welt, beste Freundin. Den Seiten vertraut sie Sätze wie diesen an: "Ich habe Angst vor Konzentrationslagern, aber ich fühle, dass ich in Gottes Armen liege." 1944 wird das Versteck verraten. Margot und Anne Frank kommen erst nach Auschwitz, dann nach Bergen-Belsen, wo sie Ende Februar, Anfang März 1945 vermutlich an Fleckfieber sterben. Angehörige lassen später den Gedenkstein aufstellen. Er markiert nicht den Beisetzungsort. Die Schwestern liegen in einem der Massengräber auf der weiten Heidefläche.

Mich erinnert dieser Bibelvers an die Jahre im Versteck. Eingesperrt, eingeengt. Wie Anne Frank mit dem Schreiben zumindest zeitweise daraus entkommen konnte. Und diese Worte deuten an, welche Kraft, welcher Halt im Glauben liegen kann.

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Ein Porträtbild in Schwarz-Weiß zeigt Anne Frank beim Schreiben. © IFTN UnitedArchives 06039

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NDR 1 Niedersachsen | 01.03.2025 | 09:15 Uhr

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