Umweltskandal? Kunststoff im Kanal
Die Uferböschungen des Stichkanals in Osnabrück sind über mehrere Kilometer mit kleinen Plastikschnipseln verunreinigt. Als Quelle der Verunreinigungen steht der Recyclingbetrieb Grannex unter Verdacht. Von dessen Gelände soll der Kunststoff über den Regenwasserabfluss in den Kanal gelangt sein.
Behörden lange informiert
Ralf Florian wohnt am Kanal und er sagt, er und andere Anwohner hätten sich schon vor Jahren über die bunten Teilchen im Wasser und an der Böschung bei den Behörden beschwert. Doch wirklich geändert habe sich nichts. Immer wieder seien aus dem Regenrohr am Kanal bunte Teilchen gekommen. "Die Behörden wussten immer Bescheid und ich verstehe nicht, dass das immer noch so ist", klagt Ralf Florian. Ein wenig Bitterkeit schwingt in seiner Stimme mit, dann nimmt er eine Handvoll Erde vom Ufer - rot, grün und blau schimmern die Kunststoffschnipsel. Die sehen so aus, wie das, was Grannex als Produkt aus dem Kunststoffrecycling auf seiner Internetseite anbietet. Und das Rohr, aus dem der Kunststoff immer wieder kommen soll, leitet das Regenwasser vom Grannex-Gelände in den Kanal. Der Kunststoff stammt offenbar aus Verunreinigungen auf dem Firmengelände. Seit einigen Wochen sollen schwimmende Barrieren verhindern, dass noch mehr Kunststoff in den Kanal gelangt. Ob das etwas bringt, das ist ungewiss.
Maßnahmen hatten keinen Erfolg
Die Stadt Osnabrück bestätigt: "In den vergangenen Jahren sind immer wieder Verunreinigungen festgestellt worden." Neben der städtischen Umweltbehörde, ist auch das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt schon seit Jahren mit den Kunststoffteilchen von Grannex beschäftigt. Der Gewerbeaufsicht liegen nach eigenen Angaben Beschwerden aus den Jahren 2000, 2015 und 2018 vor. Bei Betriebsbesichtigungen sei Grannex aufgefordert worden "Verschmutzungen auf dem Betriebsgelände zu beseitigen" und Siebe zu erneuern. Die sollen die Kunststoffteilchen vom Regenwasserkanal abhalten. Diese "Barrieren haben sich allerdings nicht ausreichend bewährt", teilt das Gewerbeaufsichtsamt Panorama 3 mit. Auch die Stadt Osnabrück hält die bisherigen Maßnahmen für "noch nicht dauerhaft nachhaltig."
Kilometerweit Kunststoff
Reporter von Panorama 3 haben rund fünf Kilometer vom Rohr entfernt, aus dem der Kunststoff kommen soll, Verunreinigungen am Kanal entdeckt. Grannex war auch nach mehrmaligen Bitten nicht dazu bereit, unsere Fragen vor laufender Kamera zu beantworten. Wir konnten allerdings das Betriebsgelände ohne Kamera besichtigen. Der Betrieb machte auf uns einen durchaus aufgeräumten Eindruck.
Der Geschäftsführer Markus Börger teilt uns mit, dass es eine "Havarie" gegeben habe. So seien "möglicherweise geringe Mengen" Kunststoffteilchen in die Regenwasserkanalisation gelangt. Das sei ein zeitlich eingegrenztes Ereignis gewesen. Die über Kilometer im Kanal erkennbaren Verschmutzungen können damit allerdings nicht erklärt werden. Dafür will Grannex nicht verantwortlich sein. Offenbar untersuchen die Behörden nun, was die Kunststofffunde für die Umwelt bedeuten. Noch viel Arbeit. Die auch getan werden muss. Seit Februar laufen Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück zu der Frage, wer für die Verunreinigungen verantwortlich ist.