Stand: 26.07.2012 10:00 Uhr

Aufrüstung ohne Debatte: Kampfdrohnen für die Bundeswehr

von Bastian Berbner, Johannes Edelhoff, Britta von der Heide, Tina Soliman & John Goetz

Es geht um Tötung aus der Distanz: Kampfdrohnen können Feinde fast lautlos beobachten und aus der Luft eliminieren. Die Piloten steuern sie per Joystick viele Kilometer weit entfernt, ohne ihr eigenes Leben zu gefährden. Ein Einsatz ohne Risiko - und ein Todesurteil ohne Gerichtsverfahren. Kurz: Eine Technik, die die Austragung bewaffneter Konflikte in Zukunft massiv verändern wird. Das ist verführerisch, offenbar auch für die Bundeswehr: Dort erwägt man nun die vermeintlich präzisen Waffen anzuschaffen, konkret die US-Kampfdrohne "Predator" - auf Deutsch: "Raubtier".

VIDEO: Aufrüstung ohne Debatte: Kampfdrohnen für die Bundeswehr (8 Min)

Tötung auf Verdacht durch Kampfdrohnen?

Die Bundeswehr will ihre Soldaten durch den Einsatz von Kampfdrohnen besser schützen, beispielsweise sollen sie Konvois aus der Luft unterstützen, so der Wehrbeauftragte des Bundestages Hellmut Königshaus. Doch der Einsatz von Kampfdrohnen ist rechtlich umstritten, weil auf Verdacht Menschen getötet werden, präventiv, ohne jemals vor ein Gericht gestellt worden zu sein.

Feindliche Kämpfer und Zivilisten sind aus der Luft nur schwer zu unterscheiden. Das zeigt der Fall des ersten deutschen Opfers, Bünyamin E. aus Wuppertal.

Eine US-Kampfdrohne tötete den 20-jährigen im Oktober 2010 in Pakistan bei einem Angriff auf das Haus eines mutmaßlichen Talibanführers. Eine Straftat hatte E. nicht verübt. Ob er Teil einer bewaffneten Einheit war, ist umstritten. Juristen streiten bis heute über die Rechtmäßigkeit seiner Liquidierung.

Verteidigungsministerium hält an seinen Drohnen-Plänen fest

Thomas de Maizière, zwei Soldaten im Vordergrund in der Unschärfe. © dpa Foto: Friso Gentsch
Thomas de Maizière versperrt sich einer Debatte über den Erwerb von Kampfdrohnen.

Das Verteidigungsministerium hält an seinen Drohnen-Plänen fest, will diese aber nicht kommentieren. Minister Thomas de Maizière lehnte eine Interviewanfrage zu diesem Thema ab und versperrt sich so jeglicher Debatte. Dabei wäre eine breite öffentliche Diskussion das Mindeste, was dem Erwerb solch umstrittener Kampfmittel voraus gehen müsste.  

Panorama über die klammheimlichen Pläne zur Anschaffung einer umstrittenen Waffe.

 

Weitere Informationen
Kapitän zur See Christian Dienst, stellv. Sprecher des Bundesministeriums der Verteidigung, in der Bundespressekonferenz am 27.07.2011 (Screenshot). © NDR

Kampfdrohnen Thema in der Bundespressekonferenz

Nach dem Panorama-Beitrag über Kampfdrohnen bei der Bundeswehr verspricht das Verteidigungsministerium jetzt eine breite Diskussion in der Öffentlichkeit. mehr

Kampfdrohne

Trierer Bischof: Bewaffnete Drohnen senken Gewalt-Schwelle

Ist der Einsatz von Kampfdrohnen eine Frage der Ethik? Laut dem Trierer Bischof Ackermann in jedem Fall. Panorama hatte über Drohnen bei der Bundeswehr berichtet, nun geht die Diskussion weiter. mehr

Aufrüstung ohne Debatte: Kampfdrohnen für die Bundeswehr

Der Panorama-Beitrag vom 26. Juli 2012 als PDF-Dokument zum Download. Download (102 KB)

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 26.07.2012 | 21:45 Uhr

Über Panorama

Kalender © Fotolia.com Foto: Barmaliejus

Panorama-Geschichte

Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. mehr

Anja Reschke © Thomas & Thomas Foto: Thomas Lueders

60 Jahre Panorama

60 Jahre investigativ - unbequem - unabhängig: Panorama ist das älteste Politik-Magazin im deutschen Fernsehen. mehr

Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

Panorama History Channel

Beiträge nach Themen sortiert und von der Redaktion kuratiert: Der direkte Einstieg in 60 Jahre politische Geschichte. mehr