Stand: 06.01.2015 | 13:17 Uhr | 7 Tage
1 | 21 In mehr als 300 Artikeln erklären die Autoren von "Auschwitz from A to Z" wichtige Begriffe, die sich wie Mosaiksteine zu einem Gesamtbild des KZ Auschwitz zusammenfügen. Bei der Auswahl der Themen griffen sie auch auf die Erfahrungen der Guides in der Gedenkstätte zurück. Das rund 200 Seiten starke Lexikon ist reich bebildert und auf Englisch abgefasst. Über die Internetseite des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau ist es bestellbar und kostet umgerechnet etwa 13 Euro.
Foto: Oliver Diedrich
2 | 21 "Nicht schon wieder! Ich kann es nicht mehr hören." Diesem Ausgangszitat stellt Harald Roth in dem Band "Was hat der Holocaust mit mir zu tun?" 37 Beiträge von Prominenten gegenüber, die erzählen, was der Holocaust für sie bedeutet. Die Autoren kommen aus unterschiedlichen Hintergründen und Altersgruppen: Hans-Jochen Vogel, Inge Deutschkron, Wolfgang Benz, Alfred Grosser, Lena Gorelik, Aleida Assmann, Cem Özdemir, Ingo Schulze, Herta Müller und viele andere. Das Buch ist 2014 bei Pantheon erschienen und kostet 14,99 Euro.
3 | 21 Obwohl Sybille Steinbacher historisch weit ausholt, erzählt sie die Geschichte von Auschwitz knapp und präzise. In den Mittelpunkt stellt sie den Zusammenhang von Vernichtungspolitik und "Lebensraumeroberung" der Nazis. Steinbacher zeigt aber auch, wie das Geschehen in Auschwitz damals von der Öffentlichkeit in Deutschland wahrgenommen wurde. Sie betrachtet die Möglichkeiten der Häftlinge, Widerstand zu leisten und beleuchtet das Verhalten der Alliierten. Die Diskussion über die Zahl der Opfer, die juristische Verfolgung der Verbrechen und die "Auschwitz- Lüge" vollenden die Darstellung. Das Buch ist bei C.H. Beck erschienen und kostet 8,95 Euro.
4 | 21 Der langjährige Auschwitz-Kommandant, Rudolf Höß, konnte nach Kriegsende zunächst untertauchen. 1946 wurde er auf einem Bauernhof bei Flensburg aufgespürt - von Hanns Alexander, einem britischen Offizier deutsch-jüdischer Abstammung, der für das British War Crimes Investigation Team arbeitete. Höß wurde 1947 als Kriegsverbrecher hingerichtet. Alexander führte später in London ein bürgerliches Leben und wollte nicht mehr über den Krieg sprechen. Die Geschichte der beiden ungleichen Männer hat der britische Journalist und Dokumentarfilmer Thomas Harding aufgeschrieben, ein Großneffe von Alexander. Die faktenreiche Doppel-Biografie "Hanns und Rudolf" ist bei dtv erschienen und kostet 24,90 Euro.
© dtv
5 | 21 Kann man in der Todesfabrik Widerstand organisieren? Das hofft Witold Pilecki, ein Offizier der polnischen Untergrundarmee. Er lässt sich 1940 von den Deutschen festnehmen, um nach Auschwitz zu kommen. Von dort schmuggelt er erschütternde Berichte über den grausamen Lageralltag nach draußen. Die bittere "Ironie" der wahren Geschichte "Freiwillig nach Auschwitz": Pilecki gelingt sogar die Flucht aus dem KZ - doch einige Jahre später wird er von den Sowjets erschossen, weil er sich im antikommunistischen Widerstand engagierte. Das Buch ist im Verlag Orell Füssli erschienen und kostet 19,95 Euro.
