Zeitreise: "Kieler Lupe"
Es ist heute fast unvorstellbar: Es gab tatsächlich eine Zeit ohne Fernsehen - in der Menschen Nachrichten nicht aus dem Internet, sondern aus dem Kino erfuhren. Es war die Zeit der Wochenschau. Die Wochenschau lief im Kinovorprogramm zwischen Werbung und Hauptfilm. Sie gehörte zum selbstverständlichen Ablauf eines Filmabends. Hier konnten die Menschen in bewegten Bildern sehen, was in der Welt passiert. Diese Möglichkeit gab es nur im Kino.
Doch Ende der 60-iger Jahre begann der Siegeszug des Fernsehens. Mit seinen Nachrichten und den großen Shows machte es den Kinos Zuschauer streitig. Ein Kieler Kinobetreiber wollte dem etwas entgegensetzen und kam auf die Idee, eine eigene Wochenschau für seine Kinos zu produzieren.
Die Nachbarschaft auf der Leinwand
Die Idee der "Kieler Lupe" war geboren. Diese Wochenschau wagte 1968 etwas Neues: Regionale Nachrichten im Kino. Das war einmalig in Deutschland. Und so sahen die Zuschauer vor internationalen großen Filmen plötzlich ihre eigene Nachbarschaft auf der Leinwand: Den Wochenmarkt auf dem Exerzierplatz, das Laternelaufen der Kinder im Schrevenpark oder das Ablegen von Matrosen an der Tirpitzmole.
Filmemacher Thomas Plöger aus Kiel hat die alten Aufnahmen seiner Heimatstadt ausgegraben. Und schmunzelt über die Machart der Filme - über den Nachrichtensprecher und seine übertriebene Satzbetonung, seine doppeldeutigen Kommentare. "Aber so war eben die Zeit. So hat man damals Nachrichtenfilme gemacht," sagt Plöger. Die Filme der Kieler Lupe seien "ein Schatz für alle Kieler, die das Ende der 60-iger Jahre in der Stadt miterlebt haben."
Nur acht Folgen
Plöger hat die Aufnahmen gesichert und als DVD herausgebracht. Darauf können sich Zuschauer alle Beiträge der "Kieler Lupe" nochmal ansehen. Und das sind nicht viele. Denn nach acht Folgen wurde die "Kieler Lupe" schon wieder eingestellt. Warum die Idee eines Kieler Regionalprogramms im Kino gescheitert ist, sehen Sie in der Zeitreise im Schleswig-Holstein Magazin.
