Stand: 13.02.2016 17:30 Uhr

Fragwürdiger Beratervertrag: Welt trennt sich von Autor

von Daniel Schmidthäussler

Welt-Redakteur Günther Lachmann ist seinen Job los: Wie der Verlag WeltN24 Zapp mitteilte, beendet der Verlag das Arbeitsverhältnis. Lachmann soll dem AfD-NRW-Landesvorsitzende Marcus Pretzell einen fragwürdigen Beratervertrag angeboten haben.

Nun ist es offiziell: WeltN24 trennt sich von seinem Autor Günther Lachmann. Das teilte das Unternehmen ZAPP auf Nachfrage mit. Zu den Gründen äußerte sich der Verlag nicht.

In den vergangenen zwei Wochen war es erstaunlich ruhig geblieben um Günther Lachmann und Marcus Pretzell. Bis auf einen Artikel in der "Jungen Freiheit" und eine Meldung im Mediendienst Kress war zunächst nichts zu lesen über einen Vorgang, der eigentlich das Zeug zu einem wahren Medienskandal hat. Ein Journalist als Politikberater – was bräuchte es noch, als Beweis für die angebliche Lügenpresse?

4.000 Euro monatlich

Pretzell gegen Lachmann: 4000 Euro
Ohne Symbolfoto geht im Netz nichts. Für seinen privaten Facebook Post verwendet Pretzell das offizielle AfD-Logo. Das gefällt dem Bundesvorstand nicht.

Auf seiner Facebook-Seite hatte der AfD-Europaabgeordnete Pretzell dem "Welt"-Reporter Lachmann vorgeworfen, dass dieser seiner Partei angeboten hätte, sie in Pressefragen zu beraten - für angeblich 4.000 Euro monatlich. Weil er seinen Job bei der "Welt" nicht aufgeben wolle, wo er unter anderem für die Berichterstattung über die AfD zuständig ist, sei sein Honorar "über Umwege an ihn" zu zahlen, "über das Online-Portal seiner Frau" etwa oder einen anderen Mittelsmann, so Pretzell. Bei Frauke Petry, Vorsitzende der AfD, sei dies "auf wenig Begeisterung" gestoßen, man habe das Angebot deshalb abgelehnt. Seitdem will Pretzell beobachtet haben, dass Lachmanns Beiträge nicht mehr "ohne herabwürdigende Bemerkungen" zu Petry auskämen. Soweit die Version des AfD-Mannes.

Die Vorwürfe passen zu dem Bild des Journalisten, das viele im Umfeld der AfD haben. Allerdings könnte an dieser Geschichte etwas mehr dran sein, als das übliche "Lügenpresse"-Gezeter. Pretzell ist gelernter Jurist, ihm sollte klar sein, welche Folgen eine falsche Tatsachenbehauptung haben kann. Außerdem zieht er mit seiner Geschichte ohne Not auch noch seine Parteivorsitzende mit hinein, die pikanterweise auch noch seine Lebensgefährtin ist. Wie die FAZ berichtet, ist Petry bereits vom Bundesvorstand dafür gerügt worden, dass ihr Lebensgefährte über Informationen verfüge, die nur von ihr selbst stammen können. Der Vorwurf: Sie vermische Privates mit Politischem.

Kritik vom AfD-Bundesvorstand

Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry und ihr Lebensgefährte Marcus Pretzell, Landesvoristzender der AfD-Nordrhein-Westfalen, beim Bundesparteitag in Hannover. © dpa Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte
AfD-Vorsitzende Frauke Petry und ihr Lebensgefährte Marcus Pretzell beim Bundesparteitag in Hannover.

Lachmann auf der anderen Seite scheint politisch von den Forderungen der "Alternative" gar nicht so weit entfernt zu sein. In dem erwähnten "Online-Portal seiner Frau", Geolitico - wo er bis vor einer Woche sogar noch als Herausgeber firmierte - veröffentlicht er regelmäßig Artikel und Kommentare, die oft auch aus der Presseabteilung der Partei stammen könnten. Im Übrigen, mit Einverständnis seines Arbeitgebers, die Welt/N24-Gruppe. (Übermedien hat die Seite etwas näher analysiert.)

Auch in dieser Sache stellt sich Lachmanns Arbeitgeber zunächst hinter seinen Autoren. Ein Sprecher von Welt/N24 sagte vor einigen Tagen noch gegenüber ZAPP: "Die Vorwürfe empören uns. Wir weisen sie klar zurück und behalten uns rechtliche Schritte vor. Die Redaktion der WELT begleitet die AfD mit der gleichen journalistischen Sorgfalt, wie andere Parteien auch." Und auf Nachfrage sogar ganz konkret: "Herr Lachmann schreibt auch weiterhin für die Welt und berichtet dabei auch über die AfD." Wenige Tage nach dem Facebook-Eintrag erscheint auf welt.de ein Lachmann-Artikel über die "Offenen Fragen beim Machtwechsel in Berliner AfD". Ein Vertrauensbeweis.

"Unter Fristsetzung auf Unterlassung"

Lachmann leitete auch rechtliche Schritte ein: "unter Fristsetzung auf Unterlassung". Pretzell hält nach wie vor an seiner Version der Ereignisse fest. Belege liefert er jedoch immer noch keine, verweist lediglich auf Zeugen. Welche das sind, sagt er nicht. Solange sich Lachmann nicht öffentlich äußere, ziehe er es zudem vor, nicht zitiert zu werden, auch von ZAPP nicht. Ohnehin, Interviews gebe er nur Journalisten, die er auch persönlich kenne.

Dieses Thema im Programm:

ZAPP | 18.09.2019 | 23:20 Uhr

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