Stand: 24.06.2020 17:33 Uhr

Neue Vorwürfe gegen die Uniklinik in Lübeck

von Stefan Buchen

Der Ministerpräsident werde sich nicht äußern, erklärt sein Sprecher am Telefon. Die Landesregierung von Schleswig-Holstein sei nicht zuständig. Zuvor hatte das Ministerium für Wissenschaft und Bildung ausgeführt: Über "Personalangelegenheiten", welche die Ärzteschaft am Uniklinikum in Lübeck beträfen, führe die "Stiftungsuniversität" die Aufsicht.

Die "Personalangelegenheit" ist der skandalöse Rauswurf einer verdienten Oberärztin der Herzchirurgie, über den die NDR-Sendung Panorama 3 am 19. Mai erstmals berichtete. Mit der glänzenden Karriere von Dr. Doreen Richardt ging es plötzlich steil nach unten, als im April 2018 ein neuer Chefarzt die Führung der Herzchirurgie in Lübeck übernahm. Der neue Chef, Prof. Stephan Ensminger, kam mit einem Team von vier Ärzten aus Bad Oeynhausen.

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Urteil wie ein Paukenschlag

Dr. Doreen Richardt, Herzchirugin am Uniklinikum Schleswig-Holstein © NDR
Oberärztin mit Meriten: die Herzchirugin Dr. Doreen Richardt.

Offenbar sollten nach seiner Vorstellung angestammte Mitarbeiter ihm und seinen Leuten weichen. Einige gingen freiwillig. Aber Doreen Richardt, Mutter von fünf Kindern, wehrte sich. Gegen ihre Verdrängung aus dem OP, den Entzug der Bereichsleitung für minimalinvasive Eingriffe und das Verbot des Chefarztes, bestimmte Vorlesungen an der Uni zu halten, war sie zwar machtlos. Auch die "Freistellung" am 22. November 2019, bei der sie nach ihren Worten "wie bei einer Verhaftung" vom Gelände des Uniklinikums geführt worden sei, musste sie über sich ergehen lassen.

Aber sie klagte vor Gericht und gewann in beiden Instanzen. Das Urteil des Landesarbeitsgerichts Schleswig-Holstein vom 6. Februar 2020 ist ein Paukenschlag, die Richter sprechen klare Worte: Das Klinikum habe die Oberärztin "ausgeschaltet". Dabei habe es seine Macht "missbraucht". Die Klägerin habe sich nichts "zu Schulden kommen lassen". Die Spannungen mit dem neuen Chefarzt seien von ihr "nicht beeinflussbar" gewesen. Dieser habe sie "verdrängen" wollen. Der bloße "Wunsch" eines Chefarztes, eine unkündbare Mitarbeiterin loszuwerden, sei jedoch "nicht schutzwürdig". Seine Behauptung, Dr. Richardt genüge "seinen fachlichen Ansprüchen" nicht, habe Ensminger durch keine konkreten Fakten untermauern können.

Besonders schlecht kommt in dem Urteil der Vorstand des Uniklinikums weg. Die Unterschrift des Vorstandsvorsitzenden Prof. Jens Scholz, Bruder des Bundesfinanzministers und Vizekanzlers, steht unter dem als rechtswidrig erkannten Bescheid über die "Freistellung" von Dr. Richardt. Die Klinikleitung habe es versäumt, für den durch die Bestellung des neuen Teams um Prof. Ensminger entstehenden Personalüberhang in der Herzchirurgie rechtzeitig eine Lösung zu finden, so die Richter. Gegenüber dem NDR bekräftigte Gerichtssprecher Gregor Steidle, der Klinikvorstand hätte sich in dem Konflikt schützend vor die Oberärztin stellen sollen. Das habe er aber nicht getan. Stattdessen habe der Vorstand den Wunsch des Chefarztes, die Oberärztin loszuwerden, umzusetzen versucht "und ist damit gescheitert."

