AfD Niedersachsen: Gier, Lügen und Intrigen
Man sollte meinen, dass die Spitzenkandidatin für eine Landtagswahl und der Landesvorsitzende der Partei im regen Austausch stehen. Nicht so bei der AfD Niedersachsen. Dort stehen sich Spitzenkandidatin Dana Guth und der Landesvorsitzende Armin-Paul Hampel in herzlicher Abneigung gegenüber. Guth kritisierte den Führungsstil ihres Vorsitzenden, scheiterte allerdings beim Versuch, Hampel als Landesvorsitzenden zu stürzen.
"Der Name ist Programm"
Dann setzte sie sich aber gegen den ausdrücklichen Wunsch Hampels auf einem Parteitag im August als Spitzenkandidatin für die Landtagswahl in Niedersachsen durch. "Man muss ehrlich bleiben, das war nicht unsere Wunschkandidatin. Aber die Mitglieder haben so entschieden. Und der Name ist Programm. Frau Guth wird das schon gut machen", so ein zerknirschter Armin-Paul Hampel nach der Wahl. Auf die Frage, wie ihr Verhältnis zu Hampel derzeit sei, bricht die Spitzenkandidatin Guth das Panorama-Interview zunächst ab. Um dann zu sagen, dass man "hin und wieder" der "Situation angemessen" miteinander rede. Am Mittwoch warf die Göttinger AfD-Kreistagsfraktion die Spitzenkanidatin aus der Fraktion.
"Alle gegen alle"
In der AfD Niedersachsen wird mit harten Bandagen gegen innerparteiliche Gegner gekämpft. Zeitungen schreiben vom "Krieg in der Partei" oder von "niedersächsischen Gräben". Die AfD Niedersachsen sei eine Partei, in der "Alle gegen Alle" kämpfen würden.
Thorben Freese zum Beispiel gehört zu den Hampel-Kritikern. Der Kreisvorsitzende Osterholz/Verden versuchte, gemeinsam mit anderen Hampels Wahl zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl zu verhindern. Das gelang ihm nicht, und so fand er sich sprichwörtlich im Fadenkreuz der Hampel-Unterstützer wieder. "Du bist mit Deinem kleinen Häufchen Gesinnungsgenossen isoliert. Euer Versuch, den Landesverband zu spalten, ist gescheitert. Ihr seid wie Aussätzige. In der AfD Niedersachsen ist es mit Dir persönlich zu Ende", schrieb ihm das damals kooptierte Mitglied im Landesvorstand der AfD, der Hampel-Getreue Uwe Wappler.
Operation "Trappenjagd"
Wappler schmiedete sogar einen Plan, wie mit dem Kritiker umzugehen sei. Name: Operation Trappenjagd. Diesen Plan schickte er per E-Mail auch an Hampel. Ein Auszug:
"Liebe Freunde,
Ich gedenke, jetzt das Thema Thorben Freese zu beenden. In der Jägersprache "Karnickelfangschlag". Operationsplan:
1. Freese unter Druck setzen, damit er weitere Fehler macht
(...)
4. Wir isolieren ihn von der Basis und kapern seine Veranstaltung "Kohlessen“
(...)"
Austritt nach "Meinungsverschiedenheiten"
Auch Holger Pieters aus Leer gehörte zu den innerparteilichen Gegnern von Hampel. Diese Woche trat er schlussendlich aus der AfD aus, auch weil er mit der Führung des Landesverbandes unzufrieden war. Es sei nie um Inhalte gegangen, sondern nur um Ämter, so Pieters. Hampel weist diesen Vorwurf auf Nachfrage zurück. Es habe Meinungsverschiedenheiten mit Pieters über die Ausrichtung des Wahlkampfes gegeben.
Pieters glaubt aber, dass er sich den Zorn des Vorsitzenden zuzog, weil er sich dagegen aussprach, dass Hampel eine Aufwandsentschädigung als Vorsitzender der AfD Niedersachsen bekommt. Um 3.000 Euro soll es damals gegangen sein. "Ich habe dafür gearbeitet, dass dieses Geld nicht ausgezahlt wurde. Daraufhin hat Hampel mir das Vertrauen entzogen und mich sozusagen als Feindbild dargestellt."
Nur "Kinderkrankeiten einer jungen Partei"?
Für Armin-Paul Hampel sind das alles Kinderkrankheiten einer Partei, die erst vor ein paar Jahren gegründet worden sei. "Wir sind noch eine junge Partei im Werden und eine Partei, die sich bestimmt noch ein paar Mal schütteln muss, um zu begreifen, wie funktioniert eine Partei und mit welchen kann man gut arbeiten und welche sind eben nicht konstruktiv, das ist ein Lernprozess." Und als frisch gewählter Bundestagsabgeordneter fügt er entspannt hinzu: "Das nehm ich gelassen, solange sie meinen Namen richtig schreiben, ist die Welt in Ordnung."