Spiel auf Zeit: wenn die Versicherung nicht zahlt
Fast 30 Jahre lang kämpfte die Witwe Claudia Bernert um die Versicherungsleistung der Allianz für ihren schwerstbehinderten Sohn Daniel. Dieser Kampf führte kürzlich zu einer Niederlage vor dem Oberlandesgericht München. Für Experten wie den Berliner Juristen Prof. Schwintowski von der Humboldt-Universität ist die Verzögerung und Verweigerung der Versicherung kein Einzelfall. Und auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger will jetzt prüfen lassen, ob Geschädigte und Versicherungsnehmer besser geschützt werden müssen.
Claudia Bernert hatte von Anfang an schwere Behandlungs- und Versorgungsfehler durch Arzt, Hebamme und Krankenschwester vor und während der Entbindung für die Hirnschäden ihres Sohnes verantwortlich gemacht. Die Versicherung von Arzt und Hebamme ist die Allianz.
Allianz setzt sich vor Oberlandesgericht durch
Weil ihre Bemühungen um eine außergerichtliche Einigung allesamt scheiterten, zog Frau Bernert schließlich vor Gericht. Die ersten Prozesse konnte sie für sich entscheiden und damit auf eine angemessene Entschädigung hoffen. Doch die Allianz ging jedes Mal in Berufung. Ihr Argument: Daniel Bernert wäre wegen einer schicksalhaften Hirnblutung so oder so behindert auf die Welt gekommen. Die Versäumnisse von Arzt und Hebamme seien im Vergleich dazu weniger schwerwiegend.
Mit dieser Argumentation konnte sich die Allianz letztlich vor dem OLG München durchsetzen. Sie muss an Familie Bernert einmalig nur etwa 270.000 Euro zahlen und jeden Monat 710 Euro. Die Pflege des Schwerstbehinderten kostet monatlich an die 4.000 Euro.