Stand: 06.09.2017 20:00 Uhr

Schwierige Beziehung: Macron und die Medien

von Sandra Aïd
Der französische Präsident Emmanuel Macron © dpa - Bildfunk Foto: Thibault Camus
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron kapselte sich ab von den Medien ab - nun will er auf sie zugehen.

Es war eine recht gewöhnliche Ankündigung Macrons, die die französischen Journalisten Ende August aufhorchen ließ. Er wolle künftig zweimal im Monat mit Medienvertretern sprechen. Sogar ganze acht Minuten lang beantwortete er auf einer Pressekonferenz die Fragen von Reportern. Für die Politikberichterstatter eine Sensation. Denn in den bisher fünf Monaten seit seinem Amtsantritt als Präsident Frankreichs hat Emmanuel Macron das Verhältnis zwischen Staatsspitze und Medien auf den Kopf gestellt. Gingen die Journalisten unter Macrons Vorgängern Hollande und Sarkozy in den Elysée nahezu ein und aus, ist unter ihm eine Eiszeit angebrochen.

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Macron setzte auf "Verriegelung" und Kontrolle

"Emmanuel Macrons Medienstrategie lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Verriegelung", sagt Marc Endeweld, Reporter bei der Wochenzeitschrift "Marianne". Dass sich nun alles ändern soll, daran haben die französischen Medien ihre Zweifel. Vielmehr vermuten sie darin eine Strategie Macrons, um seine vor kurzem stark abgefallenen Beliebtheitswerte zu verbessern. Denn seit seinem Wahlsieg ist der französische Staatschef zwar sehr präsent in fein einstudierten Auftritten, PR-Hochglanzbildern oder Imagevideos über die sozialen Netzwerke. Den kritischen Fragen von Journalisten entzieht er sich dabei aber so oft, wie er nur kann.

Mit eigener Berichterstattung Medien aushebeln

Selbst das traditionelle TV-Interview am Nationalfeiertag sagte Macron ab. Seine Gedanken seien fürs Fernsehen zu komplex, so die offizielle Begründung. Stattdessen setzt Frankreichs Staatschef auf absolute Kontrolle: schöne Posen, Statements, eigenproduzierte Bilder - auch bei offiziellen Anlässen, zum Beispiel nach dem Wahlsieg. Die Aufnahmen des frischgewählten Präsidenten vor dem Louvre, die im öffentlichen Fernsehen "France 2" liefen, stammten von Macrons Team. Der Zugang war für Journalisten nämlich gesperrt. So wie auch beim Empfang des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump im Elysée. Zu sehen waren sie nur über Macrons Facebook-Account - in miserabler Qualität.

Präsident versuchte, Berichterstatter auszuwählen

Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (rechts) begrüßt den französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf einem roten Teppich am Hamburger Flughafen. © dpa Foto: Georg Wendt
Macron beim G20-Gipfel in Hamburg mit Oberbürgermeister Olaf Scholz.

Auch beim Umgang mit den eigenen Mitstreitern geht Macron weiter als Hollande oder Sarkozy, beobachtet Michaela Wiegel, Frankreich-Korrespondentin der "FAZ": "Die Vorgänger haben ihre Autorität nicht so ausgedehnt, dass sie auch den Ministern beziehungsweise dem Premierminister das Wort manchmal verboten haben. Und das macht Macron, das habe ich persönlich erlebt." Zu bunt wurde es den französischen Journalisten schließlich, als Macron vor seiner ersten Amtsreise nach Mali sogar versuchte, namentlich zu bestimmen, welche Reporter ihn im Ausland begleiten dürfen. In einem offenen Brief machten rund 30 Leitmedien ihrem Ärger Luft: "…es steht dem Elysée auf KEINEN Fall zu, diejenigen unter uns auszusuchen, die Amtsreisen begleiten dürfen…"

Und nun diese Ankündigung des Entgegenkommens. Französische Medien rätseln, was sie tatsächlich bedeuten soll: Wird Macron Wort halten und seine Medienstrategie überdenken? Zeit dafür wäre es allemal.

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ZAPP | 06.09.2017 | 23:20 Uhr

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