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Neubau Zentralklinikum Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) Campus Lübeck. © Jörg Schwarze Foto: Jörg Schwarze

Arbeitsrechtlicher Skandal an Uniklinik Lübeck

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Parteien vereinbaren Stillschweigen

Am 22. Juni haben sich das Uniklinikum und die Oberärztin in einem gerichtlichen Mediationsverfahren über die Bedingungen der künftigen Zusammenarbeit geeinigt. Das teilte der UKSH-Sprecher Panorama 3 mit. Über die Einzelheiten haben die Parteien demnach Stillschweigen vereinbart.

Ist der Fall Richardt bloß eine "Personalangelegenheit"? Die vielfältigen Reaktionen wecken Zweifel. Das Thema bewegt die Fachschaft Medizin und Gesundheit am Campus Lübeck ebenso wie Klinikärzte in ganz Deutschland. Der Marburger Bund kritisierte das Vorgehen des UKSH. Der Ärztinnenbund kündigte an, Doreen Richardt im Herbst den Preis der "Mutigen Löwin" außerordentlich zu verleihen. "Doreen Richardt ist eine vorbildliche Ärztin, hochqualifiziert als Herzchirurgin, mit bester wissenschaftlicher, fachlicher und persönlicher Reputation", heißt es in der Begründung. "Es wurde der gezielte Versuch unternommen, sie beruflich kalt zu stellen und ihre Karriere zu vernichten", schreibt der Ärztinnenbund weiter. Aber Richardt habe "sich von dem System nicht unterkriegen lassen".

Der Grund für das breite Interesse ist klar: Der Fall Richardt wirft ein Schlaglicht auf die hierarchischen Verhältnisse in deutschen Krankenhäusern. Chefärzte können oft weiter schalten und walten nach eigenem Gutdünken, als wären sie ein Relikt aus wilhelminischer Zeit. Ihr Personal ähnelt Untertanen, die, wenn es gefällig erscheint, höflich in die eigene Verbannung einwilligen sollen, wie es von Dr. Richardt zunächst erwartet wurde.

Medizinstudenten schlagen Alarm

Das scheint nicht mehr in die Zeit zu passen. Die Medizinstudenten in Lübeck haben eine Stellungnahme veröffentlicht. "Zu einer Situation, wie sie Dr. Richardt erfahren hat, darf es nie wieder kommen", ist darin zu lesen. "Zu keinem anderen Thema haben sich so viele Studierende bei uns gemeldet", erzählt die Fachschaftsvorsitzende Frederike Heiden im Interview mit Panorama 3. Die Fachschaft organisierte nach der NDR-Berichterstattung eine Umfrage, an der rund 1.000 von 2.000 Studierenden teilnahmen. Ergebnis: Das Vertrauen des medizinischen Nachwuchses in die Leitung des UKSH ist rapide gesunken. Auf einer Skala von 0 ("kein Vertrauen") bis 10 ("unerschütterliches Vertrauen") erhielt der Vorstand einen Wert von 2,2. Die Teilnehmer wurden auch gefragt, wie hoch ihr Vertrauen vor der Enthüllung des Falles Richardt gewesen sei. Ergebnis: 5,6.

Dr. Doreen Richardt, Herzchirugin am Uniklinikum Schleswig-Holstein © NDR
Eine beliebte Dozentin: Dr. Doreen Richardt.

"Als ich von dem Fall gehört habe, habe ich mich selbst in dieser Situation gesehen", sagt die Medizinstudentin Jana Proschwitz. Viele Studierende kennen Doreen Richardt persönlich, weil sie auch als Hochschullehrerin tätig ist und 18 Doktorandinnen und Doktoranden betreut. "Frau Richardt ist wahnsinnig beliebt durch ihre Art. Sie ist wahnsinnig motivierend und schafft es immer wieder, Leute zu begeistern für ihr Fach", sagt die Studentin Laura Böttcher. Wenn jemand, der eine zwanzigjährige Karriere gemacht hat, so einfach aus dem Job gedrängt werden könne, dann werfe das die Frage auf, "was mit uns, den kleinen Leuten ist", hebt Laura Böttcher hervor. "Frau Richardt stellt für mich ein Vorbild dar," ergänzt die Medizinstudentin, "weil sie mutig war und sich geäußert hat und so etwas nicht mit sich machen lässt."

