Zeitreise: Fischkutter "Capella"
Unter den schleswig-holsteinischen Fischern geht die Angst um im Sommer 1978. Wird in der Ostsee etwa auf sie Jagd gemacht? Der Grund für die Sorgen ist das Aufbringen des Kutters "Capella" aus Heikendorf durch die polnische Marine südlich von Bornholm - ein Gebiet, das zu dieser Zeit sowohl von Dänemark als auch von Polen beansprucht wird und für Fischer eine Grauzone darstellt.
Kutter geentert, Kapitän im Gefängnis
Am 4. Juni 1978 waren Kapitän Helmut Christoph und zwei weitere Männer mit dem Kutter "Capella" ebenda unterwegs. Er hatte bereits 300 Zentner Dorsch an Bord und wollte gerade die Heimreise antreten, als die polnische Marine das Schiff aufbrachte und an Bord ging. Sie schleppten den Kutter in den Hafen von Kolberg und während die beiden anderen Besatzungsmitglieder an Bord bleiben durften, musste Kapitän Christoph ins Untersuchungsgefängnis.
50.000 D-Mark Kaution wurden fällig
Als in Kiel die Nachricht eintraf, dass ein schleswig-holsteinischer Kutter geentert wurde und der Kapitän im Gefängnis war, alarmierte der zuständige Minister Günter Flessner seinen Kollegen in Bonn, den Bundeslandwirtschaftsminister Josef Ertl. Gemeinsam mit ihm und dem Außenministerium gelang es, die Besatzung und die "Capella" wieder auszulösen. Allerdings wurde eine Kaution von 50.000 D-Mark gezahlt und der Fang wurde von den polnischen Behörden einkassiert. Zusätzlich musste Kapitän Christoph schriftlich versprechen, zu einem späteren Gerichtstermin in Polen zu erscheinen.
In unserer Zeitreise erzählen wir vom Sommer 1978, als die deutschen Fischer zwischen Flensburg und Travemünde Furcht hatten, ihren "Buckel für politische Vorkommnisse hinhalten" zu müssen.