Kieler Wochenmarkt: Warum viele Händler noch auf Bargeld setzen
Bargeldlos bezahlen wird in Schleswig-Holstein immer beliebter. Doch auf dem Kieler Wochenmarkt akzeptieren viele Händler weiter nur Bargeld. Warum der Trend zur Kartenzahlung hier nur langsam ankommt.
Es ist Markttag auf dem Kieler Exerzierplatz. Zahlreiche Händlerinnen und Händler stehen hier und die Leute gehen von Stand zu Stand, kaufen Gemüse, Obst, Käse, Fisch, Fleisch oder Brot. Viele Kundinnen und Kunden möchten ihre Einkäufe bargeldlos bezahlen, doch einige Stände bieten diesen Service nicht an.
Dabei möchten immer mehr Deutsche bargeldlos bezahlen, wie die "Postbank Digitalstudie 2024" zeigt. Karten dominieren - und so ist es kein Wunder, dass im vergangenen Jahr ein neuer Rekord mit 7,9 Milliarden bargeldlosen Transaktionen in Deutschland aufgestellt wurde. Hier auf dem Wochenmarkt ist der bargeldlose Einkauf aber nach wie vor nicht überall möglich.
Käse nur gegen Bargeld: Warum Kartenzahlung hier noch nicht akzeptiert wird
Am Käsestand findet man zwar eine üppige Auswahl, die gibt es aber nur gegen Bargeld. Das sind, wenn man drei bis vier Sorten Käse aussucht, dann auch mal schnell deutlich über 20 Euro. Günstiger wird es am Apfelstand einige Meter weiter, aber auch hier ist keine Kartenzahlung möglich. Anders dagegen der Stand des Wurzelhof Schinkel, hier steht Mitinhaberin Gabi Pansegrau und verkauft Bio- und regionales Gemüse und Obst.
Bei ihr kann mit Karte bezahlt werden, die Händlerin kostet das allerdings einiges: Allein im vergangenen Jahr hat sie für den Service mehr als 1.900 Euro an die Sparkasse überwiesen. Für jede Transaktion per EC-Karte zahlt sie grundsätzlich fünf Cent plus einem Cent pro berechneten Euro. Geld, mit dem sie lieber ihre Angestellten besser bezahlen oder in den Urlaub fahren würde. Trotzdem: Gabi Pansegrau hat sich mit den Kosten arrangiert, denn die Frage, ob Kartenzahlung möglich ist, kommt häufig.
Für die Händlerinnen und Händler ist aber auch das Wechselgeld ein Thema, denn die Bargeldbeschaffung ist kein Selbstgänger mehr, wie Gabi Pansegrau erzählt: "Die Versorgung mit Münzen ist richtig schwierig geworden. Bei der Sparkasse gibt nicht mehr jede Filiale Wechselgeld aus. Das bedeutet weite Wege und Zeitverlust." Bargeld kostet also auch Zeit - und die ist ja bekanntlich auch Geld.
Warum viele Händler keine kleinen Beträge mit Karte akzeptieren
Am Nachbarstand poltert der Betreiber los und sagt, dass er kein Verständnis für das Verhalten der Kundinnen und Kunden habe. Er verstehe nicht, warum unbedingt kleine Beträge mit der Karte bezahlt werden. Kopfschüttelnd erzählt er davon, dass neulich beim Bäcker jemand vor ihm ein Brötchen für 80 Cent mit Karte bezahlt hätte. "Wo bleibt denn da der Gewinn für den Bäcker? Das geht nicht, das kann man nicht machen", poltert er weiter. Bei Einkäufen über 20 Euro hat er Verständnis dafür, alles darunter solle man seiner Meinung nach bar bezahlen.
Der steigende Trend zum bargeldlosen Bezahlen in SH
Doch der Trend geht immer mehr zum bargeldlosen Zahlungsverkehr, wie Mareike Petersen vom Handelsverband Nord erzählt: "Insgesamt lässt sich sagen, dass in Schleswig-Holstein die Akzeptanz von Kartenzahlungen weiter zunimmt. Die Händler passen sich den veränderten Kundenbedürfnissen an und bieten zunehmend verschiedene Zahlungsmöglichkeiten an - von der klassischen Karte bis hin zu modernen digitalen Zahlungsdiensten."
Ein Trend, der auf dem Kieler Wochenmarkt nur langsam ankommt - auch, wenn es an immer mehr Ständen Geräte für bargeldlose Bezahlung gibt. Finn Willert von der Förde Sparkasse erzählt: "Wir machen das im Eigenbetrieb erst seit knapp zehn Jahren und sind mittlerweile bei über 1.000 Terminals, die in unserem Geschäftsgebiet verteilt sind. Vom größeren Supermarkt bis hin zum Hofladen."
Bargeld auf dem Markt noch immer die bevorzugte Zahlungsmethode

Auf dem Markt gibt es auch eine mobile Kaffeebar von der Loppokaffee-Rösterei. Barista Marc Franzkoch zaubert diverse Kaffee-Spezialitäten und kann abschätzen, wie sich das Bezahlverhalten auf dem Markt gegenüber dem in der Rösterei unterscheidet: "Hier ist Bares noch Wahres, etwa die Hälfte der Kunden zahlt mit Bargeld, in unserer Filiale wird fast nur noch mit Karte gezahlt."
So können wir nach dem Test resümieren: Auf dem Markt sind Münzen und Scheine an vielen Ständen noch nötig, da sich die bargeldlose Transaktion am Marktstand erst ab einem bestimmten Betrag lohnt. Allerdings geht der Trend dazu, dass immer mehr Menschen, kontaktlos zahlen. Doch bei einem sind sich die Händlerinnen und Händler einig: Bargeld wird hier nicht aussterben.