© orell füssli
6 | 21 Sie mussten täglich Hunderte Menschen in die Krematorien führen und danach deren Leichen "entsorgen". Als Zeugen des Massenmordes in den Vernichtungslagern wurden die Mitglieder des Sonderkommandos meist nach einigen Monaten erschossen. Shlomo Venezia blieb dieses Schicksal erspart. Im Buch "Meine Arbeit im Sonderkommando Auschwitz" beschreibt er, wie er und andere Gefangene zu Arbeitern in der Vernichtungsfabrik der Nazis gemacht wurden. Das Buch erschien 2008 auf Deutsch im Karl Blessing Verlag und kostet 19,95 Euro.
Foto: Oliver Diedrich
7 | 21 Sühne für die Verbrechen von Auschwitz war Thomas Gnielkas Lebensthema. Im Alter von 15 Jahren war der spätere Journalist selbst in dem Konzentrationslager - nicht als Häftling, sondern als Flakhelfer. Er sollte das Werk der IG Farben vor Luftangriffen schützen. Was er vom Lagerleben mitbekam, war für ihn traumatisch. Später deckte Gnielka als Reporter dann Umtriebe von Altnazis auf und lieferte wichtige Beweisstücke für den Frankfurter Auschwitz-Prozess. Seine Erinnerungen "Als Kindersoldat in Auschwitz" erschienen 2014 als Romanfragment bei CEP Europäische Verlagsanstalt, das Buch kostet 19,90 Euro
© Europäische Verlagsanstalt
8 | 21 "Ich habe viel Glück in meinem Leben gehabt, unheimliches Glück." Die aus dem Saarland stammende Jüdin Esther Bejarano hat Auschwitz überlebt - vermutlich nur deshalb, weil sie im dortigen Mädchenorchester Akkordeon spielte. Die Nazis meinten, die Musik im Lager würde die Insassen beruhigen. Heute wohnt Bejarano in Hamburg, engagiert sich bundesweit gegen Neonazis, spricht in Schulen über ihre Erlebnisse in Auschwitz, tritt mit einer Rap-Gruppe auf. "Erinnerungen" - Bejaranos abenteuerliche Lebensgeschichte, viele Bilder sowie Interviews mit ihr - ist 2013 im Laika-Verlag erschienen und kostet 21 Euro.
© Buch: Laika Verlag
9 | 21 Was denkt ein NS-Verbrecher über seine Taten? Letzte Antworten auf solche Fragen gibt es nicht? Doch! Der Kommandant von Auschwitz, Rudolf Höß, hat sie in seinen ausführlichen Aufzeichnungen selbst geliefert. Der Schweizer Schriftsteller Jürg Amann hat diese zu einem knappen Text eingekürzt, das Erschütternde durch Weglassungen noch einmal zugespitzt. "Die unglaubliche, fast in einer pervertierten Form unschuldige Naivität, die Höß seinen Taten gegenüber zu Tage legt, das hat mich am meisten erschüttert", sagt Amann. "Der Kommandant" ist im Arche-Verlag erschienen und kostet 14 Euro.
© Arche Verlag
10 | 21 Ein weiteres Buch, das die NS-Verbrechen aus der Sicht der Verbrecher selbst zeigt, ist "Auschwitz in den Augen der SS". Lagerkommandant Rudolf Höß, der SS-Wachmann Pery Broad sowie der KZ-Arzt Johann Paul Kremer berichten über ihre Zeit in Auschwitz. Ein ausführliches Vorwort des Publizisten und KZ-Überlebenden Jerzy Rawicz erläutert die Umstände, wie die Aufzeichnungen von Höß, Broad und Kremer zustande kamen und wie sie zu bewerten sind. Das Buch ist beim Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau erschienen, zurzeit ist es nur gebraucht erhältlich.
Foto: Oliver Diedrich
11 | 21 BBC-Filmautor Laurence Rees hat über 15 Jahre Zeitzeugen in ganz Europa zur Geschichte Auschwitz' und dem Holocaust befragt. Für das Buch "Auschwitz. Geschichte eines Verbrechens" interviewte er Täter und Überlebende. Rees zeigt in seinem Buch, wie sich in der Geschichte von Auschwitz "an einem Ort Planung und Chaos, Wahnsinn und Methode, Schrecken und Hoffnung der dunkelsten Zeit des 20. Jahrhunderts" ballen. Die Originalausgabe erschien 2005. Auf Deutsch ist es als Taschenbuch für 11,99 Euro bei Ullstein erhältlich. Das Hardcover ist vergriffen.
