Zeitreise: Der Club 88 ist Geschichte
18 Jahre lang war der Club 88 einer der wichtigsten Szenetreffs für Rechtsextremisten aus Neumünster, Schleswig-Holstein und ganz Deutschland. Seit Freitag vergangener Woche ist klar: Der Club 88 ist Geschichte. Die Betreiberin Christiane Dolscheid hat den Mietvertrag nicht verlängert und den Club geschlossen.
Damit geht eine Ära zu Ende. 1996 wurde der Club gegründet als Anlaufstelle für Rechtsextreme aus dem gesamten Land, sagte Andreas Speit, Rechtsextremismus-Experte, dem NDR: "Der Club ist von militanten Neonazis aus politischer Überzeugung eröffnet worden. Sie kamen aus dem militanten Spektrum vor der Cluberöffnung und sie sind es letztlich auch geblieben. Und das hat ja gerade auch die Ausstrahlung des Clubs ausgemacht, dass man dort mit der vollen Überzeugung auftreten konnte."
Kaderschmiede für die rechte Szene
Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Club 88 aber auch zur Kaderschmiede für die rechte Szene. Er lag direkt gegenüber einer Haupt- und Realschule. Die Jugendlichen wurden direkt angesprochen - nicht wenige blieben im Club hängen. Deshalb gründete sich 1999 das "Bündnis gegen Rechts" in Neumünster. Ein prominentes Mitglied, die damalige Grünen- Bundestagsabgeordnete Angelika Beer: "Es gab auch Zeiten in Neumünster, in der Menschen, die äußerlich erkennbar waren, nicht Deutsche waren, sich nicht mehr getraut haben, in Gadeland alleine durch die Straßen zu gehen." Das lag auch an Peter Borchert, lange Zeit Sprecher des Club 88, zeitweise auch Vorsitzender der NPD in Schleswig-Holstein und später sogar Mitglied des mittlerweile verbotenen Rockerclubs der "Bandidos".
Angst und Schrecken
Er selbst saß mit 28 Jahren schon sechs Jahre im Gefängnis wegen Körperverletzung und eines versuchten Tötungsdeliktes. Er leitete die Geschicke des Clubs und verbreitete bei vielen Bürgern in Neumünster Angst und Schrecken. Es gibt sogar Verbindungen des Club 88 in das Umfeld des rechtsextremen Terrortrios "NSU". So berichtete das Schleswig-Holstein Magazin im vergangenen Jahr, dass die Betreiberin Christiane Dolscheid auf einer Telefonliste eines Unterstützers des Trios stand. Das "Bündnis gegen Rechts" geht davon aus, dass die drei Rechtsterroristen auch im Club zu Besuch waren. Einen eindeutigen Beweis gibt es dafür nicht.
"Bündnis gegen Rechts"
Das "Bündnis gegen Rechts" machte 18 Jahre lang immer wieder gegen den Club mobil, appellierte auch an die Stadt, den Club 88 zu schließen. Doch der waren nach eigener Aussage die Hände gebunden. Jetzt, nach fast zwei Jahrzehnten, ist der Club Geschichte. Christof Ostheimer vom "Bündnis gegen Rechts": "Wir sind sehr glücklich, das hat uns auch mit Befriedigung erfüllt. Wir haben sehr sehr viel dafür getan."
Doch Ostheimer und das "Bündnis gegen Rechts" weisen darauf hin, dass es schon eine Art Nachfolgeclub in Neumünster gebe: Die Gaststätte "Titanic". Hier sollen bekannte Rechtsextreme nach wie vor ein- und aus gehen. Auch Konzerte mit rechtsextremer Musik sollen stattfinden. Auf Anfrage des NDR war der Betreiber der "Titanic" zu keinem Interview bereit.