US-Journalisten zwischen Furcht und neuer Aufgabe
"Die Medien sind alle parteiisch!" - Trump-Anhänger schimpfen auf Zeitungen wie die "New York Times" und "Washington Post" ebenso wie auf die Fernsehsender. Alle seien sie voreingenommen für einen der Kandidaten, die meisten jedoch gegen Donald Trump. Das ist eines von vielen Beispielen, das ZAPP Reporter Johannes Edelhoff in den USA in den Wochen vor der Wahl hörte.
Was stimmt: So viele Zeitungen wie sonst nie sprachen eine Wahlempfehlung für die Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, aus. Umgekehrt bekam Donald Trump immens viel Sendezeit, konnte nicht nur im konservativen Sender Fox News seine Positionen immer wieder darlegen. Die Berichterstattung über Trump bei CNN oder etwa in den Zeitungen sei zwar eher negativ gewesen, räumt der Redakteur des US-Magazin "Politico", Peter Sterne, ein, "aber das lag an Trump selbst: Er sagte viele lächerliche und falsche Dinge - und das stellten die Medien dar".
Medienexperte fordert bürgernäheren Journalismus
Journalismusprofessor Jeff Jarvis macht die Medien für die bloße Existenz eines Kandidaten wie Trump mitverantwortlich: "Donald Trump ist ein Produkt der US-Medien." Das führt Jarvis jedoch nicht allein auf die medienwirksame Inszenierung des Kandidaten zurück. Die Journalisten selbst hätten in den vergangenen Jahren die Bürger aus den Augen verloren. Er sieht die Medienschaffenden deshalb in der Pflicht, mit Empathie zu berichten. Nicht etwa Empathie für Trump, sondern für das Leben derjenigen, die ihn wählen. Nur mit einer neuen, sozialeren Form des Journalismus könne die Kluft zwischen Journalisten und Bürgern überwunden werden.
Auch bei der "New York Times" hält es Politikredakteurin Carolyn Ryan für eine wichtige Aufgabe für die Zeit nach der Wahl, nicht nur weiter Fakten zu checken, sondern "sicher zu gehen, dass wir allen Teilen Amerikas zuhören". Zudem müssten die Konsequenzen der Wirtschaftspolitik besser verstehen und vermitteln, ganz gleich unter welchem neuen Präsidenten.
Sorge vor pressefeindlichem Präsidenten Trump
Ob und wie gut sie diese Aufgabe wahrnehmen können, ist nach dem Wahlsieg Trumps ungewiss. Als Kandidat hatte Trump Journalisten zum Feind erklärt, sie seien "bewaffnet mit Stift und Papier", sagte er in einer seiner Wahlkampfkundgebungen. Auch wenn sich erst zeigen muss, ob Trump seinen Ankündigungen Taten folgen lässt: Als Journalist habe er Angst vor einem Präsidenten Trump, so Peter Sterne von "Politico".