Raubzug: Wie der Mittelstand die Juden ausplünderte
Eine ganz typische "Arisierung"
Für den renommierten Historiker Götz Aly eine typische Entwicklung: "In Wirklichkeit stehen Gewalt, Zwang, Morddrohungen, Boykott, staatliche Schikanen en Gros im Hintergrund, und es geht immer darum, nur dieser einen bestimmten, eben rassisch als Juden definierten Minderheit Nachteile über Nachteile zu verschaffen und den Druck so zu erhöhen, dass sie einfach sagen: Schluss jetzt. Wir gehen, egal, was mit unserem Eigentum hier passiert." Für die Herbsts ist dieser Punkt 1935 erreicht. Sie fliehen über Belgien nach Kanada. Familienmitglieder, die zurück bleiben, sterben später in Auschwitz.
Was sagen die heutigen Eigentümer?
Heute gehört die von der Familie Herbst gegründete Firma Felina einer verschwiegenen Schweizer Investorengruppe. Die Unternehmensleitung wollte sich trotz mehrfacher Anfragen nicht vor der Kamera zur lückenhaften Darstellung der eigenen Geschichte äußern. Schriftlich teilt sie mit: "Die Tätigkeit von Frau Fritsche war uns ebenso wie ihr Buch bis zu Ihrer Anfrage unbekannt."
Eine Aussage, die verwundert: Schließlich hat Fritsches Studie in Mannheim für großen Wirbel gesorgt, die örtliche Zeitung, der Mannheimer Morgen, berichtete mehrfach, auch auf der ersten Seite. "Deswegen überrascht es mich sehr, wenn die Felina wirklich nichts mitbekommen haben sollte", so Fritsche. Immerhin teilt die Firma noch mit, man werde nun, "die Darstellung des Unternehmenserwerbs 1936 durch Richard Greiling auf unserer Homepage überprüfen".
Was diese Prüfung ergeben sollte, steht für Tom Herbst bereits fest. Für ihn ist es schwer zu akzeptieren, dass mit der Leistung seiner Angehörigen geworben, aber das ihnen zugefügte Unrecht ausgeblendet wird: "Es ist einfach, das korrekt darzustellen, und sie sollten es korrekt darstellen."
- Teil 1: Wie der Mittelstand die Juden ausplünderte
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