Panorama 3
Dienstag, 20. Juni 2023, 21:15 bis
21:45 Uhr
Donnerstag, 22. Juni 2023, 02:00 bis
02:45 Uhr
Die Themen der Sendung
- Glasfaserausbau: Drückergeschäft an der Haustür
Sie gehen von Tür zu Tür, sagen sie kämen von der Telekom und wollen Glasfaser-Verträge verkaufen. Penetrant und unverschämt seien viele dieser Vertreter, berichten Anwohner aus Flensburg. Sie erzählen, dass die Vertreter zudem lügen, um eine Vertragsunterschrift zu bekommen. Sie behaupten einfach: Der Fernsehanschluss würde sonst abgestellt werden oder man könnte später gar nicht mehr oder nur zu horrenden Summen ans Glasfasernetz angeschlossen werden. Gerade ältere Menschen lassen sich leicht überrumpeln und haben am Ende einen Vertrag abgeschlossen, den sie gar nicht brauchen.
Diese Drückerkolonnen arbeiten im Auftrag von Telekommunikationsunternehmen, wie zum Beispiel der Telekom, sie sind "autorisierte Vertriebspartner". Und diese versprechen ihren Mitarbeitern ein Gehalt ohne Obergrenze, wenn sie viele Verträge abschließen. Ein Insider berichtet Panorama 3, es ginge nur darum den teuersten Vertrag zu verkaufen, um die höchste Provision zu kassieren. Und das Geschäft mit den Glasfaseranschlüssen boomt, denn das Ziel der Bundesregierung ist bis 2025 diese Anschlüssen zu verdreifachen. Vor den Haustürgeschäften warnt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Verbraucherschutz trotzdem schon lange - mehr als eine 14 tägige Widerspruchsfrist ist aber gesetzlich nicht vorgesehen. Panorama 3 begibt sich auf die Spurensuche der windigen Haustürgeschäfte.
- Renteneintritt: Wer kann, geht früher
Ein Jahr vor seinem offiziellen Renteneintritt hat Joachim van Beuning seinen Job an den Nagel gehängt. Länger zu arbeiten, das wäre für den 64-Jährigen nicht in Frage gekommen. Nun jobbt er immer mal wieder, aber nur wenn es ihm passt. Flexibel sein, selbst bestimmten können - mit diesen Ansprüchen ist der Rentner kein Einzelfall. Eine Kultur des Frühausstiegs hat sich in seiner Generation, die der sogenannten "Boomer", etabliert.
Für Unternehmer wie Hans-Jörg Vollert ein Riesenproblem. Schon jetzt fehlen ihm die Fachkräfte. Regelungen, wie unbegrenzte Hinzuverdienstmöglichkeiten für Rentnerinnen und Rentner, die seit Anfang des Jahres gelten, ziehen bei seinen Mitarbeitenden nicht. Die Konsequenzen, die all dies in den kommenden Jahren für das Rentensystem haben wird, werden massiv sein, so Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates der Wirtschaft. Denn sofern die Koalition an ihrem Kurs festhält und weder am Renteneintrittsalter noch am Beitragsniveau schraubt, wird die Hälfte aller Bundesmittel als Steuerzuschuss ins Rentensystem fließen müssen, um dieses stabil zu halten. Doch die Politik, der diese Zahlen bekannt sind, scheint unbeeindruckt. Anstatt noch in dieser Legislaturperiode wichtige Zeit zu nutzen und einen Kollaps des Systems abzuwenden, hält man in Berlin die Füße still und schmückt sich lieber mit der Aktienrente.
- Aus dem Krieg in den Norden: Wie geht es Ukrainern ein Jahr danach?
Im Frühjahr des vergangenen Jahres sind sie vor dem Krieg in der Ukraine nach Niedersachsen geflüchtet: Die Polizistin Natascha, ihre achtjährige Tochter Varja und die beiden Söhne Vlad (16) und Bogdan (3). Damals hat Panorama 3 berichtet, unter welch dramatischen Umständen sie in die Gemeinde Linsburg im Landkreis Nienburg/Weser gelangten. Denn die Kinder kamen allein an, ihre Mutter folgte ihnen erst Wochen später, während der Vater nach wie vor in der Heimat ist. Die Rückkehr von Mutter und Kindern dorthin ist momentan völlig ausgeschlossen. Und so müssen die vier nun versuchen, so gut wie möglich in der neuen Wirklichkeit in Deutschland anzukommen. Wir haben sie noch einmal besucht und schauen, ob ihnen das gelingt.
- Gedanken einer Sozialarbeiterin
Alexa Höber hat einer Sozialarbeiterin aus Hamburg-Ottensen zugehört, die seit 30 Jahren bei ihrer Arbeit immer wieder an ihre Grenzen stößt. Stefanie Uhlhorn ist 59 Jahre alt und hatte ihren ersten Außeneinsatz im Juni 1993. Da wurde sie hinzugezogen, nachdem sich ein Punker eine Überdosis Heroin gesetzt hatte. Als sie kam, trug das Bestattungsunternehmen den jungen Mann gerade die Treppe runter. Damals war sie erschrocken, aber die Situation habe sie nicht "abgeschreckt".
Die Punker im Bezirk Altona blieben für sie einer der Schwerpunkte ihrer Arbeit, obwohl sie vorher nie etwas mit Punks zu tun hatte. "Sozialarbeit", so ihr Fazit, "kann kein Familienersatz sein". Sprachlos macht sie in den letzten Jahren, dass immer mehr Menschen auf der Straße schlafen müssen. Früher habe sie den Menschen noch manchmal Wohnraum vermitteln können, heute ist das fast aussichtslos. Gedanken einer eindrucksvollen Frau.
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