Foto: Oliver Diedrich
12 | 21 Die Historiker und Journalisten Götz Aly und Susanne Heim versuchen "die Zusammenhänge zwischen der Politik der Modernisierung und der Politik der Vernichtung offenzulegen". Ihre These im Buch "Vordenker der Vernichtung": Junge, karrierebewusste Ernährungsfachleute, Ökonomen und andere Vordenker des NS-Staats betrachteten Europa als überbevölkerten, weithin rückständigen Kontinent, der von Deutschland beherrscht und modernisiert werden müsse. Die Folge: Ein Vernichtungsfeldzug gegen die europäischen Juden. Das Buch erschien 1991, das Hardcover von Hoffmann und Campe ist vergriffen, eine Taschenbuchausgabe bei Fischer kostet 12,99 Euro.
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13 | 21 Eugen Kogons bereits 1946 erstmals erschienener Bericht stützt sich auf seine eigenen Erlebnisse als Inhaftierter und die Protokolle 150 weiterer Häftlinge. Seine Schilderungen und Analysen gelten bis heute als grundlegend für die Erforschung des KZ-Systems der Nazis, die "Zeit" führt Kogons Buch "Der SS-Staat" in der Liste der 100 wichtigsten Sachbücher der Welt. Das Buch ist zuletzt bei Heyne als Taschenbuch erschienen und kostet 9,95 Euro.
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14 | 21 Der polnische Historiker Franciszek Piper hat in den 1980er- und 1990er-Jahren anhand von Quellen und der Forschungslage versucht, die bis dahin äußerst unsichere Zahl der Opfer von Auschwitz genauer zu beziffern. Er wolle damit nicht "das Faktum des Massencharakters der in Auschwitz verübten Verbrechen" infrage stellen, sondern das Detailwissen über den historischen Vorgang verifizieren. Pipers Ergebnis gilt auch heute noch als wissenschaftlicher Konsens. Das Buch enthält Fotos und viele andere Quellen als Faksimile. Das Taschenbuch erschien 1993 im Verlag Staatliches Museum Oswiecim und kostet 10,80 Euro.
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15 | 21 Amerikaner und Engländer erfuhren spätestens 1942 durch herausgeschmuggelte Berichte und geflohene Häftlinge etwas vom Ausmaß der Gräuel-Taten in Auschwitz. Und obwohl die Kriegslage 1944 ein Bombardement der Gaskammern oder der Bahnlinien zu dem Todeslager ermöglicht hätten, griffen die Alliierten lediglich Auschwitz-Außenlager an und zerstörten Rüstungsbetriebe. Die Gründe für die Zurückhaltung sind vielschichtig. "Warum Auschwitz nicht bombardiert wurde" - über dieses Thema wird immer wieder diskutiert, wenn es um die Frage geht, wie sich demokratische Staaten gegenüber verbrecherischen Regimen verhalten sollten - zum Beispiel in Jugoslawien, Irak, Ruanda, Syrien ... Das Buch erschien erstmals 1980 und ist nur noch gebraucht erhältlich.
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16 | 21 Im Archiv der Gedenkstätte Auschwitz befinden sich rund 2.400 Privatfotografien aus dem Besitz der im KZ Ermordeten. Die Bilder stammen von Menschen, die vermutlich direkt nach der Ankunft in Auschwitz vergast wurden. Auf den Bildern sind sie vor der Verschleppung mit Verwandten und Freunden zusehen. Unter den Bildern befinden sich Fotografien von Berufsfotografen, aber auch Schnappschüsse bei Hochzeiten, Familientreffen oder alltäglichen Szenen. Das zweibändige Gedenkbuch "Vor der Auslöschung" präsentiert die Fotos und die Forschungsergebnisse dazu. Das Buch ist über die Internetseite der Auschwitz-Gedenkstätte für rund 22 Euro erhältlich, über Internet-Buchshops ist es wesentlich teurer.
