Brokstedt-Prozess: Angeklagter bedrohte JVA-Mitarbeiter
Vor einem Jahr soll der staatenlose Palästinenser Ibrahim A. im Regionalzug bei Brokstedt zwei Menschen mit einem Messer getötet haben. Vier weitere Personen wurden schwer verletzt. Im Prozess haben am Mittwoch drei weitere Zeugen über ihre Begegnungen mit dem Angeklagten gesprochen.
"Wenn ich rauskomme, werde ich so viele Menschen wie möglich töten." So zitiert ein JVA-Beamter am Prozesstag am Mittwoch Ibrahim A. Gemeinsam mit anderen Beamten der Justizvollzugsanstalt Neumünster sei er im Nachtdienst letzten Sommer zur Zelle von dem Angeklagten gerufen worden. Dort sei Brandgeruch festgestellt worden. Beim anschließenden Versuch, den Häftling in eine andere Zelle zu verlegen, soll er die Beamten direkt bedroht und beleidigt haben.
Ibrahim A. sorgt in seiner Haftzeit immer wieder für Aufsehen
Ein Dolmetscher, der ebenfalls am Mittwoch vor Gericht aussagte, erinnert sich an einen ähnlichen Vorfall. Er war dabei, als Ibrahim A. dem Haftrichter vorgeführt wurde. Dabei soll er auf Arabisch zu den Justizbeamten gesagt haben: "Ich bin nur am Leben geblieben, um euch zu töten." Der Zeuge berichtete außerdem, dass der Angeklagte die Beamten gefragt haben soll, wie alt sie seien. "Das fand ich komisch, direkt nach so einer schrecklichen Tat."
Flüchtlingshelferin: "Er war wie ein Sechsjähriger"
Eine weitere Zeugin hat Ibrahim A. 2015 als Flüchtlingshelferin in Nordrhein-Westfalen kennengelernt. Sie hat mit ihm gemeinsam Deutsch gelernt und ihm bei Behördengängen geholfen. Sie erinnert den staatenlosen Palästinenser ganz anders als die anderen Zeugen. Die Rentnerin habe ihn als sehr ruhig und häufig misstrauisch wahrgenommen. "Er war wie ein Sechsjähriger, der immer Anerkennung brauchte und Angst vor Ablehnung hatte", berichtet sie. Einmal soll er zu ihr gesagt haben, dass es besser sei nicht mehr zu leben. Mehrfach habe sie versucht einen Therapieplatz für den Angeklagten zu finden. Sie selbst konnte kaum glauben, was später im Regionalzug bei Brokstedt passiert ist.
Nächster Prozesstag Mitte Februar
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Ibrahim A. vor, am 25. Januar 2023 im Regionalzug von Kiel nach Hamburg bei Brokstedt wahllos Menschen mit einem Messer angegriffen zu haben. Ein junges Paar starb dabei. Vier weitere Menschen erlitten erhebliche Verletzungen. Seit Juli letzten Jahres läuft der Prozess. Nach bisheriger Planung wird ein Urteil frühestens im Frühjahr 2024 erwartet.