Stand: 17.04.2018 18:00 Uhr

"Daphne Project": Recherchen weitergeführt

von Sabine Schaper

Der 16. Oktober des vergangenen Jahres: Die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia verlässt ihr Haus, steigt in ihr Auto und fährt los. Dann explodiert ein Sprengsatz, der unter dem Fahrersitz befestigt ist, nicht weit von ihrem Haus entfernt. Ihr Sohn Matthew ist einer der ersten am Tatort: "Es war ein einziger Feuerball. Ich bin herumgerannt, vorn konnte ich dann eine der Radkappen erkennen. Als ich das Peugeot-Logo sah, dachte ich nur: Scheiße."

"The Daphne Project"

Ein halbes Jahr später spricht die Familie erstmals mit Reportern über den Mord an Daphne Caruana Galizia, Reporter von NDR, WDR und der "Süddeutschen Zeitung" haben Matthew und Witwer Peter Caruana Galizia zu Interviews getroffen. Sie sind Teil eines großen Rechercheprojekts, zu dem sich 45 internationale Journalisten zusammengeschlossen haben. Über fünf Monate haben sie, unter der Federführung der Plattform Forbidden Stories, die Recherchen von Daphne Caruana Galizia fortgeführt. Das Motto des Projekts: Ihr habt zwar eine Journalistin getötet, nicht aber die Geschichte, die sie erzählen wollte. 

Laurent Richard, Gründer der Organisation "forbidden stories"  Foto: Screenshot
Mit dem Netzwerk "Forbidden Stories" will sein Gründer Laurent Richard Journalisten schützen.

Gründer Laurent Richard sieht die Organisation als Antwort auf jede Art von Zensur und Einschüchterungsversuchen: "Das Netzwerk ist eine Art Schutz. Weil wir viele Partner sind, viele Journalisten, die bereit sind, weiter zu recherchieren. Also, warum solltest du versuchen, den einen Journalisten zu töten? Du kannst die Nachricht nicht mehr stoppen. Weil schon längst viele andere Journalisten Wind davon bekommen haben."

Schwarzgeldgeschäfte, Handel mit maltesischen Pässen

Es geht um Korruptionsvorwürfe gegen Mitglieder der Regierung, um den lukrativen Handel mit maltesischen Pässen, und den Verdacht, die Gattin des Premierministers selbst sei in Schwarzgeldgeschäfte verwickelt. So hatte es Daphne Caruana Galizia auf ihrem Blog dargestellt. Und sich damit viele Feinde gemacht, bis hoch in die politische Spitze des kleinen Inselstaats.

Peter Caruana Galizia, Witwer von Daphne Caruana Galizia  Foto: Screenshot
Keine Gefangenen - seine Frau habe ihren eigenen Stil gehabt, so Peter Caruana Galizia, Witwer von Daphne Caruana Galizia.

Sie schrieb immer leidenschaftlich. Und auf ihre ganz eigene Weise, so berichtet es die Familie. "Meine Mutter hat Humor benutzt, Leute vorgeführt, sie lächerlich gemacht", erzählt Matthew Caruana Galizia gegenüber dem WDR. Zu beobachten war dies etwa anhand ihrer Berichte über den Bordellbesuch eines hochrangigen maltesischen Ministers. "Es war ihr Stil. Sie hat keine Gefangenen gemacht, sondern geschossen, um jemanden zu erledigen", sagt auch ihr Witwer, Peter Caruana Galizia.

Wer steckt hinter dem Attentat?

Matthew Caruana Galizia, Sohn der ermordeten Journalistin Daphne Caruana Galizia  Foto: Screenshot
"Meine Mutter wäre kein Ziel gewesen, wenn das Rechtssystem funktionieren würde" - Matthew Caruana Galizia, Sohn der ermordeten Journalistin, klagt an.

Wohl auch wegen der politischen Verstrickungen laufen die Ermittlungen im Mordfall Daphne Caruana Galizia so schleppend. Im Dezember wurden drei polizeibekannte Männer festgenommen, die beschuldigt werden, die Bombe an ihrem Auto angebracht und gezündet zu haben. Doch noch immer ist unklar, wer hinter dem Attentat steckt, wer den Mord möglicherweise in Auftrag gab, um weitere Berichterstattung zu verhindern. Anders als etwa nach dem Journalistenmord in der Slowakei gab es keine Rücktritte von Regierungsmitgliedern. Die Familie übt immer wieder so lautstark Kritik an dem System, dass sie inzwischen selbst ins Kreuzfeuer geraten ist und sich teilweise außer Landes aufhält.

Mord auf Malta: Der Fall Caruana Galizia

Mehr über das "Daphne Project" am 19.04. bei MONITOR um 21:45 Uhr im Ersten.

"Meine Mutter wäre kein Ziel gewesen, wenn das Rechtssystem funktionieren würde", sagt Matthew Caruana Galizia. "Wenn die Polizei ihren Job machen würde. Wenn die Abgeordneten ihren Job machen würden, dann gäbe es keinen Grund sie umzubringen."

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Das von einer Bombe zerstörte Auto der Daphne Caruana Galizia liegt auf einem Feld - die Journalistin kam bei dem Anschlag ums Leben. © NDR Foto: Screenshot

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ZAPP | 18.04.2018 | 23:20 Uhr

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