Stand: 23.05.2018 14:22 Uhr

Bereit für das Weltende: Was sind "Prepper"?

von Julian Feldmann

In einem Wald in Berlin am vergangenen Wochenende: Unter Anleitung von zwei Überlebens-Trainern basteln knapp 20 Menschen an Fallen für Wildschweine. Mit Sägen und Macheten bauen sie sich Speere, die sie dann im "Ernstfall" auf die Tiere fallen lassen wollen. Keine einfache Aufgabe - Wildschweine können gefährlich werden. Es ist ein Training, das auf genau diesen Ernstfall vorbereiten soll.

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"Prepper" zweifeln am Staat

Die Veranstalter und einige ihrer Kursteilnehmer sind sogenannte Prepper. "Prepper" sind Menschen, die sich akribisch auf mögliche Krisen und Katastrophen vorbereiten. Sie bezweifeln nämlich, dass zum Beispiel im Falle eines Krieges, einer Naturkatastrophe oder eines Terroranschlages die staatliche Krisenvorsorge funktioniert. Daher legen sie eigenständig Lebensmittelvorräte an und erlernen Überlebenstechniken. Viele "Prepper" könnten so mit Hilfe ihre Vorräte mehrere Wochen lang autark leben.

Die "Prepper"-Szene ist in Deutschland keine einheitliche Bewegung. Von politischem Radikalismus grenzen sich die meisten deutschen "Prepper"-Foren ab, doch die Szene ist attraktiv für Waffennarren und Verschwörungstheoretiker. Manche "Prepper" bereiten sich darauf vor, ihre Vorräte im Krisenfall mit Waffengewalt zu verteidigen. Daher sind mittlerweile auch Verfassungsschützer auf die Gruppe der "Prepper" aufmerksam geworden. 

Verfassungsschutz zieht Vergleich zu Reichsbürgern

Stephan J. Kramer © NDR
Stephan J. Kramer, Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz Thüringen, sieht Parallelen zu bewaffneten Reichsbürgern.

Der Verfassungsschutz in Mecklenburg-Vorpommern warnt  in seinem letzten Bericht vor Radikalisierungstendenzen im rechtsextremistischen Spektrum: Es gebe "Strömungen, die sich zunehmend von 'Feinden' umgeben sehen und sich für den 'Notstand' rüsten". "Durch gezieltes Trainieren von Überlebenstechniken oder dem Anlegen von Vorräten erfolgt die Vorbereitung auf einen 'Ernstfall'", so die Verfassungsschützer. Auch Stephan J. Kramer, Chef des Thüringer Verfassungsschutzes, sieht Schnittmengen zwischen "Preppern" und der rechten Szene. Vor allem im Bereich der rechtsextremistischen "Reichsbürger" gebe es Ähnlichkeiten, etwa in der Affinität zu Waffen. "Ohne dass beide Gruppen gleichzusetzen sind, sind Überschneidungen erkennbar."

Razzien in Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern stehen die "Prepper" seit vergangener Woche unter besonderer Beobachtung. Die Landespolizei soll mit einer Kommission die "Prepper"-Szene im Bundesland genau unter die Lupe nehmen.

Hintergrund ist eine Razzia gegen die "Prepper"-Gruppe "Nordkreuz" in Mecklenburg-Vorpommern Ende August. Die Bundesanwaltschaft hatte die Wohnungen und Geschäftsräume von sechs "Nordkreuz"-Mitgliedern durchsuchen lassen. Die Ermittler werfen zwei von ihnen vor, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben. Der Polizist Haik J. und der Rostocker Bürgerschaftsabgeordnete und Rechtsanwalt Jan Hendrik H. sollen sich für den Zusammenbruch der staatlichen Ordnung gerüstet und diesen als Chance gesehen haben, "Vertreter des politisch linken Spektrums festzusetzen und mit ihren Waffen zu töten", wie die Ermittler mitteilten.

Ermittlungen gegen "Nordkreuz" dauern an

Marko G. © Screenshot
Der Polizeibeamte Marko G. bezeichnet die Razzia als "unverhältnismäßig".

Der Gründer der rund 30 Personen umfassenden Gruppe "Nordkreuz", Marko G., kann sich nicht vorstellen, dass seine "Prepper"-Freunde solche Anschläge geplant hätten. "Das sind alles Leute, wie Sie und ich, die in ganz normalen Berufen sind, in ganz normalen Verhältnissen." Gemeinsam hätten sie sich einfach nur auf eine Krise vorbereiten wollen. Bemerkenswert bleibt: Marko G. ist Polizeibeamter. Ein Polizist, der die Sicherheit und die Beständigkeit des Staates anzweifelt. Bemerkenswert ist auch: fast alle "Nordkreuz"-Mitglieder sind legale Waffenbesitzer - als Jäger und Sportschützen. Die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft laufen noch.


04.05.2018 13:15 Uhr

Hinweis der Redaktion: Zu diesem Beitrag erreichte uns eine Programmbeschwerde. Ein Teilnehmer des "Survival-Workshops" kritisierte, im "Beitrag in einem Atemzug mit militanten und rechtextremen Systemzweiflern und Untergangspropheten" genannt worden zu sein. Die Redaktion hat daher die Hintergründe der gezeigten Personen präzisiert. Der Rundfunkrat des Norddeutschen Rundfunks stellt hierzu fest: "Auch der Rundfunkrat hat sich eine noch deutlichere Abgrenzung zwischen den Teilnehmern/innen des Survival Kurses und der vom Verfassungsschutz beobachteten Prepper-Szene gewünscht und hat dies gegenüber der zuständigen Redaktion auch deutlich gemacht. Einen Verstoß gegen die Grundsätze der Programmgestaltung gem. NDR-Staatsvertrag hat der Rundfunkrat jedoch nicht festgestellt."

 

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Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 19.09.2017 | 21:15 Uhr

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Rechtsextremismus