Auftrag Rufmord? Zu viel der Ehre!
Abhängigkeiten durch Vorauszahlungen
Auch später, völlig unabhängig von den Schabirosky-Informationen, äußert sich im Film "Abzocker Maschmeyer - Liebling der Politik, Freund des Bundespräsidenten" vom 8.9.2010 vor der Kamera ein ehemaliger AWD-Teamleiter. Er hatte insgesamt etwa zwei Dutzend AWD-Mitarbeiter unter sich.
Frage des Reporters: "In Ihrer Struktur - wie viele Mitarbeiter konnten von den AWD-Einnahmen leben?"
Antwort des AWD-Mannes: "Insgesamt Null. Richtig gut leben von der Provision, historisch gesehen, wüsste ich jetzt keinen - leider."
Frage des Reporters: "Ist dann die Gefahr nicht besonders groß, dass diese Mitarbeiter den Kunden irgendwelche Produkte verkaufen, die gar nicht für die Kunden geeignet waren, Hauptsache die Provision stimmte?"
Antwort: "Sicher." ( Panorama - die Reporter, NDR Fernsehen 8.9.2010)
Im selben Film kommt ein anderer ehemaliger AWD-Vertreter zu Wort. Er schilderte, wie der AWD mit Vorauszahlungen die Vertreter abhängig machte: "Im Prinzip leiht Ihnen der AWD Geld und Sie müssen es mit Zinsen wieder zurückzahlen. Ich habe mein Konto um 6.000 Euro überzogen, Riester-Rente gekündigt von meiner Frau und mir, Lebensversicherung gekündigt, Bausparverträge gekündigt. Eigentlich alles, was für die Zukunft war, kündigen Sie." (Panorama - die Reporter, NDR Fernsehen 8.9.2010)
Im selben Film ist ein Zitat aus dem Brief eines verzweifelten AWD-Vertreters, der ausgestiegen war: "Bin gerade dabei, mein Haus zu verlieren. Der AWD verlangt von mir 18.000,- Euro. Ich habe gekündigt, weil der Druck sehr groß wurde..... Der AWD droht schon. Brauche unbedingt Hilfe."
Schabirosky widerspricht sich
Schabirosky selbst widerspricht sich zu diesem Thema in seinem Buch. Denn auf Seite 34 berichtet er selbst über die Verschuldung der AWD-Vertreter. Ausführlich beschreibt er die Auseinandersetzung mit Vorgesetzten, die zu seinem Rausschmiss führte. "Guck Dir doch mal unsere Neuen an. Wenn die ihren Freunden und Verwandten Versicherungen verkauft haben, wissen sie nicht, wie sie an neue Kunden kommen sollen. Aber ihre Kosten laufen weiter. Hör Dich doch mal um, wie viele Mitarbeiter schon in den Miesen sind.“ Und wenige Sätze später derselbe Stefan Schabirosky: "Verraten Sie mir doch mal, warum so viele Mitarbeiter nach kurzer Zeit wieder gehen." ( Seite 34)
Die sogenannte "Linearisierung" - AWD-Jargon für vorgezogene Provisionen, die im Nachhinein bei vielen Mitarbeitern zur Verschuldung führen - war schon lange, bevor Schabirosky Kontakt zum NDR hatte, in den Medien problematisiert worden. Auch Institutionen wie Finanztest und IFF (Institut für Finanzdienstleistungen) hatten dieses hoch umstrittene Merkmal des AWD-Strukturvertriebs angeprangert.
- Teil 1: Schabirosky nicht einziger Informant
- Teil 2: Abhängigkeiten durch Vorauszahlungen
- Teil 3: Angebliche Offenbarung der "geheimen Adresse" Carsten Maschmeyers
- Teil 4: Der angebliche Tipp: Rückabwicklung von AWD-Verträgen möglich