Keine Lehren aus dem Fall Richardt

"Das UKSH ist sich seiner Verantwortung für die Lösung innerbetrieblicher Konflikte bewusst," schreibt der Sprecher des UKSH in seiner Mitteilung an Panorama 3. "Wenn eine Klärung durch die unterschiedlichen internen Anlaufstellen ausgeschöpft ist, soll zukünftig Unterstützung durch eine externe Mediation geprüft werden."

Wie viel sind diese Worte wert? Eine Antwort des Unikinikums wenige Tage zuvor weckt Zweifel an der Bereitschaft des Vorstandes, wirklich etwas zu ändern. Welche Konsequenzen zieht das Unikinikum aus den im NDR dargestellten Tatsachen rund um Ausgrenzung und Freistellung der Oberärztin, hatten wir wissen wollen. Auf diese Frage gab der Vorstand eine verblüffende Antwort: Bei der Darstellung handele es sich nicht um "Tatsachen". Ansonsten gelte das "Stillschweigen".

Sind die Beschneidung der Kompetenzen von Doreen Richardt, ihr vom Vorstand abgesegneter Rauswurf und das Gerichtsurteil, das diese "Freistellung" als unrechtmäßig wertet, keine Tatsachen? Welche alternativen Fakten hat der Vorstand des Uniklinikums denn, möchte man beinahe nachfragen. Einen Hauch vom Weißen Haus spürt man durch Lübeck und Kiel, wo der Vorstand unmittelbar neben dem Wissenschaftsministerium residiert, wehen.

Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein © NDR
Wird er noch Konsequenzen ziehen? Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH.

Nichts deutet auf Konsequenzen hin. Die Position von Prof. Stephan Ensminger, Chefarzt der Herzchirurgie, scheint unangefochten. Aber kann man zur normalen Tagesordnung übergehen? Recherchen von Panorama 3 sprechen dagegen. Der Leidensdruck in Klinik und Universität ist offenbar zu groß. Zahlreiche Zuschriften ehemaliger und aktiver UKSH-Mitarbeiter erreichten den Norddeutschen Rundfunk.

"Hilferuf" aus dem UKSH

Bemerkenswert ist ein Brief, der im Juni in der Redaktion von Panorama 3 einging. Ein Absender ist auf dem Umschlag nicht markiert. Die Autoren wenden sich "anonym" an den NDR, "da wir um unsere berufliche Zukunft bangen". Unterzeichnet ist der Brief, der von Mitarbeitern des UKSH verfasst worden sein könnte, mit "Freunde der Patienten". Die Verfasser beziehen sich auf die Veröffentlichungen zum Fall Richardt und schreiben: "Über die Missstände beim Personal hinaus gibt es noch gravierendere Zustände in der Patientenversorgung." Man habe sich zu diesem "Hilferuf" entschlossen, weil die Kritik intern "auf taube Ohren" gestoßen und "alles im Sande verlaufen" sei.

Die Verfasser haben zwei sogenannte CIRS-Meldungen beigefügt. "CIRS" steht für "Critical Incident Reporting System". Auf solchen digitalen Plattformen können Beschäftigte des Gesundheitssektors Einzelereignisse, in denen etwas schief ging, anonym melden. Das System soll dazu dienen, Fehler in den Fachkreisen zu thematisieren und aus diesen zu lernen. Es gibt sowohl CIRS-Netzwerke, die ausschließlich auf eine Klinik beschränkt sind, als auch Plattformen, in die Meldungen aus einer Vielzahl von Krankenhäusern einfließen und vom "Ärztlichen Zentrum zur Kontrolle der Qualität in der Medizin" (ÄZQ) verwaltet werden. Der Leiter des ÄZQ, Dr. Christian Thomeczek, bestätigte Panorama 3 telefonisch, dass ihm die beiden CIRS-Meldungen aus dem anonymen Brief vorliegen. "Da geht es nicht nur um Fehler, sondern um Schadensfälle", kommentiert er, also Fälle, bei denen Patienten mutmaßlich geschädigt worden sein könnten.

Medizinische Fehlentscheidung mit Todesfolge?

