Sendedatum: 20.10.2009 | 19:30 Uhr | Hamburg Journal
1 | 23 Die Elbtreppenhäuser in Hamburg-Neumühlen bilden ein einmaliges Ensemble alter Hafenarbeiterhäuser, die im 19. Jahrhundert in den Hang über der Elbe gebaut wurden.
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
2 | 23 Ineinander verschachtelt ziehen sich die Häuser den Berg hoch. Auf engstem Raum haben die Menschen hier nebeneinander gelebt. Einzig diese fünf Häuser mit ihren 26 Wohnungen sind von der ursprünglichen Bebauung erhalten geblieben.
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
3 | 23 So sieht der Altonaer Hafen um 1900 aus: Ein Kraftwerk steht direkt am Wasser, davor legen die Schiffe an. Für den Kraftwerksbau waren bereits einige der Hafenarbeiterhäuser abgerissen worden, die sich vormals über eine weite Strecke entlang der Elbe erstreckten. Die heute noch stehenden Gebäude sind an der oberen rechten Ecke des Kraftwerks zu erkennen.
© Stadtteilarchiv Ottensen
4 | 23 Wo heute die Elbtreppe ist, verlief damals noch ein befahrbarer Weg. Pferdewagen transportierten hier das mit Schiffen angelieferte Heu von der anderen Flussseite den Hang hinauf. Die Gastwirtschaft "Zum Heuberg" bot den Kutschern eine Rastmöglichkeit. Die Häuser am rechten Bildrand wurden abgerissen, wie diese zeitgenössische Postkarte erklärt.
© Stadtteilarchiv Ottensen
5 | 23 1928 wird die heute noch stehende Spundwand vor die verbliebenen Häuser gebaut. Aus dem Fahrweg ist mittlerweile eine Treppe geworden. Seither hat das Ensemble keine wesentlichen Änderungen mehr erfahren. Auch im Krieg bleibt es bis auf einen ausgebrannten Dachstuhl verschont.
© Stadtteilarchiv Ottensen
6 | 23 Was den Häusern jedoch seit mehreren Jahrzehnten zusetzt, ist der stetige Verfall. Dieses Haus (Elbtreppe Nummer 5) steht ganz vorne an der Spundwand und ist seit Jahren unbewohnt. Laut Karsten Schnoor von der Mieterinitiative wurden vor zwei Jahren die Fußböden, Heizungen und Installationen entfernt.
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
7 | 23 Zudem kamen Spanplatten vor die Fenster. Türen wurden mit Vorhängeschlössern gesichert. In der Scheibe spiegelt sich die Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen.
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
8 | 23 Das gleiche sei mit Schnoors früherer Wohnung passiert, nachdem er im Februar ausgezogen ist: Schlösser vor die Tür, Bretter vor die Fenster. Zuvor hatte Schnoor hier seit 1996 auf 37 Quadratmetern gelebt.
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
9 | 23 Seit 1996 wurden laut Angaben der verbliebenen Mieter leer werdende Wohnungen nicht neu vermietet, sondern unbewohnbar gemacht und versiegelt.
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
10 | 23 Das Haus mit der Nummer 15 ist ein sogenanntes Sahlhaus. Von ihnen gibt es in ganz Hamburg nur noch sehr wenige. Separate Eingänge für die Erdgeschosswohnungen und...
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
11 | 23 ... eine steile Treppe zu den Wohnungen im ersten Stock sind dafür charakteristisch. Diese Stiege führt zur Wohnung von Bernd Gohlke: "Das ist meine persönliche Elbtreppe. Seit dreißig Jahren gehe ich sie jeden Tag hoch und runter."
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
12 | 23 Gohlkes Wohnung ist sehr klein, 27 Quadratmeter teilen sich auf in eine kleine Küche, ...
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
13 | 23 ... in der dieser alte Kohleofen für Wärme sorgt, eine winzige Schlafkammer, ...
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
14 | 23 ... und ein Wohnzimmer, in dem Gohlke Seefahrer-Erinnerungsstücke und eine Vielzahl an Puppen und Porzellanfiguren ordentlich aufgereiht hat. Die Miete liegt bei 166 Euro kalt.
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
15 | 23 Früher hätten die Mieter häufig zusammen draußen gesessen, auf dem Grillplatz vor den Häusern, geredet, gegessen und getrunken, häufig bis spät in die Nacht. "Man wohnte so eng mit den Leuten zusammen, da war es wichtig, dass man sich gut versteht."
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
16 | 23 Eine Woche bevor er ausziehen wird, reinigt Bernd Gohlke seine Teppiche. Die sollen sauber in seine neue Bleibe in Bahrenfeld. Neben dem Sahlhaus, in dem er dreißig Jahre wohnte, gibt es ...
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
17 | 23 ... direkt daneben dieses Gründerzeithaus, das sich entlang der Treppe erstreckt. Für Karsten Schnoor von der Mieterinitiative ist das ganze Ensemble von hoher bauhistorischer Bedeutung: "Man findet in ganz Hamburg nirgends ein Ensemble, dass auf so kleinem Raum so viele Typen von Arbeiterhäusern darstellt. Das ist eine einmalige Sache."
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
18 | 23 Auf dieser Luftaufnahme aus den 80er-Jahren ist zu sehen, wie eng die Häuser zusammen stehen. Die Mieter fordern seit Mitte der 90er-Jahre eine Sanierung aller fünf Gebäude. Die SAGA stimmte dem 2011 zu. Jetzt kündigte das Wohnungsunternehmen an, das Haus vorne links und das hohe dahinter doch abreißen zu wollen.
© Stadtteilarchiv Ottensen
19 | 23 Die Begründung: Wegen der Hanglage drohe das hintere hohe Haus abzurutschen. Vor einigen Jahren wurde es notdürftig mit dieser Holzkonstruktion gesichert.
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
20 | 23 An einer Wand ziehen sich deutlich erkennbare Risse bis nach oben. Die SAGA will das Gebäude in gleicher Form wieder aufbauen.
© NDR, Foto: Daniel Sprenger
21 | 23 Auch wenn dieses Plakat verblasst ist, ist die Forderung der Mieter noch aktuell: Kein Abriss, sondern eine originalgetreue Sanierung aller Häuser. Nur so könne nachvollzogen werden, wie Arbeiter früher gewohnt hätten. Neue Gebäude hinter historischen Fassaden kritisiert Schnoor als "Disneyland".
22 | 23 In den ursprünglichen Planungen wollte die SAGA komplett moderne Gebäude an die Stelle von drei alten setzen. Einem ersten Entwurf zufolge sollten diese fünf Stockwerke haben. Dagegen strengten die Mieter ein Bürgerbegehren an und waren erfolgreich. Diese Pläne hatten daraufhin keine Chance mehr.
© SAGA GWG
23 | 23 Doch bis die Notlage der Elbtreppenhäuser behoben ist, wird es noch eine Weile dauern. Wann die Bauarbeiter anrücken, um zu sanieren (oder doch zumindest teilweise abzureißen), konnte die SAGA auf Anfrage nicht mitteilen.
© NDR, Foto: Daniel Sprenger