Stand: 02.09.2015 | 16:12 Uhr | Hamburg Journal
1 | 18 Nicht alle Hamburger beugen sich im Nationalsozialismus dem Hitler-Regime. Besonders unter den Arbeitern gibt es Widerstand. Der Bauarbeiter und Kommunist Robert Abshagen (links) verschreibt sich gemeinsam mit weiteren Genossen schon früh dem antifaschistischen Kampf. 1934 wird das KPD-Mitglied wegen Vorbereitung zum Hochverrat festgenommen und kommt zunächst ins Gefängnis, später ins Konzentrationslager Sachsenhausen.
© KZ-Gedenkstätte Neuengamme
2 | 18 Ähnlich ergeht es Bernhard Bästlein, ebenfalls KPD-Mitglied und Redakteur bei verschiedenen kommunistischen Tageszeitungen. Im März 1921 wird der zu dem Zeitpunkt 26-Jährige als jüngster Abgeordneter in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt. Zu Beginn der Nazi-Herrschaft wird Bästlein ins Gefängnis geworfen und verbringt ab 1935 fünf Jahre im KZ Sachsenhausen.
© KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Foto: Kristina Festring-Hashem Zadeh
3 | 18 Franz Jacob sitzt 1932 unter anderem neben Ernst Thälmann als KPD-Abgeordneter in der Hamburgischen Bürgerschaft. Durch seine öffentlichen Abrechnungen mit den Faschisten zieht er deren Hass auf sich. Im August 1933 wird er in Berlin verhaftet und für sieben Jahre - wie Abshagen und Bästlein - erst ins Gefängnis und dann ins KZ Sachsenhausen gesperrt. Doch der Wille zum Widerstand gegen das Nazi-Regime bleibt bei den Männern ungebrochen.
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4 | 18 "Hitlers Niederlage ist nicht unsere Niederlage, sondern unser Sieg": Ab 1941 sind Bästlein, Jacob und Abshagen die Köpfe der größten Widerstandsorganisation in der Hansestadt. Etwa 300 Mitglieder gehören ihrer Gruppe zeitweise an. Mit illegalen Flugblättern wie diesem wollen sie die Bevölkerung für den Kampf gegen das Regime gewinnen. Sie helfen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen und sabotieren kriegswichtige Industriefirmen.
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5 | 18 Doch das Nazi-Regime verfolgt die Widerstandskämpfer unerbittlich - und zum Teil erfolgreich. In den sogenannten Hamburger Kommunistenprozessen verhängen die Richter ab Mai 1944 viele Todesurteile - hier ein Auszug aus einer entsprechenden Gestapo-Akte. Insgesamt werden 70 Mitglieder der Bästlein-Jacobs-Abshagen-Gruppe hingerichtet.
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6 | 18 Bernhard Bästlein wird im Oktober 1942 verhaftet und kommt nach Fuhlsbüttel, wo er monatelang von den Gestapo-Leuten verhört und gefoltert wird. Dann kommt er in ein Berliner Gefängnis. Dort gelingt ihm während eines Luftangriffs im Januar 1944 die Flucht. Doch nach einer Großfahndung wird er im Mai erneut festgenommen und am 18. September mit dem Fallbeil enthauptet. Dieser Stolperstein erinnert in Hamburg an den Widerstandskämpfer.
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7 | 18 Der Erinnerungsstein ist auf den Gehweg am Goldbekufer 19 eingelassen, wo Bästlein nach seiner Entlassung aus der Haft ab April 1940 mit seiner Frau Johanna und seinem Sohn Bernt lebt. Ein weiterer Stolperstein für Bästlein, der im März 1921 als jüngster Abgeordneter in die Bürgerschaft gewählt wurde, befindet sich vor dem Hamburger Rathaus.
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8 | 18 Auch an den Widerstandskämpfer und zeitweisen KPD-Bürgerschaftsabgeordneten Franz Jacob erinnern gleich zwei Stolpersteine in der Hansestadt. Ebenso wie Bästlein kann Jacob der Gestapo in Hamburg zunächst entkommen und taucht in Berlin unter. Dort kämpft er weiter im Widerstand - bis auch er im Juli 1944 verhaftet und zwei Monate später hingerichtet wird.
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9 | 18 Neben dem Stolperstein vor dem Rathaus ist einer in der Jarrestraße 21 im Hamburger Arbeiterviertel Barmbek zu finden. Dort wohnt Franz Jacob nach seiner Heirat mit Katharina Hochmuth im Dezember 1941. Auch seine Frau unterstützt den Widerstandskampf. Im November 1942 kommt Tochter Ilse zur Welt - die der zu dem Zeitpunkt bereits untergetauchte Franz Jacob nur ein einziges Mal bei einer heimlichen Zusammenkunft sehen kann.
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10 | 18 Robert Abshagen heiratet im März 1941 seine Verlobte Manja Hildebrandt und zieht mit ihr in die Wachtelstraße im Stadtteil Barmbek-Nord. Dort liegt auch der Stolperstein, der heute an den Widerstandskämpfer erinnert, der am 2. Mai 1944 zum Tode verurteilt und zwei Monate später in Hamburg enthauptet wird.
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11 | 18 Heute befindet sich am Standort von Abshagens ehemaligem Wohnhaus, in dem die Widerstandsgruppe im Dezember 1941 ihre konstituierende Sitzung abhielt, nur noch eine Grünfläche.
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12 | 18 Auch am Thalia Theater findet sich ein Hinweis auf die Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe. Diese Gedenktafel erinnert an den Bühnenbildner Otto Gröhlmann, der im Nazi-Regime ebenfalls Mitglied in der Widerstandsorganisation ist. Er versteckt das Archiv der Gruppe in den Räumlichkeiten des Theaters.
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13 | 18 Im Tode vereint: Am 8. September 1946 werden 27 Urnen hingerichteter Widerstandskämpfer aus der Arbeiterbewegung auf dem Ohlsdorfer Friedhof gemeinsam bestattet. Die Grabanlage erhält den Namen "Ehrenhain Hamburger Widerstandskämpfer".
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14 | 18 Bernhard Bästleins Urne liegt direkt neben denen seiner Mitstreiter Franz Jacob und Robert Abshagen. Die schlichten grauen Kissensteine sind zum Teil verwittert.
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15 | 18 Immer noch stellen Friedhofsbesucher Blumen an die Grabstellen, hier zwei Nelken auf Franz Jacobs Gedenkstein.
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16 | 18 Robert Abshagens Urne wird erst 1947 in einem Massengrab bei Kiel gefunden und ebenfalls nach Hamburg umgebettet.
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17 | 18 Auf Veranlassung der Friedhofsverwaltung erfolgte Anfang der 1960er-Jahre eine erneute Umbettung. Der neue Ehrenhain wird am 6. Mai 1962 an seinem heutigen Standort eingeweiht.
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18 | 18 Auf einer grauen Mauer am Ende der Grabstellen sind die Worte des 1943 hingerichteten tschechischen Widerstandskämpfers Julius Fucík als mahnende Botschaft für die Nachwelt zu lesen: "Menschen wir hatten Euch lieb - Seid wachsam".
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