Gyula Trebitsch und das Überleben
von Karl Dahmen
Am 2. Mai 1945 wurde Gyula Trebitsch von amerikanischen Truppen im KZ Wöbbelin bei Ludwigslust befreit. Schwer krank brachte ihn ein britischer Truppentransport ins Krankenhaus von Itzehoe. Der ungarische Filmproduzent hat mehrere Konzentrationslager überlebt. Seine beiden Brüder starben in den Vernichtungslagern der Nazis. Für ihn war es selbstverständlich, schnell nach seiner Befreiung an all die zu denken, die nicht überlebten. Kaum gesund, fing Trebitsch ein neues Leben an.
Ein Mahnmal wird aufgestellt
Das sei typisch für ihn gewesen, meint seine Tochter Katharina, die ebenfalls Filmproduzentin ist. Aufgeben galt für ihn nicht, erzählt sie weiter, wenn man hinfällt, muss man wieder aufstehen.
Rückblick: Auch die Liebe zu seiner späteren Frau gibt Trebitsch Kraft. Mit anderen Überlebenden initiiert er das erste Mahnmal für die Verfolgten des Nationalsozialismus, das im September 1946 in Itzehoe aufgestellt wird. Er sagt zum Mahnmal, dass es nicht nur für die Sieger sei, sondern auch für all die Menschen, die einen inneren Widerspruch gegenüber den Nazis entwickelt hätten. Das Mahnmal mit seinen Worten auf Steintafeln und eisernen Gittern soll zeigen: Freiheit lässt sich nicht einsperren. Es soll kein Kriegerdenkmal sein, soll keinen Gewinner präsentieren, sondern ein Zeichen der Versöhnung sein.
Karriere als Filmproduzent
Gyula Trebitsch geht kurz darauf nach Hamburg, baut schließlich "Studio Hamburg" auf, eines der größten Medienzentren Europas. Er produziert Filme mit Heinz Rühmann und Hans Albers, die junge Romy Schneider hat einen ihrer ersten Filmauftritte in einem Film von Gyula Trebitsch. Er hilft dem deutschen Film wieder "auf die Füße".
Das Mahnmal in Itzehoe wird von Anfang an angefeindet, bereits 1947 versucht ein Schlepper es umzureißen. Bis 1950 finden an ihm Gedenkfeiern statt, dann lässt die Stadt es umsetzen, versteckt es in einem Park. Erst 1995 holt Itzehoe das Mahnmal und damit die Erinnerungen an die Verfolgten des Nazi-Regimes zurück in die Stadt.
Tochter tritt in seine Fußstapfen
Katharina Trebitsch ist selbst eine bekannte Filmproduzentin geworden, zusammen mit ihrem Bruder Markus hält sie die Erinnerung an den Vater wach, der 2005 gestorben ist. Jedes Jahr Anfang Mai trifft sich die Familie an der Gedenkstätte des KZ Wöbbelin, um der Befreiung von Gyula Trebitsch zu gedenken. Die Geschwister Trebitsch sind froh, dass die Stadt Itzehoe das Mahnmal pflegt und es ein sichtbares Zeichen der Zivilgesellschaft gegen diejenigen ist, die am liebsten die nationalsozialistische Vergangenheit verdrängen möchten. In unserer Zeitreise erzählen wir von Gyula Trebitsch und "seinem" Mahnmal, das nun wieder in der Mitte Itzehoes steht.