Sendedatum: 25.08.2016 | 20:00 Uhr | NDR 90,3
1 | 13 "Die Turnübungen werden von heute dem 2. September ab ununterbrochen fortgesetzt", heißt es in der Gründungsurkunde der Hamburger Turnerschaft (HT 16). Seit 200 Jahren widmen sich ihre Mitglieder den Leibesübungen.
2 | 13 Wilhelm Benecke gilt als Gründungsvater der HT 16. Als junger Mann bringt er die Idee eines Turnerbundes von Berlin nach Hamburg. Beneckes Lehrmeister: "Turnvater" Jahn.
3 | 13 Friedrich Ludwig Jahns Idee ist revolutionär für die ständische Gesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts. Mit der Öffnung für jedermann, dem brüderlichen "Du" und vor allem schlicht-zweckmäßiger Kleidung spielen Standesunterschiede bei der Turnerschaft keine Rolle.
4 | 13 Auch Frauen sind von Beginn an bei der HT 16 zugelassen. Das gefällt nicht allen, wird in der liberalen Hansestadt Hamburg aber geduldet.
5 | 13 In den Anfängen des Frauenturnens ist man vor allem darauf bedacht, dass die Kleidung schicklich und die Bewegungen graziös sind. Hosen sind tabu, wie die Abbildungen zur Sportbekleidung um die Jahrhundertwende zeigen.
6 | 13 Die Hamburger Turnerschaft von 1816 erfreut sich schnell großer Beliebtheit. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts trainieren 2.000 Menschen im Verein.
7 | 13 Den Siegeszug des Turnens symbolisieren Großveranstaltungen wie das Turnfest 1913 in Leipzig. Auch Sportler der HT 16 sind unter den 62.572 Teilnehmern - ein Rekord.
8 | 13 Von Beginn an finanziert sich die Hamburger Turnerschaft von 1816 über Mitgliedsbeiträge. 60 Pfennige muss Gretchen Richters 1922 für ein halbes Jahr Mitgliedschaft zahlen, wie diese Karte belegt.
9 | 13 Die Emanzipation macht sich auch in der Sportbekleidung bemerkbar: In den 1920er-Jahren dürfen nun auch die Frauen praktische Hosen und eng anliegende Shirts tragen.
10 | 13 Seine größte Krise durchlebt das Vereinswesen in den zwölf Jahren des Dritten Reichs (1933–1945). Das Führerprinzip wird den Clubs aufgezwungen, Parteimitglieder der Nationalsozialisten übernehmen die Vorstände, alle Ämter werden mit Gleichgesinnten besetzt. Die HT 16 hat diese Zeit noch nicht aufgearbeitet.
© NDR, Foto: Judith Pape
11 | 13 Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Nazi-Herrschaft muss die HT 16 bei null anfangen. Knapp 1.000 Mitglieder zählt der Verein noch. Die Satzungen aus der Zeit vor 1933 haben wieder Geltung. Die alte Turnhalle am Hamburger Hauptbahnhof ist zerstört. Im Ohlendorffschen Park wird eine neue gebaut.
12 | 13 Um neue Mitglieder zu werben, kommt es der HT 16 sehr gelegen, dass das Deutsche Turnfest 1953 in Hamburg stattfindet. 60.000 Besucher nehmen am Fest teil und feiern den Sport.
13 | 13 Nach 200 Jahren gönnt sich die HT 16 ein Facelift: Auf dem Gelände am Sievekingdamm entsteht ein neues Sport- und Freizeitzentrum. Das soll dem ältesten Turnverein der Welt die nähere Zukunft sichern.
© Hamburger Turnerschaft