Die Zukunft der Leitmedien
Das Internet hat die Auflagen und Anzeigenerlöse der Printmedien schrumpfen lassen, die Medienbranche in eine tiefe Krise gestürzt. Seit Jahren wird darüber berichtet, auch bei ZAPP. Einige Berichte lassen den Eindruck entstehen, als stünden die großen Leitmedien quasi vor der Pleite. Aber so weit ist es noch nicht: "Alle führenden, privatwirtschaftlich finanzierten Medien dieser Republik verdienen im Moment Geld. Trotz der Umbruchssituation, in der wir sind", sagt Mathias Müller von Blumencron, Digital-Chef der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Doch diese Gewinne liegen auch am Stellenabbau und anderen Einsparungen der Verlage begründet. Der Spiegel streicht rund 150 Stellen. Gruner und Jahr spart 75 Millionen Euro ein. Die FAZ baut rund 200 Stellen ab - genau darum hat sie 2015 zum ersten Mal nach drei Jahren mit roten Zahlen wieder Gewinne gemacht.
Wie kann Journalismus finanziert werden?
"Übern Berg ist im Moment niemand. Wir haben uns Zeit gekauft und das ist gut so. Wir stehen nicht mit dem Rücken zur Wand, sondern wir haben Möglichkeiten, zu investieren, zu gestalten und in dieser Zeit etwas Neues auszuprobieren", so von Blumencron. Vor dieser Herausforderung stehen vor allem die großen deutschen Leitmedien. Wie man mit Journalismus in Zukunft Geld verdient, weiß keiner. Doch die Einnahmen sinken, das ist Fakt. Dr. Markus Kreher, KPMG-Partner und Head of Media: "Die Umsätze insgesamt sind dabei zurückgegangen. Je nachdem, welcher Verbandszahl man glauben kann, um 30 Prozent. Und dabei sind die Werbeeinnahmen um 50 Prozent zurückgegangen. Und die Vertriebserlöse um 20 bis 30 Prozent."
"Die Zeit" hat neue Erlösquellen gefunden
Eine große Ausnahme unter den Leitmedien bildet übrigens seit Jahren "Die Zeit", die mit stabilen Auflagen und zusätzlichen Verlagseinnahmen etwa über "Zeit Reisen" oder ihre Jugendbildungsprogramme Geld verdient. Rund ein Drittel seiner Einnahmen generiert "Die Zeit" nach eigenen Angaben damit. Und stets werden weitere Angebote entwickelt: "Wir machen neue journalistische Angebote, bauen regionale Seiten auf und aus, setzen thematisch neue Akzente. So haben wir allein im vergangenen Jahr mit 'Z - Zeit zum Entdecken' ein komplett neues Ressort eingeführt. Es starteten drei Magazine, die der 'Zeit' beiliegen: 'Zeit Golfen', 'Zeit Geld', 'Zeit Doctor'. Premiere feierte außerdem Anfang März das 'ZEITmagazin' als eigenständige Hamburger Lokalausgabe", so Rainer Esser, Geschäftsführer der Zeit Verlagsgruppe zu ZAPP. "Die Zeit" setzt zudem auch auf das, was noch immer gefragt ist: lange ausführlicher Analysen und Hintergrundstücke für das Bildungsbürgertum. Damit bedient das Haus seit jeher eine besonders stabile Zeitungsleser-Zielgruppe
Neue digitale Produkte ein Weg aus der Krise?
Auch die FAZ versucht sich immer stärker in Innovationen: Der Verlag plant bei Facebook eingebundene Artikel, sogenannte Instant Articles zu posten und liebäugelt mit dem Facebook Messenger, wie von Blumencron ZAPP verriet. Damit ist er nicht allein: Auch die anderen großen Player wie zum Beispiel der Spiegel oder die Bild setzen schon länger auf Facebook und Co. und produzieren extra für Social Media aufbereitete Inhalte - seien es Artikel oder Videos. Ob sie sich damit den Facebooks und Googles dieser Welt ausliefern und das eigene Angebot schwächen, oder auf Dauer Nutzer und Erlöse gewinnen, wird die Zeit zeigen.
Bezahlschranke contra Kostenloskultur
Die "Süddeutsche Zeitung" ist natürlich auch in den sozialen Netzwerken präsent, setzt aber bei der eigenen Homepage - im Gegensatz zu vielen anderen der Branche - auf eine Bezahlschranke. Der Tagespass kostet 1,99 Euro. Die Vertriebs- und Digitalerlöse des Hauses sind, nach eigenen Angaben, auch dadurch 2015 gestiegen. Ein Modell, das aber nur funktioniert, wenn die SZ auf Dauer nicht mit kostenlosen Inhalten konkurrieren muss. "Es wird Zeit, dass auch andere Leitmedien dafür sorgen, dass für ihre digitalen Inhalte gezahlt wird", sagt Stefan Hilscher, Geschäftsführer der Süddeutscher Verlag GmbH, dazu ZAPP.
Im Moment suchen alle Medienplayer nach neuen Erlösquellen, denn die fetten Jahre sind offensichtlich vorbei. Eine Patentlösung zur Finanzierung gibt es nicht, die muss jeder für sich selbst finden. Fest steht nur: Wer sich nicht auf die Suche begibt und Dinge ausprobiert, gerät in Gefahr, ganz vom Markt zu verschwinden.