Foto: Oliver Diedrich
17 | 21 Der "Skizzenblock von Auschwitz" umfasst 32 Zeichnungen, die ein unbekannter Häftling während der Lagerzeit vom barbarischen Alltag in Auschwitz anfertigte. Von dem Künstler ist nicht mehr bekannt als seine Initialen "MM", die sich auf den meisten der Zeichnungen finden. Die Skizzen wurden 1947 in einer Flasche entdeckt, die im Fundament einer Baracke in Auschwitz-Birkenau versteckt war. "The Sketchbook from Auschwitz" mit allen Zeichnungen und Erläuterungen auf polnisch und englisch kostet über die Internetseite des Auschwitz-Museums etwa 8 Euro.
Foto: Oliver Diedrich
18 | 21 Das Gedenkbuch zählt die Namen von 1.220 Menschen auf, die in der Umgebung des Lagers Auschwitz lebten und den Insassen in besonderer Weise halfen. Einigen sind längere Biografien gewidmet, daneben gibt es zahlreiche Abbildungen zeitgenössischer Fotos, Landkarten und Textquellen. Die Unterstützung für die Häftlinge reichte von der Versorgung mit Lebensmitteln bis hin zum Verstecken geflohener Gefangener. Dabei mussten die "Menschen guten Willens" selbst im Fall einer Entdeckung mit strengster Bestrafung durch die deutschen Besatzer rechnen. Das Buch kostet über die Internetseite der Gedenkstätte Auschwitz rund 11 Euro.
Foto: Oliver Diedrich
19 | 21 "Hitler wusste nichts vom Holocaust" oder "Die KZs waren reine Erziehungs- und Straflager, in denen keine Gaskammern existierten." - Markus Tiedemann untersucht 60 solcher Thesen, wie sie in rechter Propaganda vorkommen, auf ihre Ursachen und vermeintlichen Belege. Dezidiert erläutert er aufgrund der Faktenlage, wie der Verharmlosung und Verklärung der NS-Zeit beizukommen ist. Das Buch richtet sich zum Beispiel an Lehrer und Eltern, die manchmal Schwierigkeiten haben, spontan auf solche Geschichtsverfälschung zu antworten. Die Goldmann-Ausgabe ist vergriffen, beim Verlag an der Ruhr kostet das Buch 18,95 Euro.
Foto: Oliver Diedrich
20 | 21 Es ist eine düstere Geschichte, der sich der Graphic-Novel-Autor Reinhard Kleist angenommen hat - und eine wahre. Es ist die Geschichte des 1925 in Polen geborenen Juden Hertzko Haft. Während des Zweiten Weltkriegs kommt Haft nach Auschwitz und wird von seinen Bewachern zum Faustkampf gezwungen. Er muss vor den Wachmannschaften an Kämpfen buchstäblich auf Leben und Tod teilnehmen: Der jeweilige Verlierer wird unmittelbar nach dem Kampf von den Nazis ermordet. 76 Kämpfe und den Naziterror überlebt Haft und startet nach dem Krieg in den USA eine Karriere als Profiboxer. Die Graphic Novel "Der Boxer" erzählt eindrücklich von dieser Lebensgeschichte. Das Buch ist bei Carlsen erschienen und kostet 16,90 Euro.
© Reinhard Kleist / Carlsen Verlag, Hamburg 2012
21 | 21 Die SS rekrutierte von 1943 an Lagerfrauen für Bordelle in den KZ - mit dem Versprechen, sie in die Freiheit zu entlassen. Die Idee stammte von SS-Führer Heinrich Himmler. Er wollte einen besonderen Leistungsanreiz für Zwangsarbeiter schaffen, damit sie noch härter arbeiten: Bordellbesuche als "Bonus". Entschädigt wurden die ausgebeuteten Frauen nach dem Krieg nie. Sie blieben stigmatisiert und schwiegen. Der Historiker Robert Sommer hat ihr Schicksal ans Licht geholt. Die beeindruckende Studie "Das KZ Bordell" ist bei Schöningh erschienen und kostet 40,90 Euro.
© Schöningh