Panorama 3
Dienstag, 31. Januar 2023, 21:15 bis
21:45 Uhr
Donnerstag, 02. Februar 2023, 01:55 bis
02:45 Uhr
- Kükentöten trotz Verbot? Auf der Spur der Bruderhähne
Seit Januar 2022 ist das Kükentöten in Deutschland verboten. Weil bei den hochgezüchteten, eierlegenden Hühnern nur die Hennen gebraucht wurden, sind die frisch geschlüpften Hähne, die männlichen Eintagsküken, bis Ende 2021 in Deutschland direkt getötet worden. Doch das mittlerweile gültige Verbot ist ein deutscher Alleingang und wirft neue Probleme auf: für die zig Millionen mageren Brüder der Legehennen gibt es praktisch keine Nachfrage an deutschen Fleischtheken. Und für deren Aufzucht fehlen in Deutschland die notwendigen Stallplätze.
Wo sind die Hähne hin? Panorama 3 hat sich auf die Spur der Bruderhähne gemacht. Wir sprechen mit einem Unternehmer, der Stallplätze für Bruderhähne besorgt und mit einem Bio-Geflügellandwirt, der Hühnerrassen hält, die sowohl Eier legen, als auch Fleisch liefern. Wir sehen uns Technologien an, mit denen Großunternehmen das Geschlecht der Tiere bereits im Ei bestimmen und männliche Embryos aussortieren. Eine teure Lösung, die sich kleinere Brütereien nicht leisten können. Wir treffen einen Hofbesitzer, der seine Brüterei schließen musste. Denn die Hähne mit aufzuziehen ist teuer - seine Kunden bezahlen es nicht, sondern kaufen stattdessen günstige Junglegehennen aus den Nachbarländern, wo das Töten der Bruderküken noch erlaubt ist. Experten berechnen, dass von den 19 Milliarden Eiern in Deutschland, die hier jährlich verkauft und verarbeitet werden, für 5-6 Milliarden Eier weiterhin männliche Küken sterben müssen.
- Ukrainische Kriegsverletze: fehlende Hilfe nach der Operation
Es war mitten in der Nacht, als die Rakete am 18. August in ihr Wohnhaus in Charkiv einschlug. Svitlana, Yuri und Tochter Kira werden lebensgefährlich verletzt. Die dreiköpfige Familie wird nach einer Notversorgung vor Ort im Oktober letzten Jahres vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe nach Deutschland ausgeflogen, um hier medizinisch versorgt zu werden.
Über 630 Patienten und Patientinnen wurden bislang im Zuge dieser Patiententransporte aus dem Kriegsgebiet nach Deutschland gebracht und behandelt. Wohingegen die Planung bis zur Operation klar geregelt ist und von Seiten der Behörden engmaschig begleitet wird, sind die Ukrainerinnen und Ukrainer nach der Operation im Krankenhaus oft allein auf die Unterstützung von ehrenamtlichen Helferteams angewiesen. So auch die Familie aus Charkiv. Wochenlang wird die Familie bestmöglich in einem Krankenhaus in Hannover versorgt. Doch nach der Entlassung scheint sich niemand mehr zuständig zu fühlen: Eigentlich benötigt die Familie nun weitere medizinische und psychologische Hilfe. Darum muss sie sich selbst bemühen - trotz des gesundheitlichen Zustandes und fehlender Sprachkenntnisse.
- Wohnungsnot: Bauvorhaben der Regierung gescheitert
Wozu die Wohnungsnot Menschen treibt, ist auf dem Campingplatz Sternseh in der Nähe von Gifhorn zu beobachten. Das Ehepaar Sachse hat aus Furcht sich die Miete in Gifhorn nicht mehr leisten zu können ihre Wohnung aufgegeben. Jetzt leben sie auf dem Campingplatz, auch im Januar bei Minusgraden. Denn bezahlbarer Wohnraum ist so knapp wie lange nicht, egal ob in der Stadt oder auf dem Land. Die Politik weiß das längst. Ein zentrales Versprechen der aktuellen Bundesregierung war der jährliche Bau von 400.000 Wohnungen, davon 100.000 Sozialwohnungen. Doch trotz Baugenehmigung werden viele Bauvorhaben gar nicht mehr angefangen. Der Grund: Die Kosten sind so gestiegen, dass in der Folge bezahlbare Mieten kaum möglich sind.
Bundesbauministerin Klara Geywitz musste nun einräumen, dass das geplante Bauvorhaben in diesem und auch im kommenden Jahr nicht realisierbar sein wird. Dafür hat die Ministerin auch eine Ausrede parat: Grund für die gestiegenen Materialkosten, Lieferengpässe und hohen Zinsen sei Corona und der Ukrainekrieg. Doch Fachleute widersprechen Geywitz. Architekt Jan Schulz aus Kiel hat sich auf kostengünstiges Bauten spezialisiert, er bemängelt die unzähligen, kostentreibenden Vorschriften. „Wir müssen heute für Sozialwohnungen teurer und hochwertiger bauen als vor 15 Jahren im Luxussegment.“ Auch Prof. Dietmar Walberg beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Baukosten. Er fordert ein Sondervermögen für den sozialen Wohnungsbau von 50 Milliarden Euro bis zum Ende der Legislaturperiode. Wie die Bundesregierung es schaffen will, künftig in die Nähe von 400.000 neuen und bezahlbaren Wohnungen zu kommen, fragen wir die Bundesbauministerin im Interview.
- Redaktionsleiter/in
- Maike Rudolph
- Redaktion
- Grit Fischer
- Brid Rösner
- Mareike Fuchs
- Dirk Zblewski
- Produktionsleiter/in
- Tobias Jahn
- Redaktionsassistenz
- Meike Nickel