Neun Frauen und Männer aus Norddeutschland sind für das NDR Projekt "Jahrhundertleben" tief in ihre Erinnerungen eingetaucht und berichten bewegend aus den rund 100 Jahren ihres Lebens. Die Offenheit und auch Zuversicht dieser Menschen hat die Teams des NDR berührt.
Stand: 13.12.2021 | 05:00 Uhr | Ein Jahrhundertleben
1 | 31 Wie blicken Menschen, die heute rund 100 Jahre alt sind, auf ihr Leben in Deutschland zurück? Wie haben sie die einzelnen Wegmarken erlebt? Und wie sah der persönliche Alltag entlang der großen historischen Krisen und Umbrüche aus?
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2 | 31 Neun Frauen und Männer aus Norddeutschland haben dem NDR ihre Geschichte erzählt und sind dabei tief in ihre Erinnerungen getaucht, zum Beispiel Hermine Trimde aus Rostock. Sie überrascht das Team um NDR Reporterin Kathrin Klein immer wieder mit einer Fröhlichkeit, die alle umhaut - eine Frau, die sechs Kinder alleine großgezogen hat.
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3 | 31 Geboren am 14. Februar 1919 im lettischen Riga ist sie mit 102 Jahren die Älteste, die im Rahmen des crossmedialen Projekts "Jahrhundertleben" von ihrem Leben erzählt. 1941 wurde ihre Familie nach Deutschland umgesiedelt. Die Lebensweisheiten, die sie durch ihr Leben getragen haben: "Was du willst, das kannst du", "Wo Licht ist, ist auch Schatten" - und "Akzeptiere, was du nicht ändern kannst."
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4 | 31 Mit 15 Jahren machte Hermine Trimde in Riga eine Ausbildung zur Schauspielerin. Mit 18 gab sie ihr Debüt "als junge Naive“, wie sie sagt. Ein Jahr später platzte ihr Traum von der Schauspielkarriere, sie wurde schwanger. Für die Dreharbeiten für das Projekt "Jahrhundertleben" ist sie mit dem NDR auf die Bühne des Volkstheaters Rostock gegangen. Ihr erster Satz: "Hallo, liebes Publikum, hier bin ich."
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5 | 31 Wilhelm Simonsohn ist der Zweitälteste, der für das "Jahrhundertleben", im NDR Fernsehen am 1. und 2. Januar 2022, aus seinem Leben erzählt: Geboren am 9. September 1919 in Hamburg-Altona ist auch er mittlerweile 102 Jahre alt - und lebt noch immer in der Altonaer Wohnung, in die er 1962 eingezogen ist.
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6 | 31 Wilhelm Simonsohn erzählt von Erlebnissen, die unter die Haut gehen. Mit 15 Jahren etwa wurde er als "Judenlümmel" beschimpft - und erfuhr erst da, dass er adoptiert wurde. Zehn Jahre später wird er als Nachtjäger bei der Luftwaffe von einem britischen Flieger abgeschossen.
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7 | 31 Die Liebe seines Lebens, mit der er im Rentenalter die halbe Welt bereiste, verunglückt 2005 tödlich. Ruhelos fährt Simonsohn danach noch einmal an viele der Orte, die sie einst gemeinsam besucht hatten.
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8 | 31 Der NDR durfte Wilhelm Simonsohn auch in den Bahrenfelder Schulgarten begleiten. Dort hat er sich unter anderem für die Rekonstruktion des Pavillons nach historischem Vorbild engagiert.
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9 | 31 Ingeborg Illing gibt ebenfalls Einblicke in ihr privates Reich in Salzgitter-Bad - und ihre sehr persönlichen Erinnerungen. Das NDR Team um Reporter Ole Lerch darf Ingeborg Illing und ihrer Lebensgeschichte drei Tage lang nahekommen.
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10 | 31 Unterstützt wird Ingeborg Iling dabei von ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln: Einige Familienmitglieder sind bei den Dreharbeiten ebenfalls dabei - auch sie hören zum Teil Geschichten, die in der Familienerzählung bislang noch nicht so präsent gewesen sind.
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11 | 31 "Besonders schön an dieser Produktion war die Offenheit und Herzlichkeit von Frau Illing selbst und auch von ihrer Familie", sagt Ole Lerch. Ingeborg Illing bewegt mit ihren Erzählungen aus den Kriegs- und Nachkriegsjahren - aber auch mit den heiteren Momenten aus ihrem Leben.
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12 | 31 Das Team des NDR darf Ingeborg Illing auch in ihre Kirchengemeinde begleiten. In der Heiligen Dreifaltigkeit Salzgitter-Bad hat sie sich lange aktiv engagiert: erst im Mütterkreis, dann in der Frauenhilfe, später leitete sie den Seniorenkreis.
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13 | 31 "Alle haben uns mit offenen Armen empfangen und es hat großen Spaß gemacht", so NDR Reporter Ole Lerch.
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14 | 31 Irmgard Eiben und einige Menschen aus ihrem engsten Umfeld empfangen den NDR in ihrer Wohnung in Wilhelmshaven. In der Stadt an der Jade wurde sie 1925 geboren. Sie erlebte die Bombardierungen des Hafens im Zweiten Weltkrieg und verbrachte zahlreiche Nächte im Bunker. Häufig staunt das NDR Team um Reporter Ole Lerch beim Dreh mit Irmgard Eiben: über ihren "unerschütterlichen Pragmatismus, ihre Tatkraft und Zuversicht", so Lerch. "Sie ist der lebende Beweis, dass man auch im hohen Alter noch viel Neues entdecken, lernen und machen kann - selbstständig, selbstbestimmt und neugierig."
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15 | 31 Ein Besuch mit dem NDR Team bei der Logopädin, die mit Irmgard Eiben Hörtraining macht: Mit 94 hat Eiben beschlossen, ihre Schwerhörigkeit nicht länger zu akzeptieren und sich ein Cochlear-Implatat einsetzen zu lassen. Wieder hören zu können, sich mit Freundinnen angeregt und intensiv unterhalten, fernsehen und Radio hören zu können, erlebt sie seitdem als ein großes Glück.
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16 | 31 Seit Kurzem besitzt Irmgard Eiben auch ein Elektromobil, das ihr viel neue Lebensqualität beschert. Sie sei wieder viel mobiler geworden, mache Ausflüge bis zum Hafen und auf Flohmärkte in der Umgebung. Ein Stück Eigenständigkeit, auf die Irmgard Eiben großen Wert legt. "Für schöne Bilder am Meer haben wir sie den Deich rauf- und runtergeschickt, doch trotz Wind und Nieselregen hatte sie dabei immer ein Lächeln im Gesicht", ist Reporter Lerch beeindruckt. Anstrengend sei es für Irmgard Eiben zwar auch gewesen - aber es habe ihr so großen Spaß gemacht, dass das NDR Team gerne wieder auf einen heißen Tee und Kekse vorbeikommen dürfe.
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17 | 31 Irmgard Rosenkranz hat den NDR in ihrem 100. Lebensjahr in ihrem Zuhause in Rerik empfangen. Obwohl sie als geborene Gans Edle Herrin zu Putlitz dem märkischen Uradel entstammt, sagt sie: "Eine feine Dame war ich nie!"
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18 | 31 Als ihre Familie bei der Flucht am Kriegsende zum Teil auseinander gerissen wird, ...
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19 | 31 ... kann sie von den persönlichen Habseligkeiten lediglich ihren Taufbecher retten.
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20 | 31 Später arbeitete sie in der DDR unter anderem als landwirtschaftliche Berufsschullehrerin. Auf die Idee, "rüber zu machen", sei sie nie gekommen.
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21 | 31 Helga Klüver lebt in Eckernförde - und das, mit kurzen Unterbrechungen, schon seit ihrer Geburt 1929.
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22 | 31 Ihr späterer Ehemann lebte einst als Untermieter in der Wohnung ihrer Eltern. 1942, mitten im Krieg, heiraten sie unter "armseligen Bedingungen". Als ihr Mann aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, hätten sie viel gefeiert: "Wir hatten einen enormen Nachholbedarf."
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23 | 31 Von ihren zwei Kindern hat Helga Klüver mittlerweile fünf Enkel, acht Urenkel und ein Ururenkelkind - und hat sie gerne um sich.
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24 | 31 Außer ihrer großen Familie gehört Helga Klüvers Herz der Musik. Von ihrem Vater lernte sie früh das Klavierspielen - und macht es heute noch auf ihrem E-Piano.
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25 | 31 Seit 76 Jahren sind Ingeborg und Heinz Möller verheiratet. Im Zweiten Weltkrieg haben sie sich 1944 kennengelernt, beim Schippeinsatz in Neubrandenburg. "Und ruckizucki waren vier Kinder da, das war ja kein Problem", sagt Heinz Möller und zwinkert mit dem rechten Auge. Seiner Ingeborg ist das ein wenig peinlich.
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26 | 31 Heinz Möllers Familie stammt aus Barth in Vorpommern. Hier wegzuziehen war nie ein Thema. Zum Leben in der DDR sagt er: "Im Vergleich zu unseren früheren Klassenkameraden, die in den Westen gingen, sahen wir alt aus. Das ging bei den Klamotten los und hörte beim Auto auf. Aber wirklich gefehlt hat uns nichts." Sogar ein Auto hatten sie, einen Wartburg. Darauf musste man in der DDR bis zu zehn Jahre warten.
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27 | 31 Ingeborg Möller ist mittlerweile fast blind. Das quält sie. Viel schlimmer aber ist der Verlust ihrer zwei Töchter. Beide sind an Krebs gestorben. Was ein wenig tröstet, ist der Rest der großen Familie: Sie haben noch ihre zwei Söhne, zehn Enkel, 15 Urenkel und zwei Ururenkel.
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28 | 31 Ihr Rezept für eine lange Ehe: "Man muss dem Partner zuhören und darf nicht nur seine eigenen Interessen sehen", so Heinz Möller. Und Inge ergänzt: "Heute rennen viele bei den kleinsten Problemen zu schnell auseinander." Sie sind froh, dass sie einander noch haben.
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29 | 31 Anna Möschter wurde 1924 bei Saarbrücken geboren. 1939 musste die Familie mit neun Kindern fliehen und landete zunächst in Goslar. Die Heirat mit einem Hamburger brachte sie schließlich in die Hansestadt.
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30 | 31 Dort ist sie auch mit 97 Jahren noch gerne viel unterwegs gewesen. Den NDR hat sie mitgenommen zu ihren Lieblingsstationen auf der Reeperbahn und vor das Operettenhaus.
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31 | 31 Begleitet wurde sie auch von ihrer Familie. Die sei ihr das Wichtigste, sagte sie. Anna Möschter ist einige Wochen nach dem Dreh Anfang Dezember 2021 in Hamburg gestorben.
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