Sendedatum: 28.06.2016 | 19:00 Uhr | NDR 90,3
1 | 13 Ein Ort für verachtenswerte "Bummler": der Spielbudenplatz in der Hamburger "St. Pauli-Vorstadt". Das 1841 gegründete Urania-Theater soll etwas mehr Niveau in die Gegend bringen - direkt neben der damals noch von Säulen getragenen Davidwache.
© St. Pauli Theater
2 | 13 Im 19. Jahrhundert werden dort vor allem Stücke aus der Lebenswelt der einfachen Leute gespielt. Manchmal wird es reißerisch: "Blut um Blut oder Die dunklen Ereignisse am Schauerkreuz" und "Die Schönheit des Weibes - nur für Erwachsene". Ab 1896 läuft die Revue "Hamburg im Jahre 2000", in der unter anderem eine Gondelbahn zum Mond fährt.
© St. Pauli Theater
3 | 13 Aus dem Urania wird über die Jahre erst das Actien, später das Varieté Theater. Mit einem neuen Besitzer kommt 1895 ein weiterer neuer Name: Ernst Drucker Theater. Ende des vorletzten Jahrhunderts steht die alte Fassade noch.
© St. Pauli Theater
4 | 13 Ernst Drucker besitzt das Theater von 1884 bis 1918. Vorher ist er als Schauspieler unterwegs - Riga, St. Petersburg, Reval - und übernimmt bereits 1879, im Alter von nur 23 Jahren, das Carl-Schultze-Theater in seiner Heimatstadt Hamburg. Erst die Nazis drängen - da Drucker aus einer jüdischen Familie stammt - auf einen neuen Namen des Hauses: "St. Pauli Theater".
© St. Pauli Theater
5 | 13 Drucker macht keine Experimente, damit ist er äußerst erfolgreich. Bei ihm gibt es leichte Kost, oft auf Plattdeutsch. Das Stück "Die lustige Stutenfroo von Finkenwarder" hat am 16. November 1918 Premiere, sechs Monate nach Druckers Tod.
© St. Pauli Theater
6 | 13 1921 kauft Siegfried Simon das Ernst Drucker Theater. Nach dem frühen Tod ihres Mannes übernimmt Anna Simon 1924 das Haus. Die Tochter eines Straßenbauunternehmers hat nicht viel Ahnung vom Theater, arbeitet sich aber ein und leitet das Theater vier Jahrzehnte lang, bis 1964. Etwas Pomp gehört dazu: "Frau Direktor" lässt sich mit einer Limousine fahren, und wenn sie einen Raum betritt, hat absolute Stille zu herrschen.
© St. Pauli Theater
7 | 13 Nach seiner großen Zeit als Sänger feiert Freddy Quinn im St. Pauli Theater Erfolge: Mit dem Musical "Der Junge von St. Pauli" saniert er 1970 das inzwischen finanziell angeschlagene Haus. Hier ist er mit seinen Mitspielerinnen Christa Siems und Trude Possehl zu sehen.
© St. Pauli Theater
8 | 13 130 Zentimeter groß und 35 Kilogramm schwer: Die echte Zitronenjette zieht in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Kneipen und verkauft den Hamburgern Zitronen. Noch zu Lebzeiten werden Stücke über sie gespielt, die Hauptrolle traditionell mit einem Mann besetzt. So kommt der Schauspieler Henry Vahl zu seiner Paraderolle. Rund 200 Mal tritt er zwischen 1973 bis 1975 als Jette im St. Pauli Theater auf.
© St. Pauli Theater
9 | 13 Auch Heidi Kabel arbeitet am St. Pauli Theater - hier 1981 im Souffleurkasten des Theaters. Sie spielt für drei Monate die Titelrolle in "Die Kartenlegerin", bevor sie wieder an ihr Ohnsorg Theater zurückkehrt.
© St. Pauli Theater
10 | 13 Seit den Achtzigerjahren geht es im St. Pauli Theater zunehmend moderner zu. Die volkstümlichen Stücke weichen boulevardesken Inszenierungen, später Musicals. Auch internationale Erfolge kommen nun ins St. Pauli Theater: Zum Beispiel das Grusel-Musical "Little Shop of Horrors" und die südafrikanische Musikshow "Gumboots".
© (c) dpa - Report, Foto: Bodo Marks
11 | 13 Seit 2002 wird am St. Pauli Theater wieder mehr selbst produziert, mit großen Namen - unter anderen Ulrich Tukur, Katja Riemann und Eva Mattes, die 2009 in "Arsen und Spitzenhäubchen" die Abby spielt (links neben Uwe Bohm und Angela Winkler).
© St. Pauli Theater, Foto: Jim Rakete
12 | 13 Seit 2009 bekommen die Intendanten Ulrich Waller und Thomas Collien Geld von der Stadt für das St. Pauli Theater, ein Novum in der damals 168-jährigen Geschichte des Hauses. Stadt und Bund unterstützen auch die anstehende Sanierung des Theaters.
© St. Pauli Theater, Foto: Marco Moog
13 | 13 Rund um den 175. Geburtstag wird das St. Pauli Theater innen wie auch außen für 1,83 Millionen Euro behutsam erneuert.
© St. Pauli Theater, Foto: Stefan Malzkorn