Stand: 24.07.2015 | 15:39 Uhr | NDR 90,3
1 | 27 Am Fischmarkt in Hamburg beginnt die Große Elbstraße. Sie führt parallel zur Elbe in Richtung Elbstrand und ist rund 1,7 Kilometer lang. Bei einem Spaziergang lässt sich vieles über die Geschichte des Hafens und Altonas erfahren. Zudem gibt es spannende Architektur zu sehen.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
2 | 27 Wolfgang Vacano kennt die Große Elbstraße wie kein Zweiter. Der Gründer und Leiter des Altonaer Stadtarchivs hat soeben ein knapp 300 Seiten dickes Buch über die Geschichte der Straße geschrieben. Zu seinen Füßen ist ein Stein zu sehen, der die frühere Grenze zwischen den beiden Städten Hamburg (H) und Altona (A) markierte. Vacano hat diesen Stein erst kürzlich mit einem Mitstreiter verlegt, da die Originale nicht mehr erhalten sind.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
3 | 27 Die denkmalgeschützte Fischauktionshalle aus dem Jahr 1896 ist ein Prunkstück der Großen Elbstraße. Im Zweiten Weltkrieg wird der Bau stark beschädigt. Die Stadt wollte die verfallene Halle in den 70er-Jahren eigentlich abreißen, aber Hamburger Bürger setzen sich für den Erhalt ein. So wird sie Anfang der 80er-Jahre saniert. Heute finden dort jährlich 180 Veranstaltungen aller Art statt. Bei Hochwasser steht die Halle metertief unter Wasser.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
4 | 27 Diese Postkarten-Ansicht stammt aus der Zeit um 1900 - also kurz nach der Erbauung. Die Fischauktionshalle steht auf dem früheren Stadtgebiet Altonas. Hamburg baut wenige Hundert Meter weiter seine eigene Fischauktionshalle, die 1971 abgerissen wird.
© Altonaer Stadtarchiv
5 | 27 Um 1910 sieht so das Treiben an der Fischauktionshalle (links) aus. Die Herren tragen noch alle Hut, auf der Straße sind Pferdewagen unterwegs. Die Schornsteine sind inzwischen alle verschwunden. Sie dienten vor allem der Fisch-Räucherei.
© Altonaer Stadtarchiv
6 | 27 Auf dieser Luftaufnahme ist die Bebauung aus der Zeit um 1930 zu sehen - mit der Fischauktionshalle (rechts unten). Die Schiffe konnten direkt an den Speichern und Kühlhäusern anlegen. Auf der anderen Straßenseite steht die Malzfabrik Naefeke (oben, Mitte). 1907 entstand das Gebäude als eine der ersten Stahlbetonskelett-Konstruktionen Deutschlands. Seit 1996 befindet sich dort ...
© Altonaer Stadtarchiv
7 | 27 ... das Stilwerk Hamburg. Dort haben sich viele Geschäfte rund um das Thema Design und Inneneinrichtung angesiedelt. Der Backsteinbau ist denkmalgeschützt. Die Außenfassade und viele historische Elemente von der Malzfabrik sind erhalten. Die Fußgängerbrücke dient den Bewohnern an der Elbseite dazu, bei Hochwasser trockenen Fußes über die Große Elbstraße zu kommen.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
8 | 27 Das Hafenklang ist einer der besten Live-Musik-Clubs in Hamburg. Das Gebäude aus dem Jahr 1860 diente zwischenzeitlich als Stallgebäude für die Straßenbahnpferde der Hamburger Hafenbahn. Für den Neubau sollte das Haus abgerissen werden. Nach Protesten sieht die Lösung nun so aus: oben neue Wohnungen, unten das Hafenklang.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
9 | 27 Weiter geht es in Richtung Holzhafen. 1999 steht dort noch dieses verfallene Gebäude. Im Volksmund heißt es "Mörderhaus". Der legendäre Hamburger Filmemacher Jürgen Roland drehte hier gerne die Verfolgungsjagden für seine Krimis. So erzählt es Wolfgang Vacano auf seinen Führungen.
© Altonaer Stadtarchiv
10 | 27 Heute steht an der Ecke ein Neubau (rechts). An dem Platz in der Mitte befindet sich die denkmalgeschützte Köhlbrandtreppe.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
11 | 27 So sah der Platz um 1955 aus. Rechts ist ein Stück des späteren "Mörderhauses" zu sehen. In dem linken Gebäude mit dem schwarzen Auto vor der Tür befindet sich heute die Kneipe "Zum Schellfischposten", in dem Entertainerin Ina Müller die Gäste für ihre beliebte Fernsehsendung "Inas Nacht" empfängt. Der Schankraum war einst das Wartezimmer für die Passagiere der "Schellfischbahn", die auf der Großen Elbstraße verkehrte.
