Alzheimer und Demenz: Nicht vergessen, die vergessen
Der Welt-Alzheimertag am 21. September macht auf die Situation von Menschen mit Demenz aufmerksam. Die Betreuung von Betroffenen ist häufig schwierig, auch weil es zu wenige Beratungstellen und Heimplätze gibt.
Als Klaus starb, gab es eine große Anzeige in der Zeitung. Darin stand: "Nach jahrelanger schwerer Krankheit, tapfer und mit viel Geduld ertragen, nehmen wir Abschied voller Trauer und Liebe". Klaus hatte Leukämie. Er starb zuhause im Kreise seiner Familie. Und die lud groß ein, zur Trauerfeier, möglichst viele sollten kommen.
Als Klara starb, gab es keine Traueranzeige, jedenfalls nicht von ihrem engsten Familienkreis, sondern nur von entfernten Verwandten. Darin war zu lesen: "Als die Kraft zu Ende ging, war es kein Sterben, es war Erlösung". Die Trauerfeier fand nur im kleinsten Kreis statt. Wäre Klaras Anzeige nicht erschienen, dann hätte es niemand bemerkt, dass sie gestorben ist. Denn Klara hatte Alzheimer. Sie erkannte ihre eigene Familie nicht mehr, nicht ihren Mann, nicht ihre Kinder, und auch sonst niemanden. Sie starb unbemerkt, allein im Pflegeheim.
Das Absurde an den beiden Anzeigen ist: Klaus und Klara waren verheiratet. Sie hatten dieselbe Familie: drei Kinder und drei Enkelkinder. Sie wohnten in einem großen Haus am Rande der Stadt. Als Klaras Demenz zu schlimm wurde, zog sie um in ein Pflegeheim. Klara und Klaus starben kurz hintereinander. Klara zuerst im April, Klaus kurze Zeit später im Juli.
Auf Alzheimer und Demenz aufmerksam machen
Klara bekam keine Anzeige von ihrem Mann, von ihren Kindern. Sie bekam keine Trauerfeier im größeren Kreis. Wurde sie vergessen, weil sie selbst so vergessend war durch ihre Erkrankung? Demenz spaltet Ehen und Familien. Es macht Menschen vergessen, die selbst nichts anderes mehr können. Ich finde das unerträglich.
In dieser Woche machen viele Organisationen aufmerksam auf die Situation von Menschen mit Demenz und auf die der ihnen nahestehenden Personen. Ich finde, auch sie ertragen diese schwere Krankheit jahrelang tapfer und mit viel Geduld. Ich finde, ihr Leid darf nicht verschwiegen werden, sondern gehört auch öffentlich betrauert und angezeigt.