Cum-Ex: Der Bankier und der Bürgermeister
Dienstag, 03. November 2020, 21:15 bis
21:45 Uhr
Die Hamburgische Bürgerschaft vor wenigen Tagen. Die Abgeordneten debattieren über die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. "Deutschland schaut auf Hamburg. Wegen des Cum-Ex-Skandals", sagt der CDU-Mann Richard Seelmaecker. Es geht um Millionen, die die Stadt Hamburg von der Warburg Bank hätte zurückfordern können. Millionen, die wohl aus illegalen Cum-Ex-Geschäften stammen. Steuergeld. Doch das Hamburger Finanzamt verzichtete auf das Geld.
Es geht um 90 Millionen Euro
Auslöser der Debatte war eine Recherche von Panorama, der "Zeit" und der "Süddeutschen Zeitung". Daraus ging hervor, dass die Privatbank Warburg in der Cum-Ex-Affäre offenbar intensiv versucht hat, Einfluss auf die Hamburger Regierung zu nehmen, um einer Steuerrückzahlung in Höhe von rund 90 Millionen Euro zu entgehen. Das ging aus Tagebüchern des Mitinhabers der Warburg Bank, Christian Olearius, hervor, die die Journalistinnen und Journalisten einsehen konnten. Demnach hat sich Olearius mindestens drei Mal mit dem damaligen Ersten Bürgermeister Olaf Scholz getroffen. Zwei der Treffen fanden im Jahr 2016 statt, ein drittes Treffen 2017. Bislang hatten weder er noch die Hamburger Senatskanzlei die Öffentlichkeit über die Treffen 2016 unterrichtet, sondern nur den Termin 2017 eingeräumt.
Scholz räumt Treffen ein
Inzwischen hat Scholz alle Termine bestätigt und musste sich dazu sogar im deutschen Bundestag erklären. Auf Anfrage hatte Scholz erklärt, "er habe keine konkrete Erinnerung an den Inhalt der Gespräche." Er sei aber "nicht mit dem Steuerverfahren der Warburg-Bank befasst gewesen" und "habe sich nicht in die Angelegenheit eingeschaltet." Die Bearbeitung der Steuersachen sei "ausschließlich Sache der Steuerverwaltung" gewesen. Und tatsächlich erzählen die Tagebüchern zwar von den Hoffnungen, die der Bankier mit den Treffen verband - es gibt aber keine Belege, dass Scholz im Anschluss daran Einfluss auf das Steuerverfahren genommen hat. Auch Bankier Olearius und die Warburg Bank bestreiten, dass sie jemals Einfluss auf die Politik genommen hätten, ihre Geschäfte seien stets legal gewesen.
Die Opposition in der Hamburgischen Bürgerschaft will jetzt, dass vollständig aufgeklärt wird, wie es dazu kam, dass das Finanzamt auf die Millionen zunächst verzichtete. Am Ende der Debatte entscheidet das Parlament - mit den Stimmen der Opposition - den Untersuchungsausschuss einzusetzen. Panorama - die Reporter zeigt noch einmal die Recherche, die dazu führte.
- Autor/in
- Willem Konrad
- Oliver Schröm
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- Lutz Ackermann
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