© Altonaer Stadtarchiv
12 | 27 Ein großer Zankapfel ist der 72 Meter hohe Luxus-Wohnturm "Kristall" im Holzhafen. Die Initiative "Rettet das Elbufer" wollte den Bau verhindern. Aber der Senat unterband einen möglichen Bürgerentscheid. Die Investoren Büll & Liedtke hatten das Grundstück in den 90er-Jahren von der Stadt als Kompensation erhalten, weil das Unternehmen auf den Bau einer Tiefgarage für das Einkaufszentrum Mercado am Bahnhof Altona verzichten musste. Dort lag einst ein jüdischer Friedhof.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
13 | 27 Gleich gegenüber des Luxus-Wohnturms steht das älteste Gebäude Altonas. Das Kaufmannshaus mit weißer Fassade stammt aus dem Jahr 1772. Das Fabrikgebäude rechts danaben ist 1899 erbaut worden, es behebergte lange Zeit die Firma Groth & Degenhardt - Maschinenfabrik und Schiffsreparaturbetrieb. In dem Haus hat Schauspieler Jan Fedder als Polizist Dirk Matthies in der ARD-Serie "Großstadtrevier" seine Wohnung.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
14 | 27 So verwaist sah der Holzhafen um 1985 aus. Der Schornstein ist erst vor ein paar Jahren abgerissen worden. Auf dem Gelände vorne steht nun der "Kristall". Dort befanden sich vor zehn Jahren noch ...
© Altonaer Stadtarchiv
15 | 27 .. die ersten Beachclubs Hamburgs - hier der Eingang zum "Lago Bay". Für den Bau des Wohnturms "Kristall" mussten sich die Beachclubs-Betreiber dann eine neue Bleibe suchen.
© Altonaer Stadtarchiv
16 | 27 Die beiden Hafenkräne gehören zu den wenigen ihrer Art, die überhaupt noch erhalten sind. Einst gab es mehr als 1.000 solcher Kräne im Hamburger Hafen. 1989 erhielt die Stadt diese Kräne als Geschenk, ließ sie aber verkommen. Laut Gutachten sind sie nicht mehr zu sanieren, sondern höchstens in ihrem jetzigen Zustand zu erhalten. Gerade läuft die Suche nach Geldgebern.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
17 | 27 Auf diesem Stück der Großen Elbstraße befand sich einst ein Straßenstrich. In den Abendstunden herrschte reger Autoverkehr. "Manchmal standen die Kunden Schlange, um dranzukommen", berichteten Prostituierte später. Heute haben sich auf dem Areal viele Restaurants und Geschäfte eingemietet. Linker Hand sind die Markthallen der Fischmarkt Hamburg-Altona GmbH zu sehen.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
18 | 27 Tagsüber sind die Gänge in den Markthallen menschenleer.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
19 | 27 Aber in der Nacht bringen die Fisch-Großhändler hier ihre Waren an den Mann. Es ist nach wie vor der größte Umschlagplatz für frischen Fisch in Deutschland. Nach Angaben der Fischmarkt GmbH wird hier jeder siebte Fisch, der hierzulande verspeist wird, gehandelt. Gegen 7 Uhr morgens kehrt in den Markthallen wieder Ruhe ein.
© Fischmarkt GmbH
20 | 27 Ganz in der Nähe der Fisch-Markthallen liegt das Bürohaus "Dockland", direkt am Wasser.
© Fischmarkt GmbH
21 | 27 Das "Dockland" erfreut sich großer Beliebtheit als kostenlose Aussichtsplattform im Hamburger Hafen. Die Außentreppen führen hinauf aufs Dach. Entworfen hat den Bau der Hamburger Architekt Hadi Teherani. Gleich nebenan liegt ...
© NDR, Foto: Marc-Oliver Rehrmann
22 | 27 ... das Kreuzfahrtterminal Hamburg-Altona, das seit 2011 in Betrieb ist. Wer hier in den Urlaub aufbricht, legt nur selten zuvor einen Stopp in der Großen Elbstraße ein. Die Gastronomen profitieren eher von den Schiffsguckern, die sich hinterher ein Fischbrötchen oder einen Kaffee gönnen.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
23 | 27 Nur hundert Meter weiter an der Großen Elbstraße hat Architekt Hadi Teherani seinen Sitz - in dem schmalen Haus am Elbberg (rechts). Links ist das 1998/99 umgebaute Elbkaihaus zu sehen, das früher ein Kühlhaus für die Fisch-Betriebe war.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
24 | 27 Ein Kühlhaus ist noch erhalten. Aber auch dieser Gebäude-Komplex soll umgebaut werden. Für das "Areal West" gab es sogar schon einen Architektur-Wettbewerb.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
25 | 27 Dies ist der Entwurf für das "Areal West" von Gerber Architekten, der einen 1. Preis erhalten hat. Aber die Planungen ziehen sich länger hin als vorgesehen. Unter anderem die Parkplatz-Frage ist noch ungeklärt. Ein Baustart ist laut Fischmarkt GmbH noch nicht in Sicht.
© Gerber Architekten
26 | 27 Am Hafenbahnhof (links) endet die Große Elbstraße. Seit dem Bau der "Columbia Twins" (Mitte) und aufgrund einer neuen Straßenführung hat der Nachtclub seinen Elbblick eingebüßt. Ein Besuch lohnt sich aber weiterhin - auch wegen der Live-Auftritte von Bands aus aller Welt.
Foto: Marc-Oliver Rehrmann
27 | 27 Wer tiefer in die Geschichte der Großen Elbstraße eintauchen möchte, sollte das Buch des Altona-Experten Wolfgang Vacano lesen - zu erhalten ist es nur über das Altonaer Stadtarchiv.
© Altonaer Stadtarchiv