Dr. Stephan Ensminger, Uniklinikum Schleswig-Holstein. © NDR
Gab Prof. Stephan Ensminger einem Wahlpatienten den Vorzug?

In einer der beiden CIRS-Meldungen wird von einem Notfallpatienten berichtet, der am 13. September 2019 mit dem Hubschrauber in das UKSH gebracht worden sein soll. Er habe an einer "floriden Endokarditis", also einer Herzklappenentzündung, gelitten. Ein Oberarzt der Herzchirurgie habe "trotz seines kritischen Zustandes" entschieden, den Patienten nicht sofort zu operieren. Am 14. und 15. September war Wochenende. Am Montag, den 16. September sei der Notfallpatient auf dem OP-Plan der Herzchirurgie gewesen. "Auf Ansage des Chefarztes", also von Ensminger, sei ein elektiver Patient operiert worden, folglich jemand, bei dem ein chirurgischer Eingriff nicht eilig ist. Diese Entscheidung sei "vor vielen Zeugen" gefallen. "Mehrfach" hätten anwesende Herzchirurgen, Intensivmediziner und Anästhesisten nachgefragt. Der Notfallpatient sei aber zunächst nicht operiert worden.

In der Nacht auf den 17. September habe sich sein Zustand verschlechtert. Er habe ein "Multiorganversagen" erlitten und beatmet werden müssen. Es sei eine Notoperation erfolgt, aber drei Tage später sei der Patient verstorben.

Klinikum und Ensminger weisen Vorwürfe zurück

Auf Anfrage bestreitet das UKSH die geschilderten konkreten Einzelheiten des Falles nicht. Die CIRS-Meldung sei dem Vorstand bekannt. Er habe die Abläufe "sorgfältig geprüft". Dabei sei herausgekommen, dass die Vorgehensweise medizinisch geleitet gewesen sei.

Der Anwalt von Chefarzt Ensminger verschärft den Ton deutlich. Die Vorwürfe seien "längst widerlegt". Es habe "kein medizinisches Fehlverhalten" gegeben. Die CIRS-Meldung und damit der NDR gäben den Sachverhalt "selektiv" und "unvollständig" wieder. Es lägen ausführliche "fachliche Stellungnahmen" vor, die nicht zitiert worden seien. Dadurch seien "entlastende Umstände" wie zum Beispiel "Vorerkrankungen" des Notfallpatienten, die einer Operation entgegengestanden hätten, unerwähnt geblieben. Der Anwalt des Chefarztes schreibt, "anonyme Verleumder" würden das CIRS-System missbrauchen, um "unwahre Bezichtigungen" anzubringen.

Auf Nachfrage erklärte Ensmingers Anwalt, dass die "fachlichen Stellungnahmen" von denjenigen verfasst worden seien, die von den "anonymen Falschbehauptungen" betroffen seien. Nach Recherchen von Panorama 3 sind von mehreren Zeugen des Vorfalls keine Stellungnahmen verlangt worden. Nach NDR-Informationen hat die Staatsanwaltschaft Lübeck Kenntnis von dem Fall. Eine Sprecherin bestätigte auf Anfrage, dass eine Strafanzeige eingegangen sei. Die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen gegen Unbekannt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung aufgenommen.

Berufung auf ärztliche Schweigepflicht

Hatte der Chefarzt gute Gründe für seine Entscheidung, den Notfallpatienten am 16. September nicht zu operieren? Genaueres sagt er hierzu nicht, mit Hinweis auf die "ärztliche Schweigepflicht". Dass es wegen der Entscheidung unmittelbare kritische Nachfragen von Zeugen gab, legt die CIRS-Meldung nahe. Panorama 3 hat Zeugen getroffen und verfügt über zusätzliche Informationen. Den Recherchen zufolge soll der Notfallpatient bei seiner Einlieferung in Lübeck bereits an septischen Embolien als Folge der Herzklappenentzündung gelitten haben. Dabei gelangen infektiöse Herde über die Blutbahn in andere Organe, bei dem Notfallpatienten offenbar in das Gehirn. Das hätte nach Auffassung von Medizinern, mit denen Panorama 3 die Recherchen teilte, eine sofortige Operation erfordert.

