Der Waldrapp: Ein seltener Gast in der Wildtierstation

Stand: 07.12.2023 15:40 Uhr

Unterernährt und festgefroren wurde Waldrapp "Arietta" gefunden und in das Wildtier und Artenschutzzentrum im Kreis Pinneberg gebracht. Mittlerweile ist der Vogel über den Berg.

"Sie stand auf der Kippe", so Christian Erdmann der Leiter des Artenschutzzentrums. Der seltene Vogel kam mit einem Gewicht von 860 Gramm in die Station - alles unter 900 Gramm gilt für die Tiere als lebensgefährlich. Umgehend wurden eine Magensonde gelegt und Elektrolyte zugeführt, erklärt Erdmann, denn in der Verfassung könne der Waldrapp Nahrung überhaupt nicht mehr verstoffwechseln.

Erdmann ist begeistert vom seltenen Gast

Für Christian Erdmann ist es eine besondere Rettung, denn noch nie hatte der "Vogelmann" - wie ihn andere gerne schon mal nennen - in seinem Wildtier und Artenschutzzentrum einen Waldrapp zu Gast. Seine Lieblingsvogelart, sagt er, weil er so "spooky" aussieht. Zu dieser kalten Jahreszeit sind die Vögel eigentlich schon längst im Süden, hier im Norden sind sie so gut wie nie anzutreffen. Es sei denn, sie haben sich verflogen. So wie Jungvogel "Arietta", der aus einem Zuchtprogramm aus Österreich stammt.

Jeder einzelne Vogel ist wichtig für die Population

In Europa gibt es insgesamt nur 350 dieser seltenen Vögel der Ibisart. Weil sie einst eine Delikatesse waren, so Christian Erdmann, galten sie als so gut wie ausgestorben. Das Waldrapp-Schutzprogramm in Österreich will sie wieder heimisch machen. Jeder Vogel ist deshalb wichtig für die Population. Die Tiere fressen gerne Würmer und Käfer, die sie mit ihrem langen Schnabel aus dem Boden holen. Weil der Boden derzeit hier im Norden aber gefroren ist und eine dicke Schneeschicht liegt, konnte "Arietta" keine Nahrung finden.

Finderin: "Er war leicht am Boden angefroren"

Gefunden wurde "Arietta" von der Familie um Iris Neve in Wagersrott im Kreis Schleswig Flensburg am vergangenen Wochenende. "Er saß bei uns hinterm Haus, den Kopf unter den Flügeln und sah sehr schlecht aus", so Neve. Schnell nahm sie eine Decke, fing den Vogel ein, setze ihn in einen Karton und brachte ihn auf den Dachboden. Dann telefonierte sie, wo ein solcher Vogel überhaupt aufgenommen werden könnte.

Mittlerweile ist "Arietta" über den Berg, so Christian Erdmann. Der Vogel frisst Mehlwürmer und hat schon Gewicht zugelegt. Wie lange er im Kreis Pinneberg bleibt, ist noch unklar. Wahrscheinlich ist aber, dass "Arietta" in Zukunft irgendwo in einem Tier oder Vogelpark Unterschlupf bekommt. Denn wenn ein Jungvogel es nicht im ersten Jahr gelernt hat in den Süden zu fliegen, wird er es nie mehr lernen, so die Experten des Walrapp-Teams. Sie freuen sich, einen ihrer wichtigen Jungvögel gut versorgt zu wissen.

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Schleswig-Holstein Magazin | 07.12.2023 | 19:30 Uhr

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