Dramatische Schäden: Wie ist der Wald zu retten?
Im Minutentakt fällt und zersägt der Harvester bis zu 50 Jahre alte Fichten. Die Zeit drängt, denn Borkenkäfer haben die Nadelbäume angebohrt. "Wir rechnen hier mit 3.000 bis 4.000 jetzt frisch befallenen, neuen Bäumen", schätzt Michael Rudolph, der Sprecher der Niedersächsischen Landesforsten. Übersehen sie einen Baum, kann der Borkenkäfer bis zu 600 neue Bäume befallen. Den Forstleuten bleibt jetzt nur noch der Kahlschlag.
Gift-Fallen gegen den Borkenkäfer
Und sie greifen zu einer weiteren, radikalen Methode: Um den Käfer vollständig zu beseitigen, setzen die Landesforsten nun auch Gift ein. Kleine Zelte sollen die Borkenkäfer mit einem Lockstoff anziehen. Das Netz der Zelte ist mit einem Nervengift beschichtet. "Die Förster haben die Aufgabe, den Wald zu schützen", so Rudolph, "eine solche Borkenkäfermassenvermehrung ist eine Gefahr." Sie rechtfertige den Einsatz.
Lutz Fähser, ehemaliger Forstdirektor aus Schleswig-Holstein, sieht das anders. Für ihn hat Gift im Wald nichts zu suchen: "Ich bewerte auch, dass wir Gift in ein Ökosystem eintragen, das das letzte Refugium von Natürlichkeit ist." Nicht nur der Borkenkäfer sei durch das Gift betroffen, sondern auch andere Insekten.
Monokulturen als Problem
Für ihn ist nicht der Borkenkäfer das Problem, sondern die Bepflanzung. Noch immer gibt es viele Hektar Nadelwald, der fast ausschließlich mit gleichaltrigen Fichten bepflanzt ist - Monokultur. Nun kommt der Klimawandel hinzu: Stürme, Trockenheit und extreme Hitze schwächen die Bäume. Leichtes Spiel für den Borkenkäfer. In seiner Zeit als Forstdirektor hat Lutz Fähser schon früh begonnen, Wald Wald sein zu lassen. "Dann entwickelt sich von ganz alleine das, was Natur machen würde", so Fähser. Reine Nadelwälder wandelten sich zu Laubmischwäldern - bei denen Borkenkäfer kaum eine Chance haben.