Rechtsanwalt Jörg Heynemann in seinem Büro. © NDR
Sieht einen Verdacht der Unterlassung: Fachanwalt für Medizinrecht Jörg Heynemann.

Auch der renommierte Fachanwalt für Medizinrecht Jörg Heynemann, dem Panorama 3 die CIRS-Meldung vorlegte, ist dieser Ansicht. "Wenn man hier einen Notfall hat und behandelt ihn nicht und behandelt stattdessen einen Wahleingriff, den man auch irgendwann später hätte behandeln können, dann ist das natürlich ein Unterlassen", sagt Heynemann. Das gehe "gar nicht".

Ensmingers Anwalt hatte ursprünglich jede Grundlage für einen Verdacht zurückgewiesen und in einer Mail den NDR sogar gewarnt, die Sache tauge "nicht einmal für eine Verdachtsberichterstattung". Sollte der NDR den Fall dennoch als Tatsache veröffentlichen, würden die verantwortlichen Journalisten einen "vorsätzlichen Rechtsverstoß" begehen. Dieser Wertung hatte sich das UKSH angeschlossen.

Zweite CIRS-Meldung ebenfalls brisant

Es wird deutlich: Ensminger und der Vorstand wollen verhindern, dass die Verdachtsmomente öffentlich werden. Auch die zweite CIRS-Meldung, die dem anonymen Schreiben beiliegt, hat es in sich. Dort wird eine Herzoperation im vergangenen Herbst geschildert, bei der es zu einer schweren Komplikation gekommen sein soll, weil angeblich eine Kanüle aus der Aorta des Patienten rutschte. Am Schluss ging alles gut und der Patient überlebte. Der hospitierende Arzt, der laut CIRS-Meldung maßgeblich an der Operation beteiligt gewesen sein soll, soll aber in dem OP-Bericht nicht auftauchen. Das UKSH schreibt dazu in seiner Stellungnahme, der Ablauf der OP sei "unrichtig" wiedergegeben. Den Vorwurf, aus dem OP-Bericht seien "wesentliche Tatsachen" ausgelassen worden, wolle man "aus nachvollziehbaren Gründen" nicht kommentieren. "Sie dürften aber falsch liegen", heißt es in der Stellungnahme an die NDR-Journalisten abschließend und ohne weitere Begründungen.

Es gibt weitere Vorwürfe und eine weitere Strafanzeige. Demnach soll es in der Herzchirurgie zu wiederholten Überschreitungen der zulässigen Arbeitszeit gekommen sein. Bestimmte Ärzte sollen demnach nach regulären 20-Stunden-Diensten noch einen oder sogar mehrere minimalinvasive Eingriffe am Herzen vorgenommen haben. Das gefährde die Patienten. Das UKSH meint dazu, es sei zulässig, dass Ärzte "anlassbezogen" ihre Regelarbeitszeit überschreiten.

Was ist los im UKSH? Der Vorstand suggeriert: alles in Ordnung, die Kritik sei deplatziert. Aber kann er diesen Standpunkt wirklich durchziehen? Das UKSH ist ein öffentlicher Betrieb und dazu mit mehr als 13.000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber Schleswig-Holsteins. Der Frage nach Konsequenzen aus dem Vorgehen gegen die Oberärztin Doreen Richardt weicht die Landesregierung aus. Angesichts der neuen Verdachtsmomente wird sich dieser Standpunkt schwerer halten lassen. Denn mit dem Hinweis, es handele sich um "Personalangelegenheiten", werden sich die neuen Vorwürfe nicht so leicht herunterspielen lassen.

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Dr. Doreen Richardt als junge Ärztin am Uniklinikum Schleswig-Holstein. © NDR

Der gescheiterte Rauswurf

Blamage für das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein: Wie die Herzchirurgin Doreen Richardt sich gegen ihren Rauswurf wehrte. mehr


07.08.2020 14:49 Uhr

Der Beitrag wurde aufgrund einer Gerichtsentscheidung redaktionell geändert.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 23.06.2020 | 21:15 Uhr