1 | 20 Der Große Brand in Hamburg beginnt kurz nach Mitternacht des 5. Mai 1842. Von der Deichstraße greift das Feuer auf die Speicher am Rödingsmarkt über.
2 | 20 1.000 Spritzenleute - die sogenannten Wittkittel - sind damals in Hamburg im Einsatz und kämpfen gegen die Flammen.
3 | 20 Am Morgen des 6. Mai stehen im Nikolaiviertel noch die alte Börse und der Kran.
4 | 20 Doch die Spritzenleute kommen nicht gegen die Wucht der Flammen an. Die Kanäle und die Elbe führen wenig Wasser, Schaulustige behindern die Löscharbeiten und das Holz der Häuser ist ausgetrocknet.
5 | 20 Am Mittag desselben Tages beten die Gläubigen noch in der Nikolaikirche im Himmelfahrts-Gottesdienst für den Erhalt der Kirche. Gegen 15 Uhr fängt der Turm Feuer.
6 | 20 Am Abend liegt die 650 Jahre alte Kirche in Schutt und Asche.
7 | 20 Nach langen Diskussionen werden am 6. Mai die ersten Häuser am Hopfenmarkt gesprengt. Später auch das damalige Rathaus an der Trostbrücke - hier im Bild. Damit soll dem Feuer die Nahrung genommen werden.
8 | 20 Doch es funktioniert nicht. Kran, Rathaus und die alte Börse werden zerstört. Das Feuer greift weiter um sich. Die Wittkittel pumpen wie auf diesem Bild weiter über herabgelassene Schläuche Wasser aus dem Nikolaifleet.
9 | 20 Zum Glück war kurz vorher die neue Börse am Adolphsplatz mit Steinen erbaut worden. Kaufleute kämpfen in der Nacht vom 6. auf den 7. Mai um das Gebäude. Zwischen Ruinen bleibt es als einziges stehen.
10 | 20 Das Feuer breitet sich indes weiter aus. In der Nacht zum 7. Mai versuchen die Feuerwehrleute vergeblich, die aus dem 14. Jahrhundert stammende Kirche St. Petri zu retten. Die Flammen greifen über. Das Gotteshaus in der Bergstraße brennt fast vollständig nieder. Flüchtende, Soldaten und Feuerwehrleute drängen sich in den Straßen.
11 | 20 Auch Bäckereien, Schlachtereien und Fischläden brennen ab. Die Versorgung der Menschen wird schwieriger.
12 | 20 Doch St. Petri ist nicht der Schlusspunkt. Kurz darauf stehen der Holzdamm (heute Ballindamm) und alle Häuser zwischen Glockengießerwall und Binnenalster in Flammen. Am Jungfernstieg harren die bereits obdachlos gewordenen Menschen aus. Jetzt holen die Flammen sie ein. Einige springen aus Panik in die Alster.
13 | 20 Anwohner laden ihr Hab und Gut auf Schiffe, um es vor den Flammen zu retten. Doch einige kentern.
14 | 20 Viele Obdachlose flüchten sich vor die Tore der Stadt nach Eppendorf oder Harvestehude, wo die Bewohner sie mit Lebensmitteln versorgen.
15 | 20 Endlich, nach vier Tagen Feuersbrunst, wird am Morgen des 8. Mai an der Straße Kurze Mühren das letzte brennende Haus gelöscht. Heute markiert die Straße mit dem Namen Brandsende diese Stelle.
16 | 20 Hamburg liegt in Trümmern. Eine Schneise der Verwüstung schlängelt sich vom Hafen durch das Nikolaiviertel zur Binnenalster. Mehr als 50 Menschen haben ihr Leben verloren, fast 20.000 sind obdachlos.
17 | 20 Kurz nach dem Brand schicken Kaufleute und Nachbarstaaten Hilfslieferungen und Gelder. Hamburg ist damals wichtiger Handelsplatz, sodass zahlreiche Länder ein Interesse an einem schnellen Wiederaufbau haben.
18 | 20 Notwohnungen in kleinen Häuschen werden am Johannisplatz vor der neuen Börse erbaut.
19 | 20 Heinrich Heine schreibt in "Deutschland. Ein Wintermärchen" 1844 über den Großen Brand: "Baut Eure Häuser wieder auf, Und trocknet Eure Pfützen, Und schafft Euch beßre Gesetze an, Und beßre Feuerspritzen."
Foto: Hermann Biow
20 | 20 Die Kirche St. Nikolai am Hopfenmarkt wird nach dem Brand wieder aufgebaut. 1863 wird sie eingeweiht, der 1874 fertig fertiggestellte Turm ist damals mit das höchste Gebäude der Welt. 50 Jahre nach dem Brand - 1892 - gedenken die Hamburger dort der Opfer des Feuers.