Panorama 3
Dienstag, 30. August 2022, 21:15 bis
21:45 Uhr
Donnerstag, 01. September 2022, 01:50 bis
02:30 Uhr
Die Themen der Sendung
- Helgoland: Plastikmüll aus Fischernetzen bedroht Seevögel
In diesem Jahr ist auf Helgoland einiges anders: Normalerweise brüten rund 1.600 Basstölpel-Paare am roten Felsen. Doch in diesem Sommer sind viele Nester leer und Kadaver liegen herum. Zum ersten Mal ist in Deutschlands einziger Basstölpel-Kolonie die Vogelgrippe ausgebrochen. Doch die weißen Vögel mit dem langen Schnabel kämpfen auch noch mit der Umweltverschmutzung. Viele Seevögel, die nur zum Brüten an Land fliegen, sterben an Plastikmüll. "In fast allen Nestern der Basstölpel ist Plastik verbaut", sagt der Vogelforscher Elmar Ballstaedt. Beim Füttern geraten die Jungvögel aber auch die Vogeleltern immer öfter in Plastikschnüre. Wenn sie sich nicht selbst befreien können, verenden sie qualvoll.
Forscher vermuten, dass die Vögel die Kunststofffasern mit Algen verwechseln und in ihren Nestern verbauen. Die meisten dieser Plastikfasern stammen von Schleppnetzen. In Europa landen jährlich tonnenweise dünne Plastikfäden aus der Fischerei im Meer. "Dolly Ropes" nennt man die Scheuerschutzmatten aus Plastik. Sie bewahren die schweren Grundschleppnetze vor vorzeitigem Abrieb. Die Fransen sind so konstruiert, dass bei Bodenkontakt einzelne Fäden abreißen. Hunderte Tonnen zusätzlichen Plastikmüll landen so jedes Jahr im Meer. Umweltschutzverbände fordern schon seit Jahren, "Dolly Ropes" zu verbieten. Auch das Bundesumweltamt plädiert für ein Verbot. Die Ampelkoalition hat ein Verbot dieser Plastikfäden sogar in den Koalitionsvertrag aufgenommen: Man wolle ein solches Verbot EU-weit erwirken. Doch geschehen ist bisher wenig. Wir fragen nach, warum auf politischer Ebene noch nichts passiert ist und warum einige Krabbenfischer in Büsum die Plastikfransen noch immer benutzen.
- Ukraine-Krieg: 96-jährige Holocaust-Überlebende nach Deutschland geflüchtet
"Ich habe Schutz in Ihrem Land gefunden. Vielen Dank dafür", so begrüßt uns Anastasia Gulei vor dem Interview. Sie ist mit 96 Jahren eine der ältesten Geflüchteten aus der Ukraine, und sie ist nicht zum ersten Mal in Norddeutschland. Vor 78 Jahren wurde sie ins Konzentrationslager Bergen-Belsen gebracht, weil sie vor der Zwangsarbeit floh, zu der die deutsche Wehrmacht über eine Millionen Ukrainer*innen einzog. Nach dem die Nazis sie ergriffen hatten, wurde sie nach Auschwitz und danach nach Bergen-Belsen deportiert. Jetzt kehrt sie als Flüchtende zurück in das Land, das ihr so viel Leid angetan hat. "Ich nehme den Deutschen nichts übel, gar nichts", erzählt sie Panorama 3. Das Volk war doch nur eine gehorsame Masse, das für seine falschen Führer überall hinginge. Jetzt habe sie nur noch einen Wunsch: Frieden.
Sie habe schon zwei Führer überlebt und meint damit Hitler und Stalin, jetzt wolle sie auch noch den dritten überleben: Putin. Ihr Drang, ihre Geschichte zu erzählen, ist immer noch ungebrochen. Sie hat bereits an über 200 Schulen von ihrem Überleben im Konzentrationslager berichtet. "Ich habe noch viele Verpflichtungen, weil ich einer der wenigen bin, die überlebt haben." Wenn sie ihre Erlebnisse aus Bergen-Belsen erzählt, kann sie kaum glauben, dass der russische Präsident heute einen Krieg gegen die Ukraine führt. Denn ihre beste Freundin im Konzentrationslager war eine Russin, die ihr das Leben gerettet habe, nach dem sie schwer krank wurde. "Wenn sie das nicht getan hätte, wäre ich auf einen Leichenberg geworfen worden." Gulei hofft, bald wieder in die Ukraine heimkehren zu können. Sie appelliert an uns alle: "Wenn also jetzt das Haus deines Nachbarn brennt, brennt es morgen auch bei dir. Und alle müssen zusammen arbeiten, um dieses Feuer zu löschen."
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