Geheime Dokumente: Leak zu "Uiguren-Lagern"
Was passiert mit den Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang? Diese Frage beschäftigt Journalisten und Menschenrechtsaktivisten schon seit langem. In den letzten Jahren schien sich die Situation für die Angehörigen der muslimischen Minderheit immer weiter zuzuspitzen: Berichte über Entführungen durch chinesische Regierungsbeamte und "Umerziehungsprogramme" in Lagern häuften sich.
Dokumente belegen Überwachung und Unterdrückung
Das Problem für Journalisten: Sie haben kaum die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der Lage in Xinjiang zu machen. Die chinesische Regierung verhindert eine unabhängige Berichterstattung, veröffentlicht stattdessen Propagandabilder, die angeblich freiwillige "Weiterbildungsprogramme" für Uiguren zeigen.
Doch nun gibt es Dokumente aus dem Inneren des chinesischen Staatsapparats. Sie belegen die systematische Überwachung und Unterdrückung der Uiguren: Mindestens eine Million Menschen werden in den Lagern festgehalten. Der Sozialwissenschaftler und China-Experte Adrian Zenz sieht die Unterlagen als Beleg für einen "kulturellen Genozid" - die bewusste Auslöschung der Kultur der Uiguren durch den chinesischen Staat.
Adelhardt: "Wir haben den Überwachungsstaat China intensiv kennengelernt"
Die Dokumente haben Journalisten aus aller Welt analysiert und unter dem Schlagwort "China Cables" (etwa: "China-Telegramme") veröffentlicht. Es sind Rechercheure, die sich im "Internationalen Konsortium investigativer Journalisten" (ICIJ) zusammengeschlossen haben - das gleiche Team also, das unter anderem für die Recherchen zu den "Panama Papers" verantwortlich war.
Aus Deutschland sind NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung Teil des ICIJ. Für den NDR hat Christine Adelhardt die Recherche über die "China Cables" koordiniert. Sie war selbst fünf Jahre lang ARD-Korrespondentin in China, berichtete in dieser Funktion schon 2015 aus der Provinz Xinjiang über die Uiguren. Schon damals war die Lage dort extrem angespannt: Chinesische Beamte verfolgten die Korrespondentin auf Schritt und Tritt, hinderten sie an ihrer Arbeit. Adelhardts Fazit damals: "Wir haben den Überwachungsstaat China intensiv kennengelernt - aber über die Uiguren kaum etwas erfahren."