Unsere Geschichte
Samstag, 11. November 2023, 12:00 bis
12:45 Uhr
Es war eine kulinarische Revolution: In der Nachkriegszeit erobern Konservendosen, Fertiggerichte und Tiefkühlkost die Küchen in Norddeutschland. Die Dokumentation erzählt amüsant und voller Überraschungen, wie sich durch Fischstäbchen, Ravioli in der Dose oder Toast Hawaii die Essgewohnheiten der Menschen für immer änderten.
Deutlich wird, dass sich durch Dose, Tiefkühlkost und Co. das Essen in den letzten 100 Jahren vielleicht stärker verändert hat als in 1.000 Jahren zuvor.
Mit dem Toast Hawaii ein kulinarisches Denkmal gesetzt
Anne Ocker ist auf dem Land aufgewachsen und erinnert sich noch gut an die Zeit, als exotische Früchte wie Ananas aus der Dose ins Angebot gekommen sind. Fernsehkoch Clemens Wilmenrod setzte sich mit seinem Toast Hawaii ein kulinarisches Denkmal. Für Klaus Helmbrecht waren das damals ganz neue Geschmackserlebnisse. Er führt in Hannover regelmäßig Besucherinnen und Besucher durch World Of Kitchen, kurz WOK, Europas einziges Küchenmuseum, und verblüfft die Gäste dabei mit vielen spannenden Geschichten rund um Küche, Kochen und Konservendosen, die übrigens Napoleon zu verdanken sind.
Der Klassiker kommt in der Dose daher
Das bis heute meistverkaufte Fertiggericht sind die Ravioli in der Dose. Für Anke Pauli war es das Geschmacksereignis ihrer Kindheit, während sie ihren beiden Kindern den Nudelklassiker auftischt. Seit 1958 gibt es die gefüllten Teigtaschen in deutschen Läden, Italien wird zum Sehnsuchtsland der Nachkriegsdeutschen.
Bihun-Suppe: "Mitbringsel" aus Indonesien wird Verkaufsschlager
Mit der Reiselust kommen immer neue Speisen in die norddeutsche Küche. Besonders beliebt: die Bihun-Suppe. Es sind zwei Brüder aus Sachsen, die nach ihrer Flucht von einem DDR-Kreuzfahrtschiff in Indonesien das Rezept entdecken. In Göttingen eröffnen sie ein Restaurant und steigern schon bald die Produktion: Die würzige Bihun-Suppe wird in den 1970er-Jahren zum Verkaufsschlager.
60er werden zum Jahrzehnt der Tiefkühlkost
An der Revolution beim Kochen hat auch die Tiefkühlkost einen großen Anteil. Dirk Ahlers erinnert sich noch daran, dass in seiner Jugend Fisch selten frisch auf den Tisch gekommen ist. Die Transportwege waren zu lang, die Kühlung war zu schlecht. Bei einer Fahrt mit einem Fangschiff entwickelt der Gründer des Bremerhavener Unternehmens Frosta seine Geschäftsidee: Der Fisch soll gleich an Bord tiefgefroren werden, um ihn frisch zu halten. Der Beginn einer Erfolgsstory, nicht nur für Frosta. Die 1960er-Jahre sind zu einem Jahrzehnt der Tiefkühlkost geworden. Mit Fischstäbchen schaffen es Millionen von Müttern, ihren Kindern Fisch schmackhaft zu machen.
Fortschritt in der Küche = Fortschritt für die Frau?
Dabei hat noch längst nicht jeder Haushalt in der Nachkriegszeit einen eigenen Kühlschrank. Doch mit den neuen technischen Errungenschaften wird auch das Leben der Hausfrauen einfacher. Anne Ocker erklärt, dass auf einmal unheimlich viel freie Zeit da war. Sie glaubt, dass die neuen Produkte auch stark zur Emanzipation der Frauen beigetragen haben.
Die Dokumentation spricht aber auch die kritischen Punkte dieser Entwicklung an. So erklärt Dr. Uwe Spiekermann, wenn alle Menschen so essen würden, werden die Ressourcen enden. In seinem Buch "Künstliche Kost" hat er sich mit der Ernährungsweise seit 1840 befasst. Und er stellt sich die Frage, ob sich diese (Konserven-)Dose der Pandora wieder schließen lässt.
Gefördert mit Mitteln der nordmedia - Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH.
- Leitung der Sendung
- Thorsten Hapke
- Redaktionsleiter/in
- Susanne Wachhaus
- Autor/in
- Sascha Schmidt
- Kamera
- Micha Bojanowski
- Producer
- Micha Bojanowski
- Produktionsleiter/in
- Frederik Keunecke