Panorama 3
Dienstag, 28. Februar 2023, 21:15 bis
21:45 Uhr
- Energiekrise: Verschleppt Tennet den Netzausbau?
Das niederländische Staatsunternehmen Tennet hat vor gut 13 Jahren das Netz von E.ON für 1,1 Milliarden Euro gekauft. Doch der für die Energiewende dringend notwendige Ausbau des Netzes wurde jahrelang verschleppt. Welche Rolle dabei Deutschlands Nachbar die Niederlande spielen, zeigen gemeinsame Recherchen von Panorama 3 und des niederländischen Recherchezentrums "Investico". Demnach haben die Niederlande als Eigentümer des Netzbetreibers Tennet durch Dividenden rund 1 Milliarde Euro an der Infrastruktur verdient - zugleich aber keinen Cent Eigenkapital in den Ausbau des deutschen Netzes investiert. Insider aus dem Tennet-Umfeld bestätigen den Kapitalmangel des Unternehmens. Sie wollen anonym bleiben, um sich zu schützen. Es sei auffällig, dass Tennet im Vergleich zu den anderen Netzbetreibern weniger bereit war zu investieren, erzählt ein Energieberater: "Tennet hat immer versucht, neue innovative Wege zu finden, wie sie das Netz mit möglichst geringen Kosten funktional halten können."
- Ukraine: Der Krieg und die Kinder
Die 16-jährige Aleksandra floh mit ihrer Familie aus Donezk. Seit fast ein Jahr lebt sie mittlerweile in Hollenstedt, doch sie vermisst ihre Heimat jeden Tag. Aleksandra hat viel zurücklassen müssen, auch ihr Freund, ihre erste große Liebe, ist in der Ukraine geblieben. Der Krieg hat sie aus der Selbstverständlichkeit ihres Alltags gerissen, ein Einschnitt in ihr Leben, der bleibt. Auch Manfred Hüllen hat Krieg miterlebt. Er ist Jahrgang 1939 und zittert noch heute bei der Erinnerung an den Bunker, in dem seine achtjährige Schwester bei einem Tieffliegerangriff ums Leben kam. Um seiner Ohnmacht über einen erneuten Krieg etwas entgegen zu setzen, besucht er Schulen und erzählt Kindern und Jugendlichen vom seinen Kriegserfahrungen. So wie in Sittensen, Die Schüler und Schülerinnen, die ihm zuhören, spüren, dass die Wunden eines Krieges ein Leben lang bleiben. Hüllen warnt deshalb: Genau das, was er erleben musste, würde jetzt den ukrainischen Kindern passieren. Und er trifft ukrainische Kinder und Jugendliche, die nach der Flucht in der Fremde ein neues Leben beginnen müssen - auch Aleksandra.
- LNG-Terminal: Umstrittenes Gutachten zum Chlor
Aus dem LNG-Schiff "Höegh Esperanza" in Wilhelmshaven wird in den nächsten Wochen das Biozid Chlor in die Jade eingeleitet. Laut einem Gutachten soll das keine messbaren Auswirkungen auf das Weltnaturerbe Wattenmeer haben. Der Auftraggeber des Gutachtens: Der Betreiber des Schiffes selbst - Uniper. Für Panorama 3 haben die Schadstoff-Expertin Prof. Gesine Witt (HAW Hamburg) und der Experte für Altlasten im Meer Dr. Matthias Brenner (Alfred-Wegener-Institut) das Gutachten bewertet. Das Wattenmeer sei bereits an seiner Belastungsgrenze angekommen, sagen sie, und Deutschland habe sich gesetzlich verpflichtet, den Zustand nicht weiter zu verschlechtern. Sie fordern deshalb unabhängige Untersuchungen, die sich nichtauf die Gutachten nur einer Partei stützen. Auch der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer hatte in einem NDR-Interview beteuert, dass man unter den Grenzwerten bliebe, sich dabei aber augenscheinlich nur auf zwei Partei-Gutachten des Betreibers Uniper gestützt. Die Chlor-Einleitungen in die Nordsee könnten insgesamt vermieden werden, wenn eine Ultraschallmethode auf den Schiffen zum Einsatz käme. Bisher wurde behauptet, diese Ultraschallmethode sei bauweisebedingt auf dem Regasifizierungsschiff in Wilhelmshaven ausgeschlossen. Doch jetzt laufen nach Panorama 3-Recherchen im Hintergrund doch Gespräche für eine Umrüstung des LNG-Schiffes.
- Teure Passvergabe: Finanzspritze für Assads Krieg?
Elf Jahre Krieg in Syrien und Diktator Baschar al-Assad gilt als pleite. Städte zu bombardieren und Folterknäste zu betreiben, ist teuer. Umso gelegener kommt dem Verbrecherregime in Damaskus ein Geldsegen aus Deutschland. Denn die deutsche Regierung zwingt syrische Geflüchtete dazu, ihren Pass regelmäßig in der Botschaft ihres Heimatlandes zu verlängern. Und die syrische Botschaft verlangt mit Billigung der deutschen Politik wahre Wucherpreise für die Ausstellung der Papiere. Nach Berechnungen von Panorama 3 kann das Regime in Damaskus auf diese Weise mindestens 100 Millionen Euro einnehmen - allein mit der einfachen Passvergabe an syrische Geflüchtete, die ihre deutsche Aufenthaltserlaubnis verlängern müssen. Hinzu kommt die psychische Belastung: Syrerinnen und Syrer, die womöglich gefoltert oder deren Familienmitglieder ermordet wurden, müssen auf Anordnung deutscher Behörden in der syrischen Botschaft vorsprechen, wo sie unter großen Porträtbildern des Diktators Assad warten